Union Investment: Starke Aufwärtskräfte für die Kapitalmärkte

Union Investment: Starke Aufwärtskräfte für die Kapitalmärkte
Jens Wilhelm, im Vorstand von Union Investment zuständig für das Portfoliomanagement und Immobilien. (Foto: zvg)

Frankfurt – Die Kapitalmärkte sind optimistisch ins Jahr 2021 gestartet. Dafür gibt es trotz anhaltender Pandemie gute Gründe, findet Jens Wilhelm, im Vorstand von Union Investment zuständig für das Portfoliomanagement und Immobilien. „Es sind starke Aufwärtskräfte am Werk“, erklärt er. „Der Mix aus lockerer Geld- und expansiver Fiskalpolitik sowie die Aussicht auf einen impfbedingten Durchbruch in der Pandemiebekämpfung wirken wie ein steter Anschub für Risikoanlagen.“ Daher rät Wilhelm Anlegern weiter zu chancenorientierten Anlagen: „Der Markt nimmt das Ende der Coronakrise bereits vorweg. Diesen Trend sollte man trotz möglicher Rückschläge nicht verpassen.“

Konjunkturell erwartet Wilhelm ein schwieriges erstes Halbjahr. „Die hohen Infektionszahlen und die Lockdowns werden tiefe Spuren im Wirtschaftswachstum hinterlassen“, erwartet er. Im Euroraum dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal um 1,3 Prozent schrumpfen, in Deutschland sogar um 2,0 Prozent. „Die Konjunktur bleibt von der Pandemie belastet“, stellt er fest. Mit einer zu erwartenden Beruhigung des Infektionsgeschehens im Jahresverlauf dürfte die Wirtschaftsaktivität dann aber spürbar anspringen. Auch sollten ab dem Sommer Impfstoffe breiter verfügbar sein und dem Aufschwung eine solide Basis verleihen. „Wenn wir nicht mit neuen, unkontrollierbaren Virusmutationen konfrontiert werden, wird in der zweiten Jahreshälfte nach und nach mehr wirtschaftliche Normalität einkehren“, meint Wilhelm. Dann dürften auch bislang stark eingeschränkte Sektoren, etwa im Dienstleistungsbereich, ihr Angebot wieder hochfahren und das Wachstum beschleunigen. Im Gesamtjahr 2021 rechnet er daher mit einer Zunahme der Wirtschaftsleistung in der Eurozone um 4,9 Prozent, in Deutschland um rund 3,8 Prozent.

Biden mit neuen Impulsen für US-Wirtschaft
Die US-Administration unter Joe Biden beurteilt Wilhelm positiv: „Die neue Führung im Weissen Haus verfolgt einen Kurs der wirtschaftlichen Modernisierung im Innern und der verbalen Mässigung im Äusseren. Beides stützt die Kapitalmärkte.“ Die Initiative Bidens zur Ausweitung der Coronahilfen ist demnach ein erster Fingerzeig für seine Entschlossenheit und kommt konjunkturpolitisch zur rechten Zeit. Gleichzeitig verweist Wilhelm auf die sehr knappe demokratische Mehrheit im Kongress. „Im Senat zählt jede Stimme, und Biden muss sich am konservativsten demokratischen Senator ausrichten“, gibt er zu bedenken. Aus Marktsicht schätzt er diese Restriktion als günstig ein, da weder drastische Steuererhöhungen noch eine überbordende Staatsverschuldung eine parlamentarische Zustimmung finden dürften. „Bidens fiskalpolitisches Füllhorn ist nicht unendlich gross. Das schützt die Profitabilität des US-Unternehmenssektors und die Bonität des Staates.“ Wilhelm rechnet daher mit einem weiteren Konjunkturpaket in einem vertretbaren Umfang gegen Ende des ersten Quartals, unter anderem mit Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien. Im Ergebnis sollte die Konjunktur einen Schub erhalten und das US-Wachstum in diesem Jahr auf 4,9 Prozent klettern.

Mix aus expansiver Fiskal- und lockerer Geldpolitik unterstützt Kapitalmärkte
Neben den fiskalpolitischen Impulsen dürften die Kapitalmärkte nach Einschätzung Wilhelms von den weiter lockeren Zentralbankmassnahmen profitieren. „Ein Zurückfahren der geldpolitischen Unterstützung steht zunächst nicht auf der Agenda“, analysiert er. Dafür spricht nach Meinung des Kapitalmarktstrategen neben dem realwirtschaftlichen Hilfsbedarf auch die höhere Inflationstoleranz der Notenbanken. „Es hat bei den Währungshütern ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Dadurch dürfte die Geldpolitik locker bleiben, auch wenn sich Hinweise auf eine höhere Inflation abzeichnen sollten.“ Einen Paradigmenwechsel gab es coronabedingt auch in der Fiskalpolitik. Die Bereitschaft der Politik zu deutlich mehr Schulden wird in der Zeit nach Corona weiter Bestand haben. Das ist eine wichtige veränderte neue Setzung für die Kapitalmärkte in den kommenden Jahren.

Höherrentierliche Anleihen bevorzugt
Aufgrund der anhaltend negativen Realrenditen geht die Enteignung der Sparer bei Anlagen in sicheren Häfen nach Abzug der Teuerung weiter. „Attentismus ist keine gute Strategie für eine sinnvolle Geldanlage“, ist Wilhelm daher überzeugt. Anlegern rät er, auf höherrentierliche Alternativen zu setzen. Auf der Anleihenseite bleiben Papiere mit Zinsaufschlag attraktiv, auch wenn durch einen Rückgang der Risikoaufschläge, der sogenannten Spreads, auf einigen Feldern das Potenzial bereits deutlich gesunken ist. „Bei Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade-Bereich sind die Spreads schon stark geschrumpft“, analysiert Wilhelm. Mehr Ertragschancen, aber auch mehr Risiken sieht er bei hochverzinslichen Anleihen. „Hier sind die Zinsaufschläge höher, aber auch die Gefahr von Zahlungsausfällen. Umso mehr zählt eine sorgfältige Titelauswahl.“ Interessant findet Wilhelm ausserdem Hartwährungsanleihen aus den Schwellenländern: „In einem Umfeld negativer Realzinsen sind diese Anlagen ein vielversprechender Renditelieferant.“

Aktienmärkte vom Ausblick auf ein Ende der Coronakrise beflügelt
Grosses Ertragspotenzial sieht Wilhelm zudem nach wie vor auf der Aktienseite. „Die Berichtssaison hat gezeigt, dass viele Unternehmen gut durch die Krise gekommen sind. Im Jahr 2021 dürften die Gewinne deutlich anziehen“, ist er überzeugt. In der Folge sollten auch die Aktienkurse weiter zulegen. Bis zum Jahresende rechnet Wilhelm mit einem DAX-Anstieg auf 14.700 Punkte. Zeitlich gesehen dürfte das Gros der Zuwächse im ersten Halbjahr erfolgen. „Aktien sind eine vorausschauende Anlageklasse und nehmen die Überwindung der Pandemie vorweg. Daher gilt es für Investoren, nicht zu spät auf den Zug aufzuspringen“, meint Wilhelm. Ausserdem rät er auch hier zu einer sorgfältigen Titelselektion. „Corona schafft Gewinner und Verlierer. Eine gezielte Auswahl von Einzeltiteln ist in diesem Umfeld besonders wichtig.“

Robuste Immobilienperformance durch Diversifikation
Auch Immobilien sieht Wilhelm weiter als einen wichtigen Baustein in der Vermögensstruktur. „Negative Realrenditen sprechen für Sachwerte, insbesondere wenn sie einen starken Cashflow mit stabilen Erträgen verbinden. Das ist bei hochwertigen Immobilien der Fall.“ Für Fondslösungen spricht aus seiner Sicht gerade in der aktuellen Lage der Diversifikationsgedanke. „Regionale Streuung sowie die Diversifikation über unterschiedliche Nutzungsarten und Mieter dämpfen die Corona-Effekte erheblich“, fasst er zusammen. Nach Verarbeitung der Pandemiebelastungen sieht Wilhelm zudem gute Chancen für eine solide Mietertragsentwicklung. „Die Immobilie gehört weiter in jedes gut ausbalancierte Portfolio“, folgert er.

Positive Aussichten für 2021, aber kein ungetrübtes Bild
Insgesamt hält Wilhelm an seinem positiven Ausblick auf das Kapitalmarktjahr 2021 fest. „Die Börsen haben sich bereits teilweise auf die Post-Corona-Welt eingestellt. Aber nach wie vor sind mächtige Treiber am Werk, die auch im weiteren Jahresverlauf die Märkte nach oben bewegen dürften“, meint der Kapitalmarktstratege und verweist insbesondere auf den Dreiklang aus konjunkturellem Aufschwung, expansiver Fiskal- und lockerer Geldpolitik. Dennoch ist das Bild nicht ungetrübt, Wilhelm sieht durchaus die Gefahr vorübergehender Rückschläge. Mögliche Warnsignale könnten Rückschläge in der Pandemiebekämpfung, Anzeichen für eine Einstellung der geldpolitischen Hilfen oder auch Probleme im Unternehmenssektor, etwa auf dem Markt für Hochzinsanleihen sein. „Diese Themen sollten aber frühestens ab der zweiten Jahreshälfte eine Rolle spielen“, gibt Wilhelm zu bedenken. Daher empfiehlt er, frühzeitig die Chancen an den Kapitalmärkten zu nutzen. (Union Investment/mc)

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