Schuldenkrise in Spanien und Italien zugespitzt

Schuldenkrise in Spanien und Italien zugespitzt

Spaniens Finanzminister Cristóbal Montoro.

Madrid / Rom – Für die Euro-Krisenländer Spanien und Italien hat sich die Lage auf den Finanzmärkten wieder deutlich verschlechtert. In der viertgrössten Euro-Wirtschaft Spanien stieg die Rendite für zehnjährige Staatspapiere am Mittwoch erstmals seit Mitte April wieder über die Marke von sechs Prozent. Unter Druck standen auch italienische Staatstitel. An der Madrider Aktienbörse sank der Kursindex Ibex 35 bis zum Nachmittag um mehr als 3,6 Prozent.

Die deutliche Eintrübung auf den Anleihemärkten wurde zum einen auf die politisch vertrackte Lage beim grössten Sorgenkind Griechenland zurückgeführt. In Spanien dürfte zum andern auch die Krise der Banken eine Rolle gespielt haben. Es gilt als immer wahrscheinlicher, dass der spanische Staat dem Bankensektor, der stärker als angenommen unter der 2008 geplatzten Immobilienblase leidet, unter die Arme greifen muss.

Regierung Rajoy entscheidet am Freitag über Bankenreform
Die Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy hatte bis vor kurzem die Aufwendung von Steuergeldern für die Sanierung von Banken strikt ausgeschlossen. Der konservative Regierungschef ging am Montag von diesem Kurs ab und kündigte an, dass Madrid «im äussersten Fall» auch staatliche Mittel bereitstellen werde. Wie aus Finanzkreisen verlautete, will die Regierung den Geldinstituten auftragen, noch höhere Kapitalreserven als bisher zur Abdeckung «fauler Kredite» zurückzulegen. Dies sehe eine Bankenreform vor, die an diesem Freitag vom Kabinett verabschiedet werden soll. Nach Angaben der Regierung beläuft sich das Gesamtvolumen der Immobilienkredite spanischer Banken auf 320 Milliarden Euro. Davon wurden 180 Milliarden als «giftig» eingestuft.

Spanien: Zehnjährige Rendite über sechs Prozent
Die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen stieg in Spanien am Mittwoch im Vormittagshandel auf bis zu 6,02 Prozent. Der Risikoaufschlag zu deutschen Papieren gleicher Laufzeit beträgt mithin fast viereinhalb Prozentpunkte. Das ist der höchste Stand seit Ende November 2011 – also noch bevor die Europäische Zentralbank (EZB) die Lage mit zwei gewaltigen Geldspritzen sichtlich beruhigen konnte. Noch stärker standen in Spanien kurz laufende Staatstitel unter Druck.

Auch Italien unter Druck
In der drittgrössten Euro-Volkswirtschaft Italien trübte sich die Stimmung ebenfalls ein. Allerdings bewegte das dortige Renditeniveau sich unter dem in Spanien. Derzeit erzielen zehnjährige italienische Titel eine Rendite von gut 5,5 Prozent und damit einen halben Prozentpunkt weniger als spanische Papiere. Bereits in den vergangenen Monaten hatten sich die Renditen in Spanien und Italien zumeist gleichgerichtet bewegt. (awp/mc/upd/ps)

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