Swiss Re sieht Anzeichen für stabilere Preise – Noch keine Schadensschätzungen

Swiss Re sieht Anzeichen für stabilere Preise – Noch keine Schadensschätzungen
Christian Mumenthaler, CEO Swiss Re. (Foto: Swiss Re)

Zürich / Monte Carlo – Der Rückversicherer Swiss Re sieht an der Preisfront vermehrt Anzeichen einer Stabilisierung. Nachdem in den vergangenen Jahren die tiefen Zinsen und Kapital alternativer Anbieter auf die Preise in der Rückversicherungsindustrie gedrückt haben, dürften die nun zu erwartenden hohen Kosten aus Naturkatastrophen das Preisgefüge stützen.

Mit Blick auf die jüngsten Naturkatastrophen sei vor allem in der Sach-Rückversicherung mit stabileren Preisen zu rechnen, teilte die Swiss Re am Montag im Rahmen des jährlichen Branchentreffens «Les Rendez-vous de Septembre» in Monte Carlo mit. Im US-Bundesstaat Florida wütet derzeit Hurrikan «Irma» und zuvor hatte Ende August Hurrikan «Harvey» in Texas zu schweren Überschwemmungen geführt.

Bei der Swiss Re werde es jedoch noch einige Wochen dauern, bis man verlässliche Aussagen zum erwarteten Schadensausmass der beiden Naturkatastrophen machen könne, sagte CEO Christian Mumenthaler an der Medienkonferenz in Monte Carlo. Und auch zur Höhe des Exposure der Swiss Re in den von Hurrikan «Irma» betroffenen Gebiete wollte sich der CEO nicht äussern.

Stabilisierung der Preise
Die Häufung grösserer «Loss Events» dürfte vor allem im Bereich der Katastrophen-Rückversicherung zu stabileren Preisen führen. Diese Events würden der Branche deutlich aufzeigen, dass die derzeit tiefen Preislevels nicht nachhaltig sein können, machte Edi Schmid, Chief Underwriting Officer der Gruppe, an der Konferenz klar.

Auch im Haftpflichtgeschäft sei aufgrund der derzeitigen Schadenslage mit einer Korrektur im Preisgefüge zu rechnen. Diese Korrektur wird dort insbesondere im Motorfahrzeugbereich erwartet. Derweil dürften die Preise in den Specialty Lines je nach Markt und Geschäft variieren. Da seien auch gewisse weitere Preisrückgänge nicht auszuschliessen, hiess es.

Beim Zeichnen von Rückversicherungsgeschäft bleibt Swiss Re vorsichtig. Der Markt sei nach wie vor von den tiefen Zinsen und von hohem Überschusskapital geprägt, was die Preisentwicklung dämpfe. Auf den tiefen Preisniveaus habe man im Property-Teil bewusst die Kapazität verringert. Die Gruppe sei aber flexibel genug, die Kapazitäten wieder hochzufahren, sollten sich die Marktkonditionen verbessern.

Versicherungslücken aufdecken
Am Markt gebe es aber eine wachsende Nachfrage nach neuen Rückversicherungslösungen, die es zu nutzen gelte, schreibt Swiss Re weiter. Diese sollen den Kunden beim Bewirtschaften ihrer Portfolios sowie bei der Expansion in neue Segmente und Märkte Unterstützung bieten. Neue Technologien könnten beispielsweise zum besseren Verständnis für die Risiken neuer Geschäftsfelder beitragen.

Gemeinsam mit anderen (Rück-)Versicherern, der B3i-Gruppe, hat Swiss Re in Monte Carlo zudem eine funktionsfähige Beta-Version eines Blockchain-Prototypen für Rückversicherungen vorgestellt. Die Gruppe arbeite weiter an der gemeinsamen Distributed-Ledger-Technologie für Rückversicherungstransaktionen.

Die Branche mache zudem dank innovativer Lösungen weitere Fortschritte beim Schliessen von Deckungslücken. Die «Harvey»-Überschwemmungen sowie jene in Bangladesch, Indien und Nepal hätten aufgezeigt, dass es immer noch grosse Lücken gebe, so Mumenthaler. Das Swiss Re Institute beziffert die Lücke im weltweiten Katastrophengeschäft für 2016 auf rund 180 Mrd USD.

Aktie im Aufwind
An der Börse waren die Swiss Re-Papiere (+4,3%) am Montag die mit Abstand grössten Gewinner unter den Blue Chips. Das hing weniger mit den in Monte Carlo gemachten Aussagen zusammen, denn die seien eine Bestätigung für zumeist Bekanntes gewesen, so ein Analyst. Vielmehr dürften die durch Wirbelsturm «Irma» verursachten Schäden, zumindest für die Assekuranz, weniger gravierend ausfallen als ursprünglich befürchtet.

Das zeigt sich auch anhand der jüngsten Schätzungen des Katastrophen-Spezialisten AIR Worldwide. Der rechnet am Gesamtmarkt noch mit versicherten Schäden im Bereich von 20 bis 40 Mrd USD nachdem man am Samstag noch von 15 bis 50 Mrd für möglich gehalten hatte. (awp/mc/upd/ps)

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