Presseschau: Das sagen internationale Medien zur CS-Übernahme

Presseschau: Das sagen internationale Medien zur CS-Übernahme
Ein Fall wie jener der Credit Suisse soll sich in der Schweiz nicht mehr wiederholen können.

Zürich – Die Grossbank UBS hat ihre schwer angeschlagene Konkurrentin Credit Suisse übernommen. Die Übernahme der zweitgrössten Schweizer Bank kam auf Druck der Politik und der Aufsichtsbehörden zustande, nachdem sich die Situation der CS drastisch verschlechtert hatte. Das sagen die internationalen Medien dazu:

Financial Times: «CS-Niedergang zeigt, dass Arbeit im Bereich Bankenrisiko nötig ist»
Für die «Financial Times» ist nach der angekündigten Übernahme der Credit Suisse durch die UBS klar: Es braucht mehr Arbeit im Bereich Bankenrisiken. Anleger der Banken seien sich der Risiken zwar bewusst; sie wüssten, dass das Bankgeschäft auf Vertrauen beruhe und dass sich die Stimmung schnell ändern könne. Doch kam der Niedergang der CS dann doch überraschend. Die CS sei allerdings das schwächste Glied im System der globalen Player der Branche gewesen. Und nun hätten die Schweizer Behörden keine andere Wahl mehr gehabt, als die Fusion mit der UBS voranzutreiben. Aus dieser Krise liessen sich nun viele Lehren ziehen. Folgende müsse sich aber durchsetzen: Die Kultur einer Bank ist zu wichtig, um sie auf die leichte Schulter zu nehmen.

Wall Street Journal: «Ende einer 167-jährigen Geschichte»
Für das amerikanische «Wall Street Journal» war die Credit Suisse der «risikofreudige Schweizer Bankriese». Dieser erliege nun einer Krise, die das Ende einer langen Geschichte von 167 Jahren als unabhängiges Institut bedeute. Der Niedergang der Bank habe seine Wurzeln in der Art und Weise, wie sie die letzte Finanzkrise in einem «Überschwang der Gefühle» überstanden habe. Als das Finanzsystem 2008 zusammenbrach, sei die Credit Suisse in besserer Verfassung als viele Konkurrenten gewesen. Sie habe daher aber den Wandel des Bankgeschäfts verpasst und sich auf diesen zu langsam eingestellt. Sie habe daher auch ihre grosse Vorliebe für Risiken nicht ablegen können. Nun habe sie die Quittung dafür erhalten.

Le Monde: «UBS bewahrt Schweizer Finanzplatz vor Debakel»
Die Schweiz ist für die französische Zeitung «Le Monde» eigentlich das Land der Konsensentscheidungen und einer daraus resultierenden Langsamkeit. Doch auch in der Eidgenossenschaft könne man manchmal brutal und schnell sein, die Situation müsse aber «wirklich ernst sein». Vor einigen Wochen noch undenkbar, sei der Untergang eines der Glanzlichter der Wirtschaftsgeschichte des Alpenlandes am Sonntag besiegelt worden, als Bundespräsident Präsident Alain Berset mit ernster Miene die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ankündigt habe. Und dies für einen Kaufpreis deutlich unter dem Schlusskurs der Aktie vom Freitag.

Handelsblatt: «Bedeutendste Bankenfusion in Europa seit Finanzkrise»
Die Notübernahme der CS durch die UBS sei die bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren, schrieb das deutsche «Handelsblatt» am Montag. Die Rettung der Krisenbank habe unbedingt vor Öffnung der asiatischen Märkte am Montag «festgezurrt» werden müssen. Sie sei nicht nur von Bankern, sondern auch von den Finanzmarktaufsehern rund um den Globus verfolgt worden. Was die Öffentlichkeit nun sehe, sei ein «historischer Deal».

Der Spiegel: «Ende einer Ikone»
Der «Spiegel» geht nicht davon aus, dass mit dem Kauf der CS durch die UBS Ruhe im internationalen Bankensystem einkehren wird. Wenn die «abgewirtschaftete CS» sich vom Erzrivalen retten lassen müsse, sei das «der entwürdigende Schlusspunkt einer Talfahrt – und womöglich der Auftakt einer noch grösseren Krise.» Die Übernahme erfolge «für ein Trinkgeld und mit Sterbehilfe des Bundes, ohne dessen finanziellen Flankenschutz die UBS den Deal nicht gemacht hätte», heisst es in einem Artikel.

Frankfurter Allgemeine Zeitung: «Teil des Problems»
Kritische Worte zum Debakel der Credit Suisse gab es auch bei der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Man müsse grundsätzlich nicht viel vom Bankgeschäft verstehen, um erahnen zu können, dass die Fesseln der Regulierung ein echter Spielverderber seien. Das hätten die grossen, von der europäischen Aufsicht kurzgehaltenen Banken immer lauter beklagt, je länger die Finanzkrise 2008 zurückliegt. Es reiche jetzt, die Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu den vor Kraft strotzenden US-Banken seien nicht weiter hinnehmbar. Die Aufsicht sei jedoch eisern geblieben. Heute sollten auch die lautesten Kritiker froh darüber sein: Denn die reihenweise fallenden, weniger stark regulierten mittelgrossen US-Banken richteten einen Schaden an, von dem man jetzt noch nicht wisse, ob er auf die Eurozone übergreife. Noch steht die Brandmauer. Wer jedoch schon einmal nachsitzen müsse: Die Aufseher in der Schweiz. Das beweise der Fall der Credit Suisse. Die Geschehnisse verfrachteten den Satz von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing aus der Corona-Zeit, Banken sollten Teil der Lösung und nicht Teil des Problems sein, ausserdem ins Museum. Der Satz habe ausgedient. (awp/mc/ps)

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