UBS vermag Investoren mit Quartalsausweis nur bedingt zu überzeugen

UBS vermag Investoren mit Quartalsausweis nur bedingt zu überzeugen
UBS-CEO Sergio Ermotti. (Foto: UBS)

Zürich – Die UBS ist weiterhin in einem schwierigen Umfeld unterwegs. Erste Anzeichen für mehr Zuversicht unter Kunden hat die Grossbank im vierten Quartal 2016 zwar in den USA ausgemacht. Ansonsten ist die Risikobereitschaft unter Anlegern jedoch auch im Schlussquartal tief geblieben. Der Gewinn fiel dennoch über den Erwartungen am Markt aus, was die Aktie am Freitag allerdings nicht anzutreiben vermag.

Gut abgeschnitten im Schlussquartal hat die Investment Bank: Der Vorsteuergewinn sei zum Vorjahr um mehr als die Hälfte gestiegen – mit den höchsten Erträgen in einem Jahresendquartal seit 2012, heisst es am Freitag von der UBS. Ein Ertragsrückgang im Bereich FX, Rates und Credit wurde durch eine Zunahme im Bereich Aktien «mehr als kompensiert». Auf Gesamtjahressicht resultierte in der Division jedoch ein Rückgang des Vorsteuergewinns von über 45%.

Weitere Vermögensabflüsse befürchtet
Die Vermögensverwaltung dagegen – das eigentliche Kerngeschäft der UBS – verzeichnete im vierten Quartal einen weiteren Rückgang der Margen sowie hohe Neugeldabflüsse. Ein Grossteil letzterer fielen im grenzüberschreitenden Geschäft wegen Regulierung bzw. Steuerkonformität an. Diese Art Abflüsse dürften noch bis ins Jahr 2018 hinein anhalten, sagte CEO Sergio Ermotti am Freitag vor Journalisten.

Hauptsächlich geht es dabei mittlerweile um Schwellenländer wie Brasilien und Russland, nachdem die UBS den Prozess mit Europa bereits hinter sich gebracht hat. Die Abflüsse im vierten Quartal sind aber auch saisonal bedingt oder beruhen auf politischen Unsicherheiten, wie es heisst.

Ermotti betonte in diesem Zusammenhang, die Vermögensverwaltung habe im Gesamtjahr einen Neugeldzufluss von 42 Mrd CHF erzielt, 14 Mrd Abflüsse mit eingerechnet. Zudem liege der Fokus bei seiner Bank auf der Qualität der Vermögen. Gerade im Negativzinsumfeld wolle man nicht lediglich Einlagen steigern, was wiederum auch Kapital absorbiere.

Indes blieb der Gewinn vor Steuern in der Division Wealth Management mehr oder weniger stabil. Americas legte angesichts einer tiefen Vorjahresbasis markant zu; im Gesamtjahr erzielte das Vermögensverwaltungsgeschäft in den USA gar einen neuen Rekordgewinn.

Komfortable Kapitalisierung
Unterm Strich hat die Gruppe die Prognosen bezüglich Quartalsgewinn deutlich übertroffen – den durchschnittlichen Wert, aber auch die höchste Schätzung (AWP-Konsens). Dieser blieb mit 738 Mio CHF hinter den im Vorjahr erreichten 949 Mio CHF zurück. Allerdings profitierte die Bank damals von hohen Steuergutschriften: Vor Steuern weist die Bank jetzt einen Gewinn von 848 Mio aus nach lediglich 234 Mio im Vorjahr.

Im Gesamtjahr lag der Konzerngewinn zudem bei 3,3 Mrd CHF und erreichte damit nur noch grob halb so viel wie 2015. Die Aktionäre sollen für 2016 eine Dividende von 0,60 CHF erhalten.

Auf Kostenseite und mit Blick auf die Kapitalisierung fühlt sich die UBS unterdessen gut aufgestellt. Das anvisierte Sparziel bis Ende 2017 dürfte erreicht werden, obwohl gleichzeitig langfristig in Wachstumsfelder investiert werde, so Ermotti.

Die Kapitalsierung hat sich per Ende 2016 kaum verändert. Finanzchef Kirt Gardner ist zufrieden mit dem jetzigen Niveau: Die harte Kernkapitalquote (CET1, vollständig umgesetzt) reduzierte sich in dem Quartal um 20 Basispunkte auf 13,8%. Die CET1-Leverage Ratio verbesserte sich hingegen um 10 Basispunkte auf 3,5% – und liegt damit erstmals über der Schweizer Mindestanforderung.

Baustellen bleiben
Trotz einer jüngst leichten Verbesserung der Kundenzuversicht, besonders in den USA, bleiben für die UBS die Unwägbarkeiten aus dem alten Jahr auch im neuen bestehen. Denn welche Auswirkungen etwa die neue US-Regierung haben könnte oder wie der Brexit umgesetzt wird, ist noch offen. Insgesamt spricht die UBS von anhaltenden «makroökonomischen Unsicherheiten, geopolitischen Spannungen und divergierenden politische Stossrichtungen» als Belastung.

Tiefe Zinsen in der Schweiz und der Eurozone, weitersteigende Kapitalanforderungen und Kosten: Die relevanten Probleme müssten nach wie vor gelöst werden, so Ermotti. Grosse Baustellen sind ausserdem offene Rechtsfälle wie der US-Hypothekenstreit oder der Steuerstreit in Frankreich, wo es jeweils nichts Neues zu berichten gibt.

Kein Applaus an der Börse
An der Börse gaben UBS bis zum Handelsschluss 4,5% auf 16,25 CHF nach, während der Gesamtmarkt gemessen am SMI die Sitzung nur leicht unter dem Vortagsschluss beendete. S&P senkte im Nachgang der Zahlen das Rating auf «Buy» von zuvor «Strong Buy». Nach dem starken Kursanstieg seit Oktober sei das Aufwärtspotenzial trotz der guten Zahlen begrenzt, heisst es. Die Aktie habe aber dank stärkerer Kapitalposition sowie höherer Profitabilität eine höhere Bewertung als die Vergleichsgruppe verdient.

Es wäre sehr positiv, wenn sich in einiger Zeit auch mehr Zuversicht unter europäischen und asiatischen Kunden breitmachen würde, heisst es zudem noch etwa von Vontobel. (awp/mc/upd/ps)

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