Munich Re erwartet wieder mehr Gewinn

Munich Re erwartet wieder mehr Gewinn
Joachim Wenning, Vorstandsvorsitzender Munich Re. (Foto: Munich Re)

München – Glück bei Katastrophen und an den Finanzmärkten stimmen den weltgrössten Versicherer Munich Re wieder optimistischer für das laufende Jahr. Nach der Gewinnwarnung vom Mai setzte der Vorstand sein Ziel für 2016 am Mittwoch wieder herauf. Der Überschuss soll die zuletzt ins Auge gefassten 2,3 Milliarden Euro nun deutlich übertreffen, wie Finanzvorstand Jörg Schneider in München ankündigte. Als einen Grund für die verbesserten Aussichten nannte das Management die «zufallsbedingt unterdurchschnittliche Schadenbelastung aus Grossschäden».

Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten nicht gut an. Kurz nach Handelsstart verlor die Aktie des Dax-Konzerns in einem sehr schwachen Marktumfeld 4,2 Prozent an Wert.

Wie hoch der Jahresgewinn genau ausfällt, hängt dem Vorstand zufolge «wie üblich vor allem von der weiteren Entwicklung bei Grossschäden, Kapitalmarkt und den Währungskursen ab». Analysten gingen zuletzt bereits von einem Überschuss in Höhe von 2,5 Milliarden Euro aus – immer noch rund 600 Millionen weniger als im Vorjahr. Die erwarteten Schäden durch Hurrikan «Matthew» im Oktober in den USA hat die Munich Re in ihrer neuen Prognose bereits berücksichtigt.

Gewinn in Q3 um fast ein Drittel gesteigert
Im dritten Quartal verdiente die Munich Re unter dem Strich 685 Millionen Euro – fast ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Neben geringeren Schäden trugen dazu höhere Gewinne aus Kapitalanlagen bei. Vor allem der Verkauf von Finanzpapieren brachte dem Konzern mehr ein als ein Jahr zuvor. Insgesamt legte das Kapitalanlageergebnis um fast sechs Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zu. Die Brutto-Beitragseinnahmen sanken um gut ein Prozent auf 12,3 Milliarden Euro – auch infolge des Verkaufs der Erstversicherungs-Töchter in Italien.

Weniger Naturkatastrophen 
Im Schaden- und Unfallgeschäft hinterliessen Naturkatastrophen und von Menschen ausgelöste Grossschäden deutlich geringere Spuren als im Sommer 2015. In der Rückversicherung schlugen die Überschwemmungen im US-Bundesstaat Louisiana und ein grosser Feuerschaden mit jeweils 60 Millionen Euro noch am teuersten zu Buche. Von den Beitragseinnahmen blieb dadurch nach Abzug der Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb mehr übrig. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich von 94,5 auf 92,5 Prozent. Dabei kamen der Munich Re aufgelöste Schadenreserven zugute, nachdem Schäden aus früheren Jahren geringer ausgefallen waren als zunächst gedacht.

Im Auslandsgeschäft er Erstversicherungstochter Ergo reichten die Beiträge im Gegensatz zum vorigen Sommer aus, um die Aufwendungen zu decken. Die Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich von 104,1 auf 98,6 Prozent. In Deutschland blieb sie mit stabilen 96,1 Prozent ebenfalls unter der kritischen 100-Prozent-Marke.

Digitale Transformation
Der seit gut einem Jahr amtierende Ergo-Chef Markus Riess versucht den Düsseldorfer Versicherer für die digitale Welt zu rüsten. Im Juni hatte er ein gut eine Milliarde Euro teures Sanierungsprogramm bekanntgegeben, das erst Anfang des nächsten Jahrzehnts voll greifen soll. Ein Teil der Kosten belastet schon im laufenden Jahr den Konzerngewinn der Munich Re. Die Ergo komme mit dem Umbau «zügig voran», sagte Riess. Es gebe «eine grosse Aufbruchsstimmung». Im Zuge der Neuaufstellung sollen bei Ergo in Deutschland netto 1800 Arbeitsplätze wegfallen.

Kosten in dreistelliger Millionenhöhe nach Hurrikan «Matthew»
Die durch Hurrikan «Matthew» in den USA angerichteten Schäden schlagen sich bei der Munich Re erst im vierten Quartal nieder. Der Vorstand schätzt die Belastung «auf Basis sehr vorläufiger Zahlen» auf einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag.

Nach Ansicht von Experten sind die «Matthew»-Folgen aber zu gering, um den seit Jahren anhaltenden Preisverfall im Rückversicherungsgeschäft zu beenden. Auf Risikoanalysen spezialisierte Experten erwarten, dass die Versicherungsbranche für Schäden an Wohn- und Gewerbegebäuden einen einstelligen Milliarden-Dollar-Betrag bezahlen muss. Zum Vergleich: Hurrikan «Katrina» hatte im Jahr 2005 laut dem Versicherungsdienstleister CoreLogic versicherte Gebäudeschäden von 35 bis 40 Milliarden Dollar angerichtet. Hurrikan «Sandy» kostete die Branche im Jahr 2012 in diesem Bereich etwa 15 bis 20 Milliarden Dollar.

Munich-Re-Vorstand Schneider sprach von einem weiterhin herausfordernden Umfeld für Rückversicherer. Nachdem der Preisverfall bei den vergangenen Vertragserneuerungen etwas nachgelassen habe, erwartet der Vorstand jetzt «deutliche Stabilisierungstendenzen». Der Konzern will weiterhin nicht um jeden Preis neues Geschäft zeichnen und sucht nach Möglichkeiten neue Märkte zu erschliessen – etwa in Schwellenländern, in denen viele Naturkatastrophen-Risiken noch unversichert sind. (awp/mc/pg)

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