SVV zielt auf Pandemie-Versicherungslösung mit dem Staat ab

SVV zielt auf Pandemie-Versicherungslösung mit dem Staat ab
Rolf Dörig, abtretender Präsident Schweizerischer Versicherungsverband und VRP Swiss Life. (Foto: Swiss Life)

Zürich – Für Schadenversicherer war 2020 mit Blick auf die Corona-Pandemie ein teures Jahr. Um die Kosten künftiger Pandemien besser abzufedern, braucht es nach Meinung des Schweizerischen Versicherungsverbands (SSV) eine Versicherungslösung mit staatlicher Rückendeckung.

Die Versicherungsbranche habe in der Coronakrise wesentlich zur Stabilisierung der Schweizer Wirtschaft beigetragen, sagte SVV-Präsident Rolf Dörig am Donnerstag an der Jahresmedienkonferenz des Verbands. Insgesamt hätten die Privatversicherer Schadenleistungen von rund einer Milliarde Franken bezahlt.

Doch im Grundsatz seien Kumulrisiken, wie etwa zu einer Pandemie, rein privatwirtschaftlich nicht versicherbar, ist Dörig überzeugt. Denn bei einer Pandemie würden die Schäden weltweit, gleichzeitig und in hoher Zahl auftreten. Damit werde das Versicherungsprinzip, wonach einzelne Schäden auf mehrere Schultern verteilt werden, ausgehebelt.

Bei der Corona-Pandemie wurden wegen der von den Behörden zur Eindämmung des Virus verordneten Massnahmen Betriebsunterbrechungs-, Reise-, Rechtschutz- und Kreditversicherungen stark belastet. Hingegen gingen die Schäden in der Unfallversicherung zurück. In der Motorfahrzeugversicherung sank der Schadenumfang laut SVV während des Lockdowns im Frühjahr 2020, zog aber später im Jahr an, da die Menschen vom öffentlichen Verkehr aufs Privatauto umgestiegen.

Von Corona belastet ist auch das Gesundheitssystem und mit ihm die Krankenversicherer. Diese hätten die Krise dank ausreichender Reserven gut bewältigt, schreibt der SVV. Unsicherheiten gebe es aber angesichts der mittel- bis langfristigen Folgen von Covid-19, wie etwa den Behandlungskosten der Folgen von Long-Covid.

Partnerschaftliche Lösung gesucht
Um eine nächste Pandemie und damit einhergehende, behördlich verordnete Lockdowns als Gesellschaft tragen zu können, braucht es gemäss dem Versicherungsverband partnerschaftliche Ansätze zwischen Versicherern und der öffentlichen Hand – auch Private Public Partnerships genannt. In der Prävention von Grossrisiken wie etwa Naturgefahren arbeiten die Branche und der Bund bereits heute zusammen.

Aber es brauche auch bei Risiken im Zusammenhang mit Erdbeben und grossangelegten Cyberattacken ein Zusammengehen von Wirtschaft, Bund und Privatversicherern, fordert SVV-Vorstand Juan Beer. Und betreffend Pandemien habe die Coronakrise im vergangenen Jahr die Privatversicherer dazu bewogen, sich für eine Lösung einzusetzen, welche die Folgen künftiger Seuchen abfedern.

Im Auftrag des Eidgenössischen Finanzdepartements (EFD) habe ein Arbeitsgruppe mit Vertretern der Bundesverwaltung und der Versicherungswirtschaft verschiedene Lösungsvorschläge erarbeitet. Diese würden nun verwaltungsintern geprüft, schreibt der SVV.

Rückendeckung des Staats
Im Zentrum des Vorschlags steht den Angaben zufolge eine Versicherungslösung mit staatlicher Rückversicherung. Dabei übernehmen die Privatversicherer einen Teil der Schadenlast, den Rest übernimmt der Staat.

«Unser Beitrag fokussiert vor allem auf unsere Expertise, unsere Infrastruktur und unsere Kundenbeziehungen», sagte Beer, der auch das Schweizer Geschäft der Zurich-Gruppe leitet. Das sei für eine effiziente Schadenerledigung ausschlaggebend. Die Lösung soll laut Beer vor allem auch Transparenz, Planbarkeit und Rechtssicherheit schaffen.

Nichtlebengeschäft wächst
Vor gut einem Monat veröffentlichte der SVV Zahlen zum Geschäftsverlauf der Privatversicherer im Jahr 2020. Im Nichtlebengeschäft wuchs das Prämienvolumen um 1,4 Prozent auf 28,9 Milliarden Franken, wobei der Teilbereich Feuer-, Elementar- und Sachschadenversicherung um 3,1 Prozent zulegte und die Motorfahrzeugversicherungen ein Minus von 0,5 Prozent verzeichnete.

Ausserordentlich stark war der Prämienschwund in der Lebensversicherung: Dort brachen die Einnahmen um knapp 18 Prozent auf 24,7 Milliarden Franken ein. Der Grund dafür ist der Ausstieg der Axa aus der Vollversicherung der Beruflichen Vorsorge (BVG) zu Beginn des Jahres 2019. Daher standen 2020 im Gegensatz zu 2019 den tieferen periodischen Prämien keine hohen Einmaleinlagen aus Vertragsübernahmen mehr gegenüber.

Dem SVV gehören 70 Erst- und Rückversicherer mit insgesamt rund 46’000 Mitarbeitenden an. Zu einem Paukenschlag kam es im Jahr 2020 mit dem Austritt des grössten Allbranchenversicherers Axa Schweiz aus dem Verband. Etwa bei politischen Themen wie zum EU-Rahmenvertrag soll es zwischen der Tochter des französischen Axa-Konzerns und anderen Verbandsvertretern zu schwer überbrückenden Differenzen gekommen sein. (awp/mc/ps)

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