Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz tritt 2016 zurück

Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz tritt 2016 zurück

Pierin Vincenz, scheidender CEO der Raiffeisen Gruppe. (Bild: Raiffeisen)

St. Gallen – Bei der Raiffeisen-Bankengruppe tritt der langjährige CEO Pierin Vincenz per 31. März 2016 zurück. Zu seinem Nachfolger hat der Raiffeisen-Verwaltungsrat den heutigen Stellvertreter Patrik Gisel bestimmt. Vincenz wolle mit Erreichen seines 60. Lebensjahres einen neuen Lebensabschnitt beginnen, begründet die Gruppe den Rücktritt.

Vincenz, der seit 1999 als CEO der Raiffeisen-Gruppe agiert, hatte in den letzten Jahren auf dem Schweizer Bankenplatz für viel Aufsehen gesorgt. So war die traditionell vor allem in ländlichen Gebieten starke Genossenschaftsbank durch eine schnelle Expansion im Inland und nicht zuletzt durch ein aggressives Wachstum im Hypothekarmarkt aufgefallen. Zudem hatte sie sich durch diverse Zukäufe wie der Übernahme des Vermögensverwalters Notenstein oder dem Kauf eines 23%-Anteils am Derivatespezialisten Leonteq deutlich breiter aufgestellt.

Führendes Finanzinstitut
Vincenz habe die Genossenschaftsbank zu einem «erfolgreichen, führenden Finanzinstitut der Schweiz» geformt, schreibt denn auch die Raiffeisen-Gruppe. «In seiner Ära hat sich die Raiffeisen von einer Spar- und Hypothekenbank zur drittgrössten Bankengruppe der Schweiz sowohl in den ländlichen als auch den urbanen Regionen entwickelt». Heute sei jeder zweite Einwohner der Schweiz Raiffeisen-Kunde.

«Einerseits bedauern wir den Rücktritt von Pierin Vincenz sehr, andererseits haben wir grosses Verständnis für seine Entscheidung, nach 20 Jahren und mit Erreichen seines 60. Lebensjahres einen neuen Lebensabschnitt beginnen zu wollen», wird VR-Präsident Johannes Rüegg-Stürm zitiert.

Zeichen für Kontinuität
Mit der Wahl von Patrik Gisel zum neuen CEO setze man ein «klares Zeichen für Kontinuität», schreibt Raiffeisen. Gisel arbeitet seit 15 Jahren bei Raiffeisen. Der Führungswechsel sei auch ein Bekenntnis zur Förderung von herausragenden internen Führungspersönlichkeiten, welche die genossenschaftliche Kultur der Bank mittragen würden.

Als langjähriges Geschäftsleitungsmitglied habe Gisel die Strategie und die operative Führung der Raiffeisen Gruppe wesentlich mitbestimmt. «Die eingeschlagene Diversifikationsstrategie wird konsequent weitergeführt und in enger Zusammenarbeit mit den Raiffeisenbanken nachhaltig umgesetzt», betont die Bank.

Offene Dossiers
Vincenz hinterlässt seinem Nachfolger auch offene Dossiers. So hatte die Übernahme der aus der Bank Wegelin hervorgegangenen Vermögensverwalterin Notenstein Anfang 2013 zu einem langwierigen Streit mit der langjährigen Kooperationspartnerin, der Bank Vontobel, geführt, die seit 2004 für die Anlageprodukte und die Wertschriftenabwicklung und -verwaltung von Raiffeisen verantwortlich ist. Ein Schiedsgericht hatte vor zwei Wochen Vontobel dabei in wichtigen Punkten recht gegeben.

Vergangenen Sommer hatte Raiffeisen den Kooperationsvertrag mit Vontobel per 2017 gekündigt. Gleichzeitig gründete die Genossenschaftsbank mit dem Bankensoftware-Hersteller Avaloq ein gemeinsames Technologieunternehmen. Die Absicht ist dabei, dass die Raiffeisen-Gruppe 2017 das bisherige Frontsystem ablösen und die Wertschriftenabwicklung auf eine neue Avaloq-basierende Bankensoftware migrieren will.

Systemrelevante Bank
Das schnelle Wachstum der Genossenschaftsbank hatte auch dazu geführt, dass die Raiffeisen-Banken von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vergangenen August als systemrelevant für das Schweizer Finanzsystem erklärt worden waren. Weil die Raiffeisen-Gruppe damit als «too big to fail» gilt, muss sie ein Notfallkonzept ausarbeiten und höhere Eigenkapitalanforderungen erfüllen.

Im vergangenen Juni hatte die SNB auch auf die Risiken hingewiesen, welche Raiffeisen mit dem stark gewachsenen Bestand an Hypothekarkrediten eingegangen sei: In ihrem Bericht zur Finanzmarktstabilität nannte sie explizit das Zinsänderungsrisiko, dem die Raiffeisen Gruppe ausgesetzt sei. (awp/mc/upd/pg)

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