Stabilitätsbericht: SNB wird Informationspraxis überprüfen

Stabilitätsbericht: SNB wird Informationspraxis überprüfen

Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird ihre Praxis bei der Veröffentlichung des jährlichen Finanzstabilitäts-Berichtes einer Überprüfung unterziehen. Sie ist in die Kritik geraten, weil sie den am Donnerstag veröffentlichten Bericht mit relativ brisanten Aussagen zur Kapitalausstattung der Grossbanken – wie in früheren Jahren auch – bereits im Vorfeld Journalisten mit Sperrfrist erläutert bzw. zugeschickt hat. Auch die Banken selber hatten den Bericht (vorab mit Sperrfrist) erhalten.

Am Donnerstag hatte die CS-Aktie einen Kurssturz von über 10% erlitten. Grund waren die Aussagen der SNB über die Eigenkapitalbasis der Schweizer Grossbanken. Dort hiess es u.a., die CS sollte angesichts der gestiegenen Risiken im Euroraum den «Kapitalaufbauprozess beschleunigen und alles Mögliche unternehmen, um ihr verlusttragendes Kapital noch in diesem Jahr deutlich zu erhöhen».

SNB-Führung von Kurssturz überrascht
Die SNB-Führung hatte sich am Donnerstag überrascht darüber gezeigt, dass der Markt so stark auf den Bericht reagiere, denn er basiere nur auf öffentlich zugänglichen Daten und er betone, die grundsätzliche Lage der Schweizer Grossbanken sei gut. Schon im letztjährigen Finanzbericht sei die Aussage enthalten, dass bei beiden Grossbanken ein weiterer Aufbau von verlustabsorbierendem Kapital notwendig sei, erklärte ein SNB-Sprecher am Freitag. Dennoch werde die SNB ihre Praxis der Vorinformation überprüfen.

Wissensvorsprung genutzt
Möglicherweise haben einige Anleger gemäss Medienberichten vom Freitag einen Wissensvorsprung für Wetten auf einen Kurszerfall nutzen können und sind sogenannte Verkaufsoptionen (Put-Optionen) eingegangen. Mit diesem Instrument kann ein Inhaber Aktien zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem festgelegten Preis verkaufen. Fällt die Aktie, steigt der Kurs der Option und verdient der Inhaber Geld.

Das Volumen der Put-Optionen auf CS-Aktien mit einem Ausübungspreis von 19 CHF war bereits am Montag gestiegen. Die Schweizer Börse SIX wollte sich am Freitag nicht dazu äussern, ob sie eine Untersuchung in diesem Zusammenhang startet. (awp/mc/pg)

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