UBS und zwei europäische Banken im Zentrum des Libor-Skandals

UBS und zwei europäische Banken im Zentrum des Libor-Skandals

New York – Im Zentrum der Ermittlungen um Zinsmanipulationen stehen offenbar Händler von drei europäischen Grossbanken, wie aus Dokumenten, die die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte, hervorgeht. Neben Barclays spielten offenbar die Royal Bank of Scotland und die UBS eine zentrale Rolle. Bislang konzentrierte sich die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die britische Barclays, die als erstes Geldhaus ein Fehlverhalten eingeräumt hatte. Mit den Aufsichtsbehörden aus Grossbritannien und den USA einigte sich die Bank auf eine Strafzahlung von knapp einer halben Milliarde Dollar.

Barclays, die Royal Bank of Scotland sowie die UBS beschäftigten mehr als ein Dutzend Händler, die Referenzzinssätze in Dollar, Euro oder Yen beeinflussen wollten. Da einige dieser Händler für mehrere in den Skandal involvierte Banken gearbeitet haben, entstand offenbar ein Netzwerk, mit dem sich die Manipulationen mit jedem Arbeitsplatzwechsel weiter manifestierten. Einer dieser Händler arbeitete beispielsweise von März 2006 bis Oktober 2009 bei Barclays. Derzeit hat er eine ähnliche Position bei UBS in den USA inne. Und zwei Händler bei der Royal Bank of Scotland sollen einem UBS-Kollegen bei der Manipulation des Zinssatzes Libor in Yen geholfen haben.

Kein Kommentar von Banken
Keiner der in den Papieren genannten Händler war für eine Stellungnahme zu erreichen. Auch die Banken wollten sich nicht dazu äussern. Die UBS wolle sich weiterhin nicht zu dieser Angelegenheit äussern, sagte Peter Hartmeier, Leiter der Unternehmenskommunikation, am Samstag der Nachrichtenagentur sda. Zu den Dokumenten, die Reuters einsehen konnte, gehörten Gerichtsunterlagen der kanadischen Regulierungsbehörden, Unterlagen zum Vergleich von Barclays mit dem Justizministerium und Aufsichtsbehörden in den USA und Grossbritannien sowie eine Privatklage eines früheren Angestellten der Royal Bank of Scotland in Singapur.

Untersuchungen in mehreren Ländern
Bei den Ermittlungen geht es um den internationalen Referenzzinssatz Libor, den insgesamt mehr als ein Dutzend Banken in den Jahren 2005 bis 2009 zu ihrem eigenen Vorteil manipuliert haben sollen. Seit Monaten laufen deswegen Untersuchungen in mehreren Ländern. In der Schweiz hatte sich die UBS selbst angezeigt. Die Wettbewerbskommission eröffnete daraufhin im Februar eine Untersuchung gegen die Credit Suisse, die UBS sowie zehn ausländische Institute.

Der Libor wird einmal täglich in London in verschiedenen Währungen ermittelt. Er dient dazu, beispielsweise die Zinsen auf Hypotheken und Unternehmenskredite festzulegen. Der Satz beruht auf den von den Banken gemeldeten Refinanzierungskosten.

Händler-Ringe oder Banken-Führungsebene
Rund um den Globus gehen Regulierer derzeit der Frage nach, ob einzelne Händler-Ringe hinter den Tricksereien stehen oder ob die Führungsebene in den jeweiligen Banken in die Vorgänge eingeweiht war. Anfang der Woche verlautete aus Justizkreisen, dass Ermittler in Europa und den USA vor den ersten Festnahmen von Händlern stehen. Die Anklagen würden vorbereitet.

RBS gibt Verwicklung in Libor-Skandal zu
Die grossteils verstaatlichte britische Grossbank Royal Bank of Scotland (RBS) rechnet mit einer saftigen Strafe im Skandal um manipulierte Libor-Zinssätze. Die RBS sei Gegenstand von Untersuchungen der britischen Finanzaufsicht FSA, sagte Vorstandschef Stephen Hester am Montag der Zeitung «The Guardian». «RBS ist eine der Banken, die im Libor-Skandal verwickelt sind», sagte Hester. Er gab aber keine Prognosen ab, wie hoch die Strafe ausfallen könnte. RBS-Konkurrent Barclays hatte 290 Millionen Pfund an die Finanzaufsichtsbehörden in den USA und Grossbritannien sowie an das US-Justizministerium zahlen müssen. Händler der Bank hatten in den Jahren 2005 bis 2009 nachweislich zu niedrigen Zinssätze zur Ermittlung des Libor-Satzes gemeldet.

HSBC-Chef entschuldigt sich
Die Behörden gehen davon aus, dass Barclays bei der Manipulation des Libors nicht alleine gehandelt hat. Auch die Deutsche Bank ist im Visier. Der Chef der Bank HSBC, Stuart Gulliver, hat sich am Montag für die «Fehler der Vergangenheit» entschuldigt. Die Bank bildete Rückstellungen in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar, um die Kosten für erwartete Strafen bezahlen zu können, unter anderem wegen Vorwürfen der Beihilfe zur Geldwäsche in den USA und zu Unrecht verkaufter Versicherungen und anderer Finanzprodukte. (awp/mc/ps)

 

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