SNB setzt Nullzins-Politik fort

SNB setzt Nullzins-Politik fort

SNB-Interimspräsident Thomas Jordan.

Bern – Dem starken Franken und der schwachen Weltkonjunktur zum Trotz zeigt sich die Schweizer Wirtschaft standhaft. Das erwartete Wachstum im kommenden Jahr ist aber noch nicht stark genug, als dass die Schweizerischen Nationalbank (SNB) ihre Nullzins-Politik schon aufgeben könnte.

Die SNB und das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) haben beide ihre Wachstumsprognosen 2012 für die Schweizer Wirtschaft nach oben angepasst. Die SNB ging noch im Dezember vergangenen Jahres von einem Wachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) 2012 von 0,5% aus.

Wirtschaftaussichten verbessern sich
Am Donnerstag zeigte sie sich in ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung optimistischer: Es gebe vermehrt Anzeichen, dass sich die Wirtschaftslage in der Schweiz stabilisiere. Für 2012 erwartet die Nationalbank nun ein moderates Wirtschaftswachstum von gegen 1 Prozent. Auch der Bund zeigt sich am Donnerstag in ihrer vierteljährlichen Prognose der konjunkturellen Entwicklung der Schweiz optimistischer für das kommende Jahr. Nachdem das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) bisher von einem BIP-Wachstum für 2012 von ebenfalls 0,5% ausging, erwarten die Experten nun mässige 0,8% Wachstum in der Schweiz.

Seco prognostiziert für 2013 Wachstum von 1,8%

Es bestünden gute Aussichten, dass die Konjunkturdelle in den nächsten Monaten überwunden werde und das Wachstum im weiteren Jahresverlauf allmählich Fahrt aufnehme, schrieb das Seco am Donnerstag. 2013 prognostiziert das Seco ein Wachstum von 1,8%. Auch Umfragen zum Geschäftsklima und die Konsumentenstimmung deuteten darauf hin, dass die konjunkturelle Talsohle erreicht sei. Damit zeigte sich die Schweizer Wirtschaft weiterhin robust, wenn auch insgesamt auf bescheidenem Niveau. Ende 2011 kühlte sich die Konjunktur merklich ab. Im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern blieb das BIP-Wachstum aber auch im schwierigen vierten Quartal mit 0,1% gegenüber dem Vorquartal positiv.

Mindestkurs bleibt bei 1,20 Franken
Die SNB hält wohl auch deshalb weiterhin an ihrer expansiven Geldpolitik fest. Für eine Erhöhung der Zinsen dürfte das Wachstum nämlich noch zu schwach sein. Ausserdem bleibt die Wirtschaft auf billiges Geld angewiesen. Die SNB belässt das Zielband für den massgebenden Dreimonats-Libor wie erwartet unverändert bei 0,0 bis 0,25%, wie sie am Donnerstag bekannt gab. Gleichzeitig beteuerte die Nationalbank, den Mindestkurs von 1,20 CHF pro Euro «mit allen Konsequenzen» durchzusetzen. Die SNB ist dazu nach eigenen Angaben bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen.

Wirtschaft weiterhin vor grossen Herausforderungen

Zwar leiden exportorientierte Branchen noch immer unter dem starken Franken. Die Lage scheint indes nicht dramatisch genug, um eine Erhöhung des Mindestkurses zu rechtfertigen. Die SNB hält zwar fest, dass der Franken beim heutigen Kurs hoch bewertet sei. Dies stelle die Wirtschaft weiterhin vor grosse Herausforderungen. Gleichzeitig zeige der Mindestkurs aber Wirkung. So habe sich die Wechselkursvolatilität verringert und den Unternehmen Planungssicherheit gegeben, so die SNB.

Auch das Seco weist in seiner Mitteilung darauf hin, dass sich die Wechselkursproblematik für die Unternehmen infolge der SNB-Untergrenze scheinbar etwas entschärft habe. Die Abschwächung im Exportsektor verlaufe aber weniger ausgeprägt als noch vor einigen Monaten befürchtet.

SNB sieht keine Inflationsrisiken

Weiter müssen nach Einschätzung der SNB-Ökonomen in der Schweiz keine Inflationsrisiken befürchtet werden. Die Inflationsprognose sei gegenüber Dezember sogar noch tiefer ausgefallen. Im Durchschnitt wird das Preisniveau gemäss den Berechnungen 2012 um 0,6% sinken. Für 2013 prognostiziert die SNB eine Teuerung von 0,3%, für 2014 eine von 0,6%. Trotz den verhalten positiven Aussichten halten Seco und SNB fest, dass die Unsicherheiten hoch bleiben. So sei ungewiss, ob die Bewältigung der Schuldenkrise eine Entspannung der Lage bewirken werde, schreibt die SNB. Zudem gebe es im Schweizer Hypothekar- und Immobilienmarkt vermehrt Anzeichen von Ungleichgewichten. Dies berge erhebliche Risiken für die Finanzstabilität.

Das Seco sieht ausserdem ein Risiko bei der momentanen Lage im Nahen Osten. Bei einer militärischen Eskalation könnte sich der Anstieg des Ölpreises erheblich beschleunigen und die internationale Konjunktur belasten. (awp/mc/upd/ps)

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