Strukturelle Reformen in China bestimmen Trends an den globalen Finanzmärkten

Strukturelle Reformen in China bestimmen Trends an den globalen Finanzmärkten

London – Die Strukturreformen in China werden eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, die Trends der globalen Finanzmärkte im Jahr 2016 zu bestimmen. Dies ist eine der wichtigen Erkenntnisse des Artikels zum Thema China der soeben erschienenen Januar-Ausgabe der Researchpublikation Global Outlook von Standard Life Investments, dem weltweit tätigen Vermögensverwalter. Weitere Autoren erörtern in ihren Artikeln die Situation in den Schwellenländern, die Aussichten für die Weltwirtschaft in 2016, die Entwicklung der US-Anleihemärkte und die Treiber der globalen Aktienmärkte.

Alex Wolf, Emerging Markets Economist von Standard Life Investments, sagt zur Situation in China: «In China erwarten wir, dass die Politik ihre Gratwanderung fortsetzt. Es wird genügend steuerliche und geldpolitische Impulse geben, um einen schärferen Wachstumseinbruch zu verhindern. Gleichzeitig werden die Reformen auf der Angebotsseite langsam fortgesetzt, um Überkapazitäten zu reduzieren. Unserer Meinung nach, war die Verlangsamung der chinesischen Nachfrage schlimmer, als es die offiziellen Daten reflektieren. Sie wurde damit zu einer Hauptursache für den Handels- und Produktionsrückgang in den Schwellenländern im letzten Jahr. Wir sehen deshalb einen gewissen Spielraum für eine zyklische Erholung, sofern die politischen Massnahmen greifen.»

Längerfristiger Ausblick zunehmend negativ
«Unser längerfristiger Ausblick für China ist jedoch zunehmend negativ. Wir gehen davon aus, dass das BIP-Wachstum näher bei 5% liegen wird als bei den von den chinesischen Behörden gemeldeten 6,9%. Obwohl wir annehmen, dass es den politischen Entscheidungsträgern gelingen wird, eine harte Landung zu vermeiden, wird es immer wahrscheinlicher, dass die chinesische Führung die notwendigen Reformen nicht schnell genug ergreift. Dies vor allem bei den staatlichen Unternehmen. Die Staatsunternehmen sind der Kern der Probleme Chinas und Reformen würden hier am meisten beitragen, wenn es um das Wachstum und die Neuorientierung der Wirtschaft geht. Aber Peking geht hier nur schleppend voran.»

«Die ausgearbeiteten Reformpläne für die Staatsunternehmen wurden in den letzten Monaten mit Optimismus aufgenommen. Wir sind jedoch der Meinung, dass die Pläne die wichtigen Fragen der Corporate Governance und den Abbau der Überkapazitäten durch Umstrukturierungen und Schliessungen von Betrieben nur unzureichend adressieren.»

«Konsolidierung ist der bevorzugte Weg. Die Regierung scheint nicht bereit, Staatsvermögen zu verkaufen oder in einer sinnvollen Art und Weise zu verringern. Der geplanten Konsolidierung wird jedoch die Wirksamkeit fehlen, wenn sich der Fokus auf eine kleine Anzahl von Staatsunternehmen im Besitz der Zentralregierung beschränkt und die grosse Zahl der Staatsunternehmen in lokalem Besitz nicht erfasst wird. Hier liegen die grössten Überkapazitäten und Ineffizienzen.»

«Wenn das Wachstum Chinas enttäuscht, könnte dies zu zunehmender Volatilität auf den globalen Märkten führen. Schleppendes Wachstum ist in den Marktpreisen zwar berücksichtigt, aber nicht eine harte Landung. Diese hätte entsprechende Auswirkungen auf die Währung, Kapitalströme, Rohstoffe und soziale Stabilität. Dies wiederum könnte zu einer aggressiven Lockerung der Geldpolitik Chinas führen, was den Kurs des Renminbi gegenüber dem Dollar drücken würde, negative Auswirkungen auf die weltweite Inflation hätte und für Schwellenmärkte, die von einer robusten chinesischen Nachfrage nach Industriegütern und Rohstoffen abhängig sind, einen herben Schlag bedeuten würde. »

Fünf Treiber des globalen Wirtschaftswachstums im Jahr 2016
Jeremy Lawson, Chefökonome von Standard Life Investments, nennt in seinem Artikel fünf Schlüsselfaktoren, welche die globale Konjunktur im Jahr 2016 mitbestimmen werden: Die US Zinspolitik, die Wirtschaftsentwicklung in China, die Kapitalströme in den Schwellenländern, die Inflationstrends und politischen Spannungen:

«Im Jahr 2015 reduzierte eine leichte Rezession in Industrie und Handel die Unternehmensinvestitionen. Die aktuellen Nachrichten zur Wirtschaftsentwicklung fallen aber nicht alle schlecht aus. Unsere aktuelle Prognose zeigt einen kleinen Anstieg im globalen BIP-Wachstum im Jahr 2016 auf 3,25% pro Jahr. Tiefere Rohstoffpreise haben das reale Einkommenswachstum in den Industriestaaten sowie in Rohstoff-importierenden Ländern beschleunigt. In Verbindung mit der Verbesserung der Arbeitsmärkte hat dies ein solides Konsumwachstum unterstützt.»

Der Treasury-Bond-Markt schwimmt stromaufwärts 1
Philip Laing, Investment Director Government Bonds bei Standard Life Investments, erläutert, dass die US-Dollar-Geldpolitik und die Dynamik in der US-Währung in den Preisen am US-Anleihemarkt nicht richtig reflektiert werden:

«Auf mittlere Sicht berücksichtigt der Markt in der Preisgestaltung alles in allem einen flacheren Entwicklungspfad für die Zinsen als die Fed-Zinsprojektionen implizieren. Die US-Treasury-Markt erwartet keine Wirtschaftsentwicklung, die der Fed kräftige Zinserhöhungen im Jahr 2016 erlauben würden. Die Renditen in den USA und Grossbritannien zeigen weiterhin ambitioniert in Richtung einer begrenzten Erholung und weiterhin niedriger Inflation.»

Flaute im US-Industriesektor
Schliesslich betont Mikhail Zverev, Leiter Global Equities von Standard Life Investments, die Chancen zur Aktienauswahl auf dem heimischen US-Markt und dem schwergeprüften US-Industriesektor:

«Der US-Industriesektor scheint in der Flaute. Gleichzeitig werden mehr und mehr Stimmen laut, dass eine ‹Mini-Rezession› bevor steht. Allerdings gibt es Gründe für Optimismus in anderen Bereichen des US-Markts. So zeigt beispielsweise die US-Baubranche (ohne Wohnimmobilien) Anzeichen für eine nachhaltige Erholung. Es besteht auch die Möglichkeit, dass dringend benötigte Investitionen in die alternde Infrastruktur in den USA vorgenommen werden. Das wäre für die inlandorientierten Industrieunternehmen positiv.»

«Die verhaltene Bautätigkeit hat in einigen Märkten in zu einem guten Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage für gewerbliche Immobilien geführt. Dies war zum Vorteil der Immobilienbesitzer sowie der professionellen Immobilienmanager und Immobilienberatungsdienstleister.» (SLI/mc/pg)

Vollständige Ausgabe des Global Outlook (engl.)

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