Swiss Re steigert Gewinn weit weniger als erwartet

Swiss Re steigert Gewinn weit weniger als erwartet
Christian Mumenthaler, CEO Swiss Re. (Foto: Swiss Re)

Zürich – Nach zwei mageren Jahren hat die Swiss Re im 2019 ihren Gewinn zwar deutlich verbessert, aber die Finanzgemeinde massiv enttäuscht. Teure Katastrophen und happige Verluste im Unternehmensversicherungsgeschäft drückten aufs Ergebnis. Die Aktie fiel in den Keller.

Insgesamt fuhr die Swiss Re einen Reingewinn von 727 Millionen Dollar ein, wie der zweitgrösste Rückversicherer der Welt am Donnerstag bekannt gab. Im Vorjahr hatte der Konzern wegen teurer Naturkatastrophen, Rechnungslegungsänderungen und dem Börsenabsturz lediglich 421 Millionen Dollar Gewinn eingefahren, was aber immerhin eine leichte Erholung nach dem Einbruch von 2017 gewesen war.

Trotz der Gewinnsteigerung um 73 Prozent auch dank dem Börsenboom ist die Swiss Re immer noch weit von früheren Ertragshöhen entfernt. In den Jahren 2012 bis 2016 hatten beim Rückversicherer unter dem Strich jeweils Reingewinne von 3,5 bis 4,6 Milliarden in der Kasse geklingelt. Damals habe man allerdings von geringen Katastrophenschäden und Reserveauflösungen profitiert, erklärte Konzernchef Christian Mumenthaler vor den Medien.

Mit den Zahlen hat die Swiss Re die Erwartungen der Analysten weit verfehlt und ist sogar deutlich unter den pessimistischsten Prognosen geblieben. Die Experten hatten im Schnitt mit etwa doppelt so viel Gewinn gerechnet. Die Investoren reagierten mit einer Verkaufswelle. Die Aktie stürzte zum Schluss über 8 Prozent auf 107,30 Franken ab.

Hohe Katastrophenschäden
Erneut machten dem Rückversicherer 2019 hohe Katastrophenschäden von 2,7 Milliarden Dollar zu schaffen. Das ist zwar etwas weniger als die 3 Milliarden im Jahr zuvor und nur etwa die Hälfte von 2017, aber massiv mehr als in den «goldenen» Jahren 2012 bis 2016.

Von den 2,7 Milliarden Katastrophenschäden gingen 2,0 Milliarden Dollar auf das Konto von Naturkatastrophen. Die teuersten Ereignisse seien die Taifune «Faxai» und «Hagibis» gewesen, die in Japan wüteten, sagte Finanzchef John Dacey am Rande der Bilanzmedienkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Beide Taifune trafen im Herbst die Region Kanto, zu der auch der Grossraum Tokio gehört, und richteten Milliardenschäden an. Hinzu kam der Hurrikan «Dorian», der eine Schneise der Verwüstung in der Karibik schlug.

Waldbrände, Überschwemmungen und Hagelschäden in Australien hinterliessen ebenfalls grosse Schäden. Ausserdem wurde das Ergebnis durch Spätschadenmeldungen infolge des Taifuns «Jebi» aus dem Vorjahr belastet, was mit beinahe 400 Millionen Dollar zu Buche schlug.

Hinzu kamen von Menschen verursachte Katastrophen, die 700 Millionen Dollar verschlangen. Darunter sei der Flugzeugabsturz von Ethiopian Airlines und das anschliessende Flugverbot für die Maschinen des Typs Boeing 737 Max.

Firmenversicherung mit happigem Verlust
Eine tiefe Schramme im Ergebnis hinterliess erneut das Geschäft mit Erstversicherungen für Unternehmen (Corso). Das Sorgenkind des Konzerns befindet sich in einer Restrukturierung und vergrösserte den Verlust auf 647 Millionen Dollar, nachdem bereits im Vorjahr ein Defizit von 405 Millionen Dollar angefallen war.

Zudem habe das Ergebnis unter grossen und mittleren Schäden, hauptsächlich aus früheren Schadenjahren, im US-Haftpflichtgeschäft gelitten, schrieb die Swiss Re. In den USA werde die Klagefreudigkeit von Anwälten immer grösser, erklärte Konzernchef Christian Mumenthaler vor den Medien.

Angesichts der Lage will die Swiss Re gut ein Drittel des Corso-Geschäfts loswerden. Bis Ende Jahr sollte die Bereinigung des Portfolios zu 90 Prozent geschafft sein, sagte Mumenthaler. Bis im nächsten Jahr solle das Unternehmensgeschäft auf normalisierter Basis versicherungstechnisch wieder die Gewinnschwelle erreicht haben.

Coronavirus keine grosse Belastung
Von den verheerenden Buschfeuern in Australien, die auch im Januar weitergingen, und den anschliessenden Unwettern erwartet Finanzchef Dacey keine dramatischen Belastungen. Das gleiche gelte für den Wintersturm «Sabine», der vor einer Woche über Europa hinweggefegt war.

Die in China grassierende Coronavirus-Epidemie scheint nach Ansicht von Dacey keine grosse Belastung für die Swiss Re und die gesamte Versicherungsbranche zu werden. Zwar könnten die wirtschaftlichen Schäden durch Produktionsunterbrüche sehr gross werden, sagte der Finanzchef. Aber die meisten davon seien nicht versichert.

Es wäre möglich, eine Versicherung gegen eine Pandemie anzubieten, sagte Mumenthaler: «Wir könnten das.» Aber das Problem sei, dass die meisten Unternehmen diese wieder vergessen würden, wenn es keine Pandemie gebe. «Ich glaube nicht, dass es dafür eine grosse Nachfrage gibt. Das kann sich aber ändern.» (awp/mc/ps)

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