Krise schlägt bei Banken mit 300 Mrd Euro zu Buche

Krise schlägt bei Banken mit 300 Mrd Euro zu Buche

Washington – Die Euro-Schuldenkrise schlägt bei den Banken in der EU nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds bislang mit schätzungsweise 300 Milliarden Euro zu Buche. 200 Milliarden davon rührten direkt von Beständen an Anleihen von Schuldenstaaten her, heisst es im jüngsten IWF-Bericht zur Stabilität des globalen Finanzsystems. Weitere etwa 100 Milliarden Euro kämen noch einmal durch Finanzverbindungen von Geldhäusern untereinander dazu.

Einige Banken hätten bereits den Zugang zu privaten Kapitalquellen verloren, befindet der Bericht. Dadurch erhöhe sich das Risiko neuer Kreditengpässe und Belastungen der Konjunktur. Um gegenzusteuern, müsse die Politik «glaubhafte Strategien» zum Schuldenabbau vorlegen und die Belastbarkeit der Banken erhöhen.

Summe nicht der Kapitalbedarf der europäischen Banken
Der IWF betrachtete für die Berechnung der direkten Belastungen der Banken durch die Schuldenkrise die Veränderungen bei Kreditausfallversicherungen (CDS) auf Staatsanleihen der ursprünglichen Problemländer Griechenland, Irland und Portugal, aber auch Belgien, Italien und Spanien seit 2010. Über diesen Weg kalkulierten die Fonds-Experten die Anleihewerte nach Marktpreisen. Der Fonds unterstreicht jedoch, dass die genannten Summen nicht einen Kapitalbedarf der europäischen Banken darstellten.

Risiken für Finanzstabilität erheblich erhöht
Unterm Strich hätten sich die Risiken für die Finanzstabilität in den vergangenen Monaten erheblich erhöht, meint der IWF. In der Eurozone habe politischer Streit innerhalb von Ländern wie auch zwischen Staaten, die Hilfestellung leisten, eine dauerhafte Lösung behindert, kritisiert der Weltwährungsfonds weiter.

Zweifel an US-Politik
In den USA wüchsen unterdessen die Zweifel, ob die Politik in Washington zu einer Einigung auf eine mittelfristige Haushaltskonsolidierung imstande sei – ein Schritt, der für die globale Stabilität von entscheidender Bedeutung sei. Dieses «schwache Politik- und Finanzmarktumfeld» lasse die Sorge um Ausfallrisiken wachsen. «Die Risiken sind grösser geworden, und die Zeit läuft ab, um Schwachpunkte anzugehen, die das globale Finanzsystem und die Konjunkturerholung gefährden.»

Banken notfalls auch zwangsweise mit öffentlichem Kapital zu versorgen
Mit Blick auf die europäischen Banken hatte IWF-Chefökonom Olivier Blanchard erst am Dienstag die Haltung des Weltwährungsfonds bekräftigt, Banken notfalls auch zwangsweise mit öffentlichem Kapital zu versorgen. Es wäre immer der wünschenswertere Weg, wenn Geldhäuser frisches Kapital aus privaten Quellen erhielten, erklärte Blanchard in Washington. Komme es aber nicht dazu, «macht es Sinn, sie (die Banken) dazu zu zwingen, öffentliche Mittel zu akzeptieren». Der Vorschlag war in der Bankenwelt auf entschiedene Kritik gestossen.

EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia hatte am Dienstag in Brüssel erklärt, noch mehr europäische Banken benötigten frisches Geld. Die Lücke gehe über die neun Geldhäuser hinaus, die bei den europaweiten Stresstests im Juli durchgefallen waren und nun ihr Eigenkapital aufstocken müssten. An den Finanzmärkten kursieren schon länger Befürchtungen, dass eine Pleite des Schuldensünders Griechenland enorme Löcher in die Bilanzen europäischer Geldhäuser – vor allem in Frankreich und Italien – reissen könnte. (awp/mc/pg)

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