Pensionskassen wagen sich noch nicht an Altrenten

Pensionskassen wagen sich noch nicht an Altrenten
(Bild: © DOC RABE Media - Fotolia.com)

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Zürich – Schweizer Pensionskassen beklagen sich seit Jahren über zu hohe Umwandlungssätze in der Altersvorsorge. Sie selbst hätten es jedoch in der Hand, zumindest einen Teil des Problems selbst zu lösen. Davor schrecken sie jedoch zurück – aus Angst vor den Rentnern.

Die Schweizer Altersvorsorge ist in Schieflage. Weil wir immer älter werden und die Kapitalmärkte weniger Rendite als früher abwerfen, öffnet sich in der 2. Säule eine Kluft zwischen den versprochenen Renten und dem dafür vorhanden Kapital.

Die Zeche dafür zahlen zurzeit vor allem diejenigen Versicherten, die noch im Erwerbsleben stehen. Sie müssen nämlich zu Gunsten der Rentner auf Rendite verzichten. Gemäss Berechnung von Swisscanto betrug die Umverteilung im letzten Jahr rund 3,6 Mrd CHF, wobei allein aufgrund unterschiedlicher Verzinsung 2,6 Mrd CHF umverteilt wurden.

Die Politik ist zurzeit daran, Lösungen für dieses Problem zu diskutieren. So hat der Bundesrat zum Beispiel vorgeschlagen, den so genannten Umwandlungssatz, der die Höhe der Renten bestimmt, deutlich zu senken. Gleichzeitig sollen die Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern und das Frauenrentenalter erhöht werden.

Ein Lösungsansatz, der das Problem auch längerfristig lösen würde, wird dabei jedoch nicht diskutiert. Diese Lösung heisst Flexibilisierung der Renten. Wenn nämlich die Renten nicht, wie heute, starr über die ganze Laufzeit fixiert wären, sondern mit den Kapitalmärkten schwanken könnten, könnten Quersubventionierung und Deckungslücken verhindert werden.

Auch für Kassen ein heisses Eisen
Die Politik jedoch schreckt bis jetzt vor einer solchen Flexibilisierung zurück. «Sie wollen offenbar die Rentner, die zu den fleissigsten Wählern in der Schweiz gehören, nicht verärgern», sagt dazu Othmar Simeon, der Leiter des Vorsorgefonds Swisscanto an einer Medienkonferenz am Dienstag in Zürich. Aber auch Pensionskassen selbst wagen sich kaum an dieses heisse Eisen.

Im überobligatorischen Bereich, der mit einem Anteil von 80 Prozent aller Vorsorgegelder in der 2. Säule den Hauptteil ausmacht, ist eine solche Flexibilisierung der Renten schon seit jeher möglich. Nur nutzen die Kassen diese Möglichkeit kaum. Öffentlich bekannt sind nur gerade zwei Kassen, die Pensionskasse der PWC und die Pensionskasse Energie, die im Überobligatorium die Renten der Rendite anpassen.

Die PK der PWC berechnet dabei alle drei Jahre die Renten im überobligatorischen Bereich neu. Eingeführt hat die Kasse dieses Modell 2005. Seit diesem Zeitpunkt betrifft es alle Neurenten. 2014 versuchte sie das Modell auch auf Altrenten auszudehnen, wogegen die Stiftungsaufsicht des Kantons Zürich jedoch ein Veto eingelegt hat. Der Fall liegt zurzeit beim Bundesverwaltungsgericht, das jedoch noch keinen Entscheid getroffen hat.

Um die Quersubventionierung und damit Löcher in der PK zu verhindern, könnten Pensionskassen im Überobligatorium auch den Umwandlungssatz senken. Aber auch diese Massnahme wenden Kassen nur sehr zurückhaltend an. Swisscanto berechnet einen aktuell realistischen Umwandlungssatz von 5,52 Prozent. Gemäss der Umfrage gewährten die Kassen jedoch 2015 beim überobligatorischen Sparkapital im Durchschnitt mit 5,96 Prozent für Frauen und 6,02 Prozent für Männer einen deutlichen höheren Umwandlungssatz.

Damit tragen die Kassen dazu bei, dass die Umverteilung weitergeht. Bei einzelnen Kassen hat jedoch gemäss Simeon ein Umdenken eingesetzt. So senkte zum Beispiel der Versicherer Axa Winterthur den Umwandlungssatz von 5,6 auf 5 Prozent.

Risikoverlagerung zu den Rentnern
Eine weitere Möglichkeit zur Flexibilisierung der Renten nutzt die Pensionskasse der Credit Suisse. Sie zwingt die Neurentner, sich im überobligatorischen Bereich denjenigen Teil ihres PK-Guthabens auszahlen zu lassen, der eine gewisse Summe übersteigt.

Damit verschiebt die Pensionskasse einen Teil des Renditerisikos zum Versicherten. «Auch das ist ein Trend», sagt Simeon, der dieser Variante aber wenig abgewinnen kann. Denn eine Privatperson könne ihr Geld kaum so sicher und erfolgreich anlegen wie eine Kasse.

Bei der Möglichkeit der laufenden Anpassung der Renten an die Rendite beobachtet Simeon ein steigendes Interesse der Kassen. «Ich kann mir vorstellen, dass das Modell breiter angewendet wird», sagte er. Bisher hat sich jedoch noch keine weitere Kasse zum neuen Modell bekannt. (awp/mc/upd/ps)

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