Schweizer Werkplatz ist enttäuscht von der Nationalbank

Schweizer Werkplatz ist enttäuscht von der Nationalbank

Swissmem zeigt sich vom SNB-Entscheid enttäuscht. (Foto: Swissmem)

Bern – Der Schweizerische Gewerkschaftsbund und der Verband der Schweizer Maschinenindustrie Swissmem sind mit dem Nullentscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) unzufrieden. Bessere Noten erhält die SNB dagegen von einigen Banken.

Für den Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) ist der Entscheid der Nationalbank, keine weitergehenden Massnahmen zur Bekämpfung der Frankenstärke einzuleiten, «nicht nachvollziehbar». Die bisher ergriffenen geldpolitischen Massnahmen reichten nicht aus, schreibt der SGB in einer Mitteilung vom Donnerstag. Er erwarte darum von der Nationalbank, dass «sie den Franken endlich auf ein für den Werkplatz tragbares Niveau bringt». Der SGB zieht dabei die Wiedereinführung eines Mindestkurses einer weiteren Verschärfung der Negativzinsen vor. Für sich alleine seien diese nämlich nur beschränkt wirksam, heisst es in der Mitteilung.

Swissmem: «Gewaltiger Wettbewerbsnachteil»
Ebenfalls wenig erfreut zeigt sich der Verband der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (Swissmem). Grundsätzlich ändere sich mit dem Entscheid der SNB nichts an der derzeit schwierigen Situation der MEM-Industrie, schreibt Swissmem auf Anfrage. Der Schweizer Franken sei nach wie vor massiv überbewertet und damit ein «gewaltiger Wettbewerbsnachteil» für die exportierende Industrie. Swissmem erwartet darum von der SNB, dass sie alle sinnvollen Instrumente nutzt, um den Franken zu schwächen.

VP Bank: Kein Handlungsbedarf
Positive Kommentare dagegen kommen von den Banken. Die eidgenössischen Währungshüter behielten eine ruhige Hand, was auch richtig sei, schreibt die VP Bank. Da der Franken auf die EZB-Massnahme von vergangener Woche kaum reagiert habe, habe auch kein akuter Handlungsbedarf für SNB-Präsident Thomas Jordan bestanden.

Ebenfalls wenig überrascht zeigen sich die Ökonomen der UBS. Solange der Franken-Eurokurs dank weiterer Interventionen in einer ‹Komfortzone› zwischen 1,07 und 1,10 Franken gehalten werden könne, dürfte die SNB von weiteren Zinssenkungen absehen, heisst es in einem Marktkommentar der Grossbank. Nur wenn der Franken darüber hinaus aufwerte, seien weitere Zinssenkungen absehbar.

CS: Verpasste Chance
Eine davon abweichende Meinung vertritt die Credit Suisse. Die heutige Nullentscheidung sei eine verpasste Chance, schreibt die Bank. Die SNB hätte nämlich mit einer weiteren Zinssenkung zeigen können, dass sie gewillt sei, den Franken längerfristig zu schwächen. Als einige von wenigen Banken ist die Credit Suisse im Vorfeld von einer weiteren Zinssenkung durch die SNB ausgegangen. «Es scheint, dass wir die Aussage der SNB, dass die Zinsdifferenz zum Euroraum entscheidend sei, überinterpretiert haben», schreibt dazu die Bank. (awp/mc/pg)

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