US-Notenbank drosselt Geldspritzen – Wirtschaft kommt in Schwung

US-Notenbank drosselt Geldspritzen – Wirtschaft kommt in Schwung
Janet Yellen, ehemalige Fed-Chefin. (Foto: © United States Government Work)

Notenbank-Chefin Janet Yellen. (© US Government Work)

Washington – Die US-Notenbank schränkt ihre Geldspritzen wie erwartet weiter ein. Die Währungshüter sehen nach dem wetterbedingt schwachen Jahresauftakt eine Erholung der Wirtschaft und eine weitere Verbesserung am Arbeitsmarkt. Das geht aus den am Mittwochabend in Washington veröffentlichten geldpolitischen Beschlüssen hervor.

Den Leitzins beliess die Notenbank unverändert in einer Spanne von null und 0,25 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt der Zinssatz seit Ende 2008, als sich weltweit die schwere Finanzkrise ausgebreitet hatte. Konkrete Hinweise, wann die Zinsen wieder steigen könnten, lieferte Notenbankchefin Janet Yellen nicht, als sie die Entscheidungen vor der Presse erläuterte.

Yellen sieht «gute Gründe» für dauerhaften Aufschwung
«Das Wachstum hat sich in den letzten Monaten wieder erholt», heisst es im Statement der Notenbanker. Der ungewöhnlich kalte Winter hatte die weltgrösste Volkswirtschaft kräftig zurückgeworfen. «Die Arbeitsmarktindikatoren zeigen eine weitere Verbesserung», teilte die Fed weiter mit. Im Mai hatte die Erwerbslosenquote bei 6,3 Prozent gelegen – so niedrig wie seit September 2008 nicht mehr.

Fed-Präsidentin Yellen sieht den Arbeitsmarkt zwar noch nicht aus dem Schneider, erwartet aber, dass sich die Lage weiter aufhellen wird. «Es gibt gute Gründe für einen nachhaltigen Aufschwung», sagte sie auf ihrer zweiten Pressekonferenz. Der wirtschaftliche Ausblick bleibe zwar unsicher, doch die Chancen für ein Wachstum über dem langfristigen Trend seien gegeben.

Zeitpunkt für Zinswende bleibt vage
Was die an den Finanzmärkten herbeigesehnte Frage nach der Zinswende angeht, hielt sich Yellen bedeckt. Aus der sogenannten «Punktewolke», die Aufschluss über den von den Fed-Mitgliedern erwarteten Zinspfad gibt, geht jedoch hervor: 12 von 16 Vertretern rechnen mit einer ersten Erhöhung der Leitzinsen im nächsten Jahr. Im März waren es noch 13 gewesen. Laut Analysten sprechen die Prognosen für einen ersten Leitzinsschritt spätestens im zweiten Quartal 2015.

Angesichts der verbesserten Lage an der Jobfront fällt es der Fed nicht schwer, die Anleihekäufe zur Belebung der Wirtschaft ab Juli um weitere zehn Milliarden US-Dollar auf 35 Milliarden Dollar pro Monat zu drosseln. Das eingeschlagene Tempo beim Abbau des ursprünglich 85 Milliarden Dollar umfassenden Wertpapierkaufprogramms behalten die Währungshüter damit bei. «Die US-Wirtschaft ist fit genug, damit die Fed ihre Anleihekäufe im Oktober beenden kann», sagt Experte Christian Schulz von der Berenberg Bank.

Experte: «Fed hält an ihrem Plan fest»
«Die Fed hält trotz des schwachen ersten Quartals an ihrem Plan fest», kommentierte Experte Paul Ashworth vom Analysten-Haus Capital Economics. Notenbankchefin Yellen betonte jedoch einmal mehr, dass es keinen festgelegten Kurs für den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik gebe. Die Anleihekäufe sollten in «massvollen Schritten» weiter zurückgefahren werden.

Die Fed hat unterdessen ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr deutlich gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte 2014 nur um 2,1 bis 2,3 Prozent zulegen. Im März hatte die Notenbank noch ein Wachstum von 2,8 bis 3,0 Prozent erwartet. Für die kommenden beiden Jahre beliess sie die Vorhersagen jedoch unverändert.

Für den Arbeitsmarkt zeigen sich die Währungshüter wie bereits im März zuversichtlicher. Im laufenden Jahr rechnet die Notenbank nun mit einer Arbeitslosenquote von 6,0 Prozent bis 6,1 Prozent. Zuletzt hatte die Prognose zwischen 6,1 Prozent und 6,3 Prozent gelegen. In den nächsten beiden Jahren dürfte sich die Lage weiter verbessern. Die Inflation wird sich nach Einschätzung der Fed weiter in Richtung des von der Notenbank angepeilten Zielwerts von zwei Prozent entwickeln.

Anleihezinsen und Dollar auf Talfahrt
Am Tag nach der jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank Fed sind der amerikanische Dollar und die weltweiten Anleihezinsen spürbar unter Druck geraten. Die US-Währung gab am Donnerstag auf breiter Front nach, während die Renditen vieler Staatsanleihen rückläufig waren.  Besonders deutlich war die Marktreaktion am Donnerstag beim amerikanischen Dollar und den Renditen am US-Anleihemarkt. Der Dollar fiel zu vielen wichtigen Währungen wie dem Euro, dem japanischen Yen oder dem britischen Pfund zurück. Der Euro stieg im Gegenzug mit bis zu 1,3644 Dollar auf den höchsten Stand seit eineinhalb Wochen. Auch andere Währungen wie der Schweizer Franken, der kanadische oder der australische Dollar legten zur US-Währung zu.

An den Anleihemärkten fielen die Renditen in vielen Ländern deutlich zurück. Das unterstreicht die grosse Bedeutung der amerikanischen Geldpolitik für das weltweite Finanzsystem. In den USA, dem mit Abstand grössten Anleihemarkt der Welt, fiel die Zehnjahresrendite am Donnerstagmittag von 2,63 Prozent am Vorabend auf 2,57 Prozent zurück. Im Euroraum profitierten Anleihen von geschwächten Ländern wie Griechenland, Spanien oder Italien am meisten. Aber auch in Deutschland gab die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen mit fünf Basispunkten deutlich nach. In Asien war der Zinsdruck ebenfalls spürbar. (awp/mc/ps/upd/pg)

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