Krim-Krise schreckt Anleger – Rubel sinkt auf Rekordtief

Krim-Krise schreckt Anleger – Rubel sinkt auf Rekordtief
Handelsraum der Moscow Exchange.

Handelsraum der Börse Moskau.

Berlin / Moskau – Die Krise auf der Krim hat die Investoren weltweit aufgeschreckt und weckt die Angst vor einem neuen Ost-West-Konflikt. Am Montag gingen die wichtigsten Börsen weltweit auf Talfahrt. Am stärksten fielen die Verluste in Russland aus. Der Aktienmarkt in Moskau verlor zeitweise gut zwölf Prozent. Der russische Rubel sank zum amerikanischen Dollar auf ein Rekordtief.

Auch der deutsche Leitindex Dax und der europäische Eurostoxx verloren deutlich. Die Anleger flüchteten aus Furcht vor einer Zuspitzung der Lage in der Ukraine bei Währungen, Staatsanleihen und Edelmetallen in «sichere Häfen». Die Eskalation trieb den Ölpreis nach oben. Der Goldpreis stieg auf den höchsten Stand sei vier Monaten. EZB-Präsident Mario Draghi erklärte, die Europäische Zentralbank beobachte die Situation mit «grosser Aufmerksamkeit».

Rubel und Osteuropa-Währungen unter Druck
Russland hat im Alleingang auf der autonomen ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel faktisch die Kontrolle übernommen. Auf allen Ebenen versuchen Politiker in der ganzen Welt, die explosive Lage in der Ukraine zu entschärfen.

Vor allem die Währungen, Börsen und Staatsanleihen zahlreicher osteuropäischer Länder standen unter massivem Druck. Der russische Rubel fiel zum amerikanischen Dollar zeitweise um 1,6 Prozent und damit auf einen Tiefststand. Die russische Zentralbank stemmte sich mit einer überraschenden Zinserhöhung gegen die Abwertung des Rubel. Deutliche Verluste gab es auch beim polnischen Zloty und dem ungarischen Forint. Die Landeswährungen Rumäniens, Tschechiens und Bulgariens gaben ebenfalls nach.

Gazprom-Börsenwert rutscht ab
EZB-Chef Draghi schätzt die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen der Ukraine-Krise auf die Wirtschaft des Euroraums bislang als begrenzt ein. Vor dem Europäischen Parlament in Brüssel verwies er auf die vergleichsweise geringen Handelsverflechtungen zwischen der Ukraine und dem Währungsraum. Zudem seien die Engagements europäischer Banken in dem osteuropäischen Land nicht besonders gross. «Die geopolitische Dimension ist aber eine ganz andere.» Die politischen Folgen könnten weit über rein ökonomische Effekte hinaus reichen, warnte Draghi.

An der russischen Börse sackten die Aktien des grössten Unternehmens Gazprom um 13,5 Prozent ab. Der Gasförderer verlor damit an der Börse an einem einzigen Tag rund 9 Milliarden Dollar an Wert. Erst jüngst wurde bekannt, dass der russische Staatskonzern seinen Anteil am europäischen Gasmarkt mittlerweile auf einen Rekordwert von mehr als 30 Prozent gesteigert hatte. Die aktuelle Krise untermauere die Einschätzung, dass sich Europa in der Energieversorgung um andere Quellen bemühen müsse, sagten Händler.

Preise für Öl, Mais und Weizen ziehen an
Am deutschen Aktienmarkt gerieten Unternehmen mit einem starken Engagement in Russland erheblich unter Druck. Unter den grössten deutschen Börsenkonzernen zählte Adidas im politisch dominierten Handel zu den grössten Verlierern. Adidas-Papiere rutschten zeitweilig mehr als 4 Prozent ab. Die Metro-Aktie verlor am Montag zeitweise knapp sieben Prozent. Der Handelsriese will sein russisches Grossmarktgeschäft möglichst noch im ersten Halbjahr an die Börse bringen. Auch die Aktien des Chemieunternehmens BASF fielen deutlich.

Die Preise für Rohöl erhöhten sich deutlich – Russland ist ein weltweit bedeutender Ölexporteur. Sowohl europäisches als auch amerikanisches Öl legten deutlich zu, Nordseeöl sogar um mehr als 2 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Bundesregierung betonte, dass es derzeit überhaupt keine Anzeichen für Lieferengpässe bei Gas und Rohöl aus Russland gebe. Noch deutlichere Preisaufschläge gab es bei Mais und Weizen. Die Ukraine ist eines der weltgrössten Exportländer für Getreide. Am Devisenmarkt legten der US-Dollar und der japanische Yen zu. Der Euro geriet zum Dollar unter Druck.

«Krisenwährungen» wie Gold und Silber gefragt
Als «Krisenwährung» griffen die Anleger auch bei Gold und Silber zu. In der Spitze stieg der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) Gold im Tagesverlauf auf 1350 Dollar. So viel wurde für das Edelmetall zuletzt Ende Oktober bezahlt. Seit Jahresbeginn ist der Goldpreis bereits um etwa zwölf Prozent gestiegen, nachdem er im vergangenen Jahr zeitweise auf bis zu 1180 Dollar abgerutscht war. Auch deutsche Staatsanleihen, die als Hort der Sicherheit gelten, wurden stärker nachgefragt. Dagegen standen ukrainische und russische Staatsanleihen unter Druck. (awp/mc/ps)

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