Standard & Poor’s stellt US-Bonität in Frage

Standard & Poor’s stellt US-Bonität in Frage

S&P ändert Ausblick für USA auf «negativ».

Washington – Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat die künftige Kreditwürdigkeit der USA infrage gestellt. Sie werde die Bonität der Vereinigten Staaten zwar weiterhin mit der Bestnote «AAA» bewerten, hiess es in einer Mitteilung von Montag. Allerdings senke sie den Ausblick für die langfristige Beurteilung von «stabil» auf «negativ».

Grund seien die im Vergleich zu anderen mit AAA bewerteten Ländern «sehr hohen» Haushaltsdefizite und ein unklarer Pfad zum Abbau der steigenden Staatsverschuldung. «Wir glauben, es gibt ein grundlegendes Risiko, dass die US-Politiker keine Einigung darüber erzielen werden, wie sie die mittel- und langfristigen finanziellen Herausforderungen bis 2013 angehen sollen», heisst es in der Analyse. Dies würde die USA «wesentlich schwächer» dastehen lassen als andere AAA-Länder. Die Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung innerhalb der kommenden zwei Jahre liege bei eins zu drei.

Auftakt zu «Schuldenkrise USA»?
«Das könnte der Auftakt sein für eine «Schuldenkrise USA», in jedem Fall ist es aber ein deutlicher Warnschuss», sagte ein Börsenhändler der Agentur dpa-AFX. Dass eine US-Ratingagentur den Ausblick der Vereinigten Staaten derart kritisch einstufe, sei bemerkenswert. Ein schlechteres Rating kann zu erheblich höheren Zinsen für US-Staatsanleihen führen. Dies könnte nach Expertenmeinung das ohnehin zaghafte Wirtschaftswachstum abwürgen und die Gefahr einer neuen Rezession heraufbeschwören.

Herbe Kursverluste am Aktienmarkt
Die US-Börsen reagierten zunächst mit herben Kursverlusten zwischen 1,6 und knapp 2,1 Prozent. Auch an den Deutschen Aktienmärkten weiteten sich die Verluste nach Bekanntwerden der S&P-Analyse aus. Die vergangenen Wochen waren in der US-Politik von einer erbitterten Etatschlacht zwischen den Demokraten von US-Präsident Barack Obama und den Republikanern geprägt. Die Opposition will tiefe Einschnitte vor allem im Sozialwesen durchsetzen, um die Zunahme der Staatsverschuldung zu bremsen. In den kommenden zehn Jahren sollen die Defizite so um 5,8 Billionen Dollar (4 Bio Euro) sinken. Obama wandte sich entschieden gegen die Sparpläne der Konservativen und beharrt auf seinen Plan, der Kürzungen von 4 Billionen vorsieht.

USA häufen neue Schulden an
Allein im laufenden Haushaltsjahr häufen die USA bis zu 1,65 Billionen Dollar neue Schulden an, rund 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Die Gesamtverschuldung beträgt derzeit mehr als 14,2 Billionen Dollar. Das ist an der Wirtschaftsleistung gemessen das dickste Minus in der Staatskasse der grössten Volkswirtschaft seit fünf Jahrzehnten. Bis spätestens Juli muss der Kongress die gesetzliche Schuldenobergrenze von 14,3 Billionen Dollar anheben, damit die USA zahlungsfähig bleiben. Allerdings ist die Verabschiedung eines entsprechenden Gesetztes im Kongress wegen des Parteienstreits noch nicht in trockenen Tüchern.

Katastrophale ökonomische Konsequenzen
US-Finanzminister Timothy Geithner warnte deswegen bereits vor «katastrophalen ökonomischen Konsequenzen, die über Jahrzehnte zu spüren wären». Am Sonntag sagte er jedoch in mehreren Interviews im US-Fernsehen, die Republikaner hätten in einem Gespräch mit Obama im Weissen Haus bereits der Erhöhung der Schuldengrenze zugestimmt. Der führende Budget-Politiker der Opposition im Kongress, Paul Ryan, widersprach Geithners Darstellung jedoch. Erst am Donnerstag hatte das Washingtoner Parlament den Etat 2011 verabschiedet, mehr als sechs Monate nach Beginn des Haushaltsjahres am 1. Oktober 2010. Heftiger Debatten um Einsparungen hatte zuvor beinahe zu einer Finanzblockade der Regierung geführt. (awp/mc/upd/ps)

Standard & Poor’s (S&P)

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