Raiffeisen erwartet grosse Marktvolatilität im zweiten Halbjahr

Raiffeisen erwartet grosse Marktvolatilität im zweiten Halbjahr
(Bild: © Kurhan / AdobeStock)

St. Gallen – Die Volatilität an den Finanzmärkten dürfte in der zweiten Jahreshälfte anhaltend hoch sein. Zusammen mit dem Nullzinsumfeld sollten Investoren daher in Aktien und Sachwerte investieren, raten die Experten von Raiffeisen.

Ungeachtet der Kriege in der Ukraine und dem Nahen Osten wie auch des Zollstreits haben sich fast alle Anlageklassen im ersten Semester positiv entwickelt, schreibt Raiffeisen in seinem Ausblick für das zweite Halbjahr 2025. Durch die starken geopolitischen Unsicherheiten habe sich jedoch die Dynamik der Wirtschaft abgeschwächt und auch die Planungsunsicherheiten für Unternehmen zugenommen.

Daher rechnen die Raiffeisen-Experten auch in der zweiten Jahreshälfte weiterhin mit einer hohen Volatilität an den Aktienmärkten. «Die Achterbahnfahrt an den Börsen dürfte sich fortsetzen», sagte Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer (CIO) von Raiffeisen Schweiz.

Da die SNB die Zinsen wieder auf null gesenkt hat, droht Sparerinnen und Sparern unter Berücksichtigung der Inflation laut Geissbühler ein negativer Realzins. «Wer langfristig sein Vermögen steigern will, muss sein Geld an den Finanzmärkten für sich arbeiten lassen und gezielt in Sachwerte investieren», so der Experte weiter.

Im Tiefzinsumfeld seien insbesondere Aktien, Immobilien und Edelmetalle attraktiv. Raiffeisen rät daher zu Investitionen in «defensive, dividendenstarke Schweizer Aktien, etwa aus den Bereichen Versicherungen, Telekommunikation, Nahrungsmittel und Gesundheit.»

Attraktiv seien zudem Schweizer Immobilienfonds. Darüber hinaus gehöre Gold als Krisenschutz weiterhin in das Portfolio, so die Experten weiter. Aufgrund der geopolitischen Spannungen, Zollrisiken und des stagflationären Umfelds dürfte der Goldpreis laut Geissbühler weiter steigen.

Negativzinsen nicht erwartet
Der Anlage-Experte erwartet derzeit nicht, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) wieder Negativzinsen einführen wird. Seine Einschätzung stützt er dabei vor allem auf die zuletzt eher vorsichtigeren Aussagen von SNB-Chef Martin Schlegel.

Laut Geissbühler habe die Forschung gezeigt, dass negative Zinsen zu zahlreichen negativen Effekten führen. «Die Hürde für Negativzinsen ist daher sehr hoch», sagte er weiter.

Ganz ausschliessen wolle er Negativzinsen aber nicht. Vor allem wenn der Euro sich gegenüber dem Franken deutlich abschwächen sollte, oder die globale Wirtschaft in eine Rezession abrutsche, wären Negativzinsen durchaus möglich. Aktuell gehe Raiffeisen im Basisszenario aber nicht von diesem Fall aus.

Hohe Unsicherheiten durch US-Zölle
Derweil sei aktuell nur schwer abzuschätzen, wie sich der Zollkonflikt auf die Schweiz oder die Weltwirtschaft auswirken wird. Für die Schweiz erwartet Geissbühler, dass der Basiszoll von 10 Prozent auf jeden Fall bleiben wird. Zusätzlich rechnet er mit weiteren Zöllen zwischen 5 und 10 Prozent. Zudem werde die Schweiz vermutlich bei den Agrarimporten Zugeständnisse machen müssen, etwa bei den Fleischimporten.

Für die Schweiz wird vor allem der Pharmasektor entscheidend sein. Hier sei es wichtig, dass die Schweiz in einem möglichen Zoll-Deal Ausnahmen vereinbaren könne, insbesondere da Trump zuletzt erneut mit hohen Zusatzzöllen für den Sektor gedroht hatte.

Bei anderen Ländern rechnet Geissbühler damit, dass die Zölle sich zwischen 10 und 30 Prozent einpendeln werden. Etwas trüber schätzt er die Lage bei China ein.

Seinen Einschätzungen zufolge werde Trump aber versuchen, generell höhere Zölle durchzusetzen, da er die zusätzlichen Zolleinnahmen dringend für den Haushalt braucht. (awp/mc/pg)

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