Nach Corona-Stresstest: Fed verbietet Banken vorerst Aktienrückkäufe

Nach Corona-Stresstest: Fed verbietet Banken vorerst Aktienrückkäufe
Fed-Chef Jerome Powell. (Foto: Fed/Flickr)

Washington – Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat den Geldhäusern im Land angesichts der Corona-Krise strikte Auflagen zur Schonung der Kapitalausstattung erteilt. Aktienrückkäufe und Dividendenerhöhungen sind für die grössten Banken mindestens bis Ende des dritten Quartals tabu, wie die Fed am Donnerstag (Ortszeit) in Washington mitteilte. Die Massnahme betrifft auch die Deutsche Bank.

Zwar hätten sich die Institute im jährlichen Stresstest gut geschlagen, so die Fed. Doch eine Analyse der Belastungen durch die Corona-Pandemie habe Risiken offengelegt. Die Fed werde nun weitere Massnahmen ergreifen, um die Krisenfestigkeit der Banken intensiver zu prüfen. Soviel ist aber jetzt schon klar: Wegen der Ungewissheit muss das Geld in den nächsten Monaten erstmal zusammengehalten werden.

Nachbörsliche Kursverluste
Bei Anlegern kam die Nachricht nicht gut an, Bankaktien reagierten nachbörslich zunächst mit Kursverlusten. Dabei fielen die Zeugnisse für die Geldhäuser bei der ersten Runde des regulären jährlichen Stresstests durchweg positiv aus. «Das Bankensystem bleibt gut kapitalisiert, sogar unter Annahme der schlimmsten Abwärtsszenarien», erklärte Fed-Vize Randal Quarles in der Mitteilung.

«Das Bankensystem war in dieser Krise bislang ein Quell der Stärke», so Quarles weiter. Dennoch will die Fed die Geldhäuser wegen schwer einzuschätzenden Folgen der Corona-Pandemie zunächst genau im Blick behalten. Die hohe Unternehmensverschuldung in den USA gilt als besonderes Risiko. Die Fed will auf Nummer sicher gehen: Die Banken müssen ihre Kapitalpläne – die auch Dividenden und Aktienrückkäufe betreffen – später in diesem Jahr noch einmal vorlegen.

Fed nimmt Pandemie-Risiken weiterhin sehr ernst
Die strikten Auflagen der Notenbank für den Finanzsektor zeigen, wie ernst die Fed die Risiken der Pandemie weiterhin nimmt. Die Corona-Krise hatte die US-Wirtschaft vorübergehend weitgehend lahmgelegt und die Arbeitslosigkeit rapide ansteigen lassen. Ausgestanden ist die Pandemie obwohl die Lockdown-Massnahmen vielerorts gelockert wurden noch nicht. Im Gegenteil: Zuletzt stiegen die Fallzahlen in vielen Bundesstaaten wieder bedenklich an.

Auch für die Deutsche Bank könnten die Vorschriften der Fed Konsequenzen haben. Das kriselnde Institut nimmt mit ihrer US-Tochter als eine der grossen Auslandsbanken am Stresstest teil – in den vergangenen Jahren war sie dort wiederholt durchgefallen. Anders als bei den US-Rivalen hängen bei den Töchtern ausländischer Geldhäuser zwar nicht die Dividenden und Aktienrückkäufe vom Testergebnis ab, dafür aber die Gewinnausschüttungen an ihre Konzernmütter.

Die US-Notenbank unterzieht die grössten Geldhäuser bei dem Stresstest anhand simulierter Krisenszenarien Belastungsproben, um ihre Kapitalpolster zu prüfen. Nach den schlechten Erfahrungen in der letzten grossen Finanzkrise soll sichergestellt werden, dass die Kreditvergabe bei einem Finanzmarkt-Crash nicht abrupt ins Stocken gerät und Banken nicht wieder mit Steuergeld gerettet werden müssen. (awp/mc/ps)

Federal Reserve Board

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