Schweizer Pensionskassen erreichen Vorgaben nicht

Schweizer Pensionskassen erreichen Vorgaben nicht

Zürich – Die Ergebnisse der Umfrage von Swisscanto bei den schweizerischen Pensionskassen (326 teilnehmende Kassen / 426 Mrd Franken Vorsorgevermögen) zeigen, dass im Berichtsjahr 2011 die Renditeerfordernisse nicht erfüllt wurden. Das hat zu einer weiteren Verringerung der Deckungsgrade geführt, wobei die privatrechtlichen Vorsorgeeinrichtungen im Durchschnitt noch immer über 100% liegen. Die Erreichung der notwendigen Sollrenditen wird auch im laufenden Jahr die grösste Herausforderung für die Verantwortlichen sein.

Die von Swisscanto ermittelte Nettoperformance bietet jeweils einen aussagekräftigen und leicht verständ­lichen Hinweis auf die aktuelle Finanzierungssituation der Pensionskassen. Für das Jahr 2011 beziffert sie sich auf durchschnittlich -0,32% und führte damit zu einem leichten Substanzverlust. Die erzielten Renditen bewegen sich überwiegend im Bereich zwischen -2,5% und +2,5%. Ein positives Resultat vermochte mit 46% knapp die Hälfte der Teilnehmer zu erzielen.

Rendite-Durchschnitt über 5 Jahre nur knapp im Plus
Die unbefriedigenden Kapitalerträge belastet die berufliche Vorsorge schon seit einigen Jahren. Der Rendite-Durchschnitt aller teilnehmenden Kassen über 5 Jahre liegt mit rund 0,2% p.a. nur knapp im Plus, und das trotz des sehr guten Ergebnisses für 2009.

Deckungsgrade geben nach
Die Deckungsgrade haben aufgrund der Vorsorgeverpflichtungen, welche mit höheren Zinssätzen rechnen, stärker nachgegeben. Bei den privaten Kassen musste ein Rückgang von rund 106% auf 103% verzeichnet werden, bei den öffentlich-rechtlichen Kassen mit Vollkapitalisierung von 98% auf rund 95%.

Zunahme der Sanierungsmassnahmen bei öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen
Es überrascht nicht, wenn im aktuellen Umfeld zahlreiche Vorsorgeeinrichtungen weiterhin Sanierungsmassnahmen durchführen müssen. Für das laufende Jahr sind es bei den privaten Kassen 19% (Vorjahr 20%), bei den öffentlich-rechtlichen aber überraschende 38% (34%). Die meistgenannte Massnahme bildet mit 70% die Reduktion der Verzinsung (bei umhüllendem Vorsorgeplan), es folgen Sanierungsbeiträge der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer.

Aktive stärker betroffen
Die Reduktion der Verzinsung wie auch die Erhebung von Sanierungsbeiträgen trifft die Aktiven stärker, weil sie dank der gesetzlichen Garantien für die Rentner auch deren Kapital mit finanzieren müssen. Die Umfrage hat einen Anteil der Rentner an der Gesamtzahl der Destinatäre von knapp 25% ergeben, wovon zwei Drittel Altersrentner sind.

Im vergangenen Jahr waren die politisch festgelegten Grössen für die Mindestverzinsung und den Mindestumwandlungssatz abermals höher als die erzielten Renditen, was die Unterdeckung der Vorsorgeeinrichtungen verstärkt hat. Angesichts der anhaltend tiefen Zinsen bleiben die Aussichten für die Erzielung der notwendigen Sollrenditen weiterhin höchst unsicher und stellen die Verantwortlichen vor schwierige Aufgaben.

Absicherungen gegen Inflations- und Währungsrisiken gesucht
Die herrschende Unsicherheit ist eng verknüpft mit den weiterhin schwer prognostizierbaren Aussichten für den Euroraum. Die Stützungsmassnahmen der EZB führen zu einer massiven Ausweitung der Geldmenge, gleichzeitig sind die defizitären Länder zu strengen Sparmass­nahmen verpflichtet. Die Tiefzinspolitik bei anhaltend schwachem Wachstum birgt die Gefahr deflationärer Tendenzen, während die Geldmengenausweitung zu einer beschleunigten Inflation führen könnte. Je nach der erwarteten Entwicklung hätten die Kassen völlig unter­schiedliche Strategien anzuwenden. Die Umfrage zeigt auf, dass generell von einem Andauern der herrschenden Verhältnisse mit tiefen Zinsen und einer geringen Inflation ausgegangen wird. Von einer stark steigenden Inflation ging kein Teilnehmer aus und 35% erwarten leicht steigende Preissteigerungen. Alle übrigen Teilnehmer erwarten eine konstante, teilweise fallende Inflation.

Wie setzen die Kassen ihre Erwartungen konkret um? Zum Schutz vor Inflation werden Realwerte wie Immobilieninvestitionen und Aktien von 72% bzw. 60% der Teilnehmer genannt. Es folgen Rohstoffe (40%) und Cash (37%) sowie Gold (31%). Inflationsgeschützte Anleihen und vor allem Staatsanleihen kommen erst am Schluss und spielen damit nur eine untergeordnete Rolle.

Zwei Drittel der Kassen nehmen Währungsabsicherungen vor
Generell hat die teilweise dramatische Währungsentwicklung der letzten zwei Jahre die Notwendigkeit von Währungsabsicherungen unterstrichen. In der Tat nehmen rund zwei Drittel der an der Umfrage beteiligten Kassen auf ihren Fremdwährungsanlagen in unterschiedlichem Ausmass Absicherungen vor. Diese werden primär für Obligationen Fremd­währung eingesetzt, und zwar im Durchschnitt zu zwei Dritteln, wobei eine vollständige Absicherung nur bei einem Viertel erfolgt. Es folgen – gemessen am Ausmass der Absicherung – Commodities, Private Equity und Aktien Ausland. Am Schluss der Liste finden sich die Anlagen in Hedge Funds.

Tiefzinsumfeld als ständige Herausforderung
Die Asset Allocation hat auch im vergangenen Jahr kaum Änderungen erfahren. Der Anteil des Obligationenvermögens am Gesamtvermögen hat vor allem kursbedingt leicht von 36,7% auf 37,3% zugenommen. Die aktuell tiefen Obligationen-Zinsen bergen für Anleger in Obligationen erhebliche Kursrisiken. In der Umfrage wurde deshalb auch gezielt nach den Veränderungen in diesem Segment gefragt. Erkenntlich wurde, dass rund die Hälfte der Kassen im vergangenen Jahr Änderungen bei der Zusammensetzung des Portefeuilles vorgenommen hat. Im Vordergrund stand dabei der Abbau von Staatsanleihen zugunsten von Unternehmensanleihen. Jeder fünfte Teilnehmer hat ausserdem den Anteil in Emerging-Markets-Anleihen ausgebaut.

12. Umfrage Schweizer Pensionskassen von Swisscanto
An der diesjährigen Umfrage beteiligten sich 326 (Vorjahr 361) Pensionskassen, die rund 2,5 Mio. Destinatäre und ein Vorsorgevermögen von CHF 426 Mia. vertreten. Nennenswert ist, dass die Anzahl Destinatäre und das Vorsorgevermögen im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben ist, obwohl die Anzahl Teilnehmer um rund 10% abgenommen hat. Dies weist auf die weiter sinkende Gesamtanzahl der autonomen und teilautonomen Kassen zugunsten von Sammeleinrichtungen und auf die stetige Zunahme an Umfragen hin, die eine erhebliche Belastung für die Teilnehmer darstellen. Die Repräsentativität der Daten ist weiterhin sehr hoch. Die Umfrage von Swisscanto liefert für viele Bereiche der 2. Säule die einzigen verlässlichen und statistisch abgesicherten Angaben. (Swisscanto/mc/pg)

 

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