US-Notenbank ohne Überraschungen

US-Notenbank ohne Überraschungen

US-Notenbankchef Ben Bernanke.

Washington – Die US-Notenbank lässt ihren Leitzins wie erwartet unverändert in einer Spanne zwischen null und 0,25 Prozent und sieht vorerst von weiteren Massnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft ab. Die Fed geht bei erhöhten globalen Risiken von einem «moderaten» Wachstum» in den USA aus. Allerdings wies der geldpolitische Ausschuss (FOMC) in seinem Kommentar zum Zinsentscheid erneut auf «signifikante Abwärtsrisiken» angesichts der Spannungen an den internationalen Finanzmärkten hin.

«Die Fed spielt auf Zeit», kommentierte Bernd Weidensteiner, Notenbank-Experte der Commerzbank, am Dienstagabend. In den nächsten Tagen werde sich klären, ob der Kongress verschiedene Steuererleichterungen verlängert oder ob diese Anfang 2012 zurückgenommen werden.

«Dann lässt sich das Ausmass des fiskalischen Bremseffekts auf die Konjunktur besser abschätzen», so Weidensteiner. In den sechs Wochen bis zur nächsten Fed-Sitzung werde sich auch zeigen, ob die Krise in der Eurozone – die nach Ansicht der Fed offenbar das hauptsächliche Risiko für die US-Wirtschaft darstelle – etwas abflaut.

Seit drei Jahren auf ultralockerem Kurs
In der Begründung der US-Notenbank heisst es, für die kommenden Quartale gehe man weiterhin nur von einem «moderaten» Wirtschaftswachstum aus. Die Fed bekräftigte vor diesem Hintergrund, ihren Leitzins bis mindestens Mitte 2013 auf dem aktuellen rekordniedrigen Niveau zu halten. Seit drei Jahren befindet sich die Fed damit bereits auf einem hoch-expansiven geldpolitischen Kurs. Zudem hat sie seit der ersten Finanzkrise Staatsanleihen und vermögensbesicherte Wertpapiere im Wert von mehr als zwei Billionen US-Dollar gekauft.

Arbeitsmarkt weiter kritisch – Inflationsdruck lässt nach
Die Arbeitslosenquote dürfte in den kommenden Quartalen nach Einschätzung der Fed nur langsam zurückgehen. Inflationsgefahren sieht die Fed nicht. Im Jahresverlauf habe der Preisdruck nachgelassen. In den kommenden Quartalen werde die Teuerung auf oder unter dem Preisziel der Notenbank liegen.

Zwar gab es von der Fed keine Signale für eine neue Runde der sogenannten Quantitativen Lockerung (QE3) – also für ein neues Anleihekaufprogramm, um die Wirtschaft mit Liquidität zu fluten. Allerdings erwarten etliche Experten, dass dieser Schritt lediglich aufgeschoben, jedoch nicht aufgehoben ist.

Keine Signale für QE3 – Fed reinvestiert in MBS
«Wir erwarten, dass QE3 bis zum Frühling beschlossen wird», so Unicredt-Analyst Harm Bandholz in einem Kommentar vom Dienstagabend. Das neue Programm dürfe vor allem auf den Markt für hypothekenbesicherte Wertpapiere, sogenannte Mortgage Backed Securities (MBS), zielen.

Die Fed kündigte an, Erträge aus fälligen Wertpapieren weiterhin in MBS zu reinvestieren, um den angeschlagenen Häusermarkt zu stützen. Die Notenbank gab zudem bekannt, die sogenannte «Operation Twist» fortzuführen, durch die sie ihr Anleiheportfolio von kurz- in langlaufende Papiere umschichtet. Auf diese Weise sollen die Zinsen im langen Laufzeitbereich heruntergebracht werden.

Eine Gegenstimme im geldpolitischen Rat
Insgesamt stimmte von den 10 Mitgliedern lediglich Charles Evans gegen die Entscheidung. Er hat eine zusätzliche geldpolitische Lockerung gefordert. Auf der letzten Zinssitzung Anfang November war die Interessenkonstellation im Rat identisch.

Der Eurokurs geriet nach der Veröffentlichung weiter unter Druck und fiel auf ein neues Tagestief bei 1,3012 US-Dollar. Die US-Aktienkurse gaben einen Teil der vorherigen Gewinne ab und fielen deutlich ins Minus. (awp/mc/pg)

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