Vom Schmuck zur Ressource: Wie Altgold-Ankauf und Recycling in die Rohstoff- und Nachhaltigkeitsdebatte passen

Vom Schmuck zur Ressource: Wie Altgold-Ankauf und Recycling in die Rohstoff- und Nachhaltigkeitsdebatte passen
(Unsplash)

München – Gold gilt als Wertspeicher und Schmuckmetall, gleichzeitig ist es ein knapper Rohstoff mit hoher Umweltbelastung in der Förderung. Wer Altgold verkauft, bewegt sich damit nicht nur auf einem Nischenmarkt, sondern ist Teil einer Wertschöpfungskette, die in Rohstoff- und Klimadiskussionen zunehmend Beachtung findet.​

Bedeutung in Zahlen

Heute macht Recycling einen spürbaren Anteil des weltweiten Goldangebots aus. Während Altgold überwiegend aus Schmuck, Münzen und Barren stammt, leisten industrielle Quellen wie Elektronikschrott oder Legierungen, die in der Zahnmedizin verwendet werden, kleinere, aber wachsende Beiträge. In Deutschland arbeitet die Goldindustrie nach Angaben der Fachvereinigung Edelmetalle nahezu ausschließlich mit wiederaufbereitetem Material, sodass der überwiegende Teil des hierzulande verarbeiteten Goldes aus Recycling stammt.

Was mit Altgold passiert

Zwischen einem privaten Schmuckkäufer und einer industriellen Scheideanstalt liegen mehrere Schritte. Im ersten Schritt übernehmen spezialisierte Goldankäufer in München oder anderen Städten die Rolle eines regionalen Sammelpunkts. Die Stücke werden dort geprüft, gewogen und nach Legierung sortiert oder direkt als Mischposten erfasst. Den industriellen Teil übernehmen Scheideanstalten, in denen Altgold gesammelt, eingeschmolzen und homogenisiert wird. Mittels Probeentnahmen und Analyseverfahren wie Röntgenfluoreszenz oder nasschemischen Methoden wird der Feingehalt bestimmt und die Zusammensetzung weiterer Metalle analysiert. Auf Basis dieser Daten lassen sich Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin oder Palladium durch metallurgische Prozesse trennen und als Feingold mit definiertem Reinheitsgrad in den Markt zurückführen.

Recycling versus Primärabbau

Goldabbau im Bergbau gilt als besonders ressourcenintensiv, wobei die CO2-Werte je nach Lagerstätte und Technik im fünfstelligen Kilobereich pro Kilo Gold liegen können. Eine Untersuchung von Forschungsinstituten und Industriepartnern nennt Spannweiten von etwa 11,5 bis 55 Tonnen CO₂ pro Kilogramm Minengold. In Einzelanalysen werden sogar Werte von 30 bis 38 Tonnen beschrieben. Hinzu kommen Belastungen durch Chemikalien wie Cyanid oder Quecksilber, die im Kleinbergbau oder in bestimmten Aufbereitungsschritten eingesetzt werden, sowie Eingriffe in Ökosysteme.

Recyceltes Gold schneidet deutlich besser ab. Für ein Kilo Gold aus Recyclingprozessen liegen veröffentlichte CO₂-Werte im zweistelligen Kilobereich, beispielsweise um 50 Kilogramm. Einzelne Anbieter berichten durch optimierte Prozesse von Werten von knapp 30 Kilogramm. Der Faktor zwischen Primärabbau und Recycling bewegt sich damit häufig im Bereich von mehreren Hundert bis über Tausend, bezogen auf den CO₂-Ausstoß. Dieser Unterschied erklärt, warum das Edelmetallrecycling in Klimastrategien und Rohstoffberichten verstärkt hervorgehoben wird.

Gold als Teil der Kreislaufwirtschaft

Das Ziel der Kreislaufwirtschaft besteht darin, Materialien möglichst lange im Nutzungskreislauf zu halten und den Primärabbau zu reduzieren. Gold eignet sich aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften und hohen Dichte besonders dafür, da sich das Metall ohne nennenswerten Qualitätsverlust beliebig oft einschmelzen und neu formen lässt. Das Recyclingvolumen hängt allerdings stark vom Preisniveau, von Sammelstrukturen sowie vom Verhalten der Besitzer ab. Hohe Goldpreise erhöhen den Anreiz, Schmuck oder Altgold zu veräußern, während niedrige Preise dazu führen, dass Bestände eher liegen bleiben. In Ländern mit etablierten Sammelsystemen für Elektroschrott und Edelmetalle trägt auch das Recycling von Elektronikkomponenten spürbar zur Rückgewinnung bei, selbst wenn dessen Anteil am Gesamtvolumen bisher im einstelligen Prozentbereich liegt.

Rolle regionaler Goldankäufer im Recyclingnetz

Regionale Goldankäufer fungieren als Schnittstelle zwischen Privathaushalten, Gewerbetreibenden und der Rohstoffindustrie und prüfen kleine und mittlere Mengen, bieten baren oder unbaren Ausgleich und bündeln Material, das sich bei einzelnen Verkäufern kaum lohnen würde. Die Prüfmethoden reichen von der Stempelkontrolle und Dichtebestimmung über Säuretests bis hin zur kontaktfreien Analyse von Legierungen mittels Röntgenfluoreszenzgeräten. Seriöse Anbieter dokumentieren das Gewicht, den Feinheitsgrad und den zugrunde liegenden Goldkurs nachvollziehbar und ermöglichen damit eine Einschätzung des Angebots. Altgold aus solchen Quellen wird in Paketen an Scheideanstalten geliefert. Durch Homogenisierung ermitteln diese präzise Feingehalte und ermöglichen so eine faire Abrechnung. Auf diese Weise fließen private Bestände, geerbte Schmuckstücke, Bruchgold oder aus dem Handel aussortierte Ware in industrielle Kreisläufe, ohne dass Privatpersonen direkt mit Großbetrieben interagieren müssen.

Rohstoffdebatte, ESG-Kriterien und Regulierung

Institutionelle Anleger verknüpfen Edelmetalle zunehmend mit den sogenannten ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance). Dadurch entstehen für Gold neue Anforderungen an Herkunftsnachweise, Transparenz und Sorgfaltspflichten entlang der Lieferkette, etwa durch Standards wie den «Responsible Gold Mining Principles». Unternehmen, die Gold verarbeiten oder vertreiben, müssen damit umgehen, dass ihre Kundschaft die Herkunft und das Nachhaltigkeitsprofil stärker hinterfragt.

In dieser Debatte gewinnt Recyclinggold deutlich an Gewicht, da sich seine Herkunft und Prozesskette oft klarer dokumentieren lassen und sein ökologischer Fußabdruck niedriger ist. Gleichzeitig besteht die Herausforderung darin, dass Altgold aus vielen Jahrzehnten und Regionen stammt, sodass sich die sozialen Bedingungen der ursprünglichen Förderung nicht im Nachhinein verändern lassen.

Privatanleger zwischen Schmuck, Altgold und Anlagegold

Für private Halter stellen sich mehrere Fragen: Behalten, verkaufen oder umschichten? Schmuckstücke haben neben dem Materialwert auch einen ideellen Wert, der in vielen Fällen gegen einen Verkauf spricht. Stücke, die defekt, nicht getragen oder geerbt wurden und denen keine emotionale Bindung zugeschrieben wird, werden dagegen häufiger als Altgold betrachtet, und deren Verkauf kann Liquidität schaffen oder dazu genutzt werden, in standardisierte Barren oder Münzen zu wechseln, die sich besser in Anlagestrategien integrieren lassen.

Wer verkaufen möchte, kann sich an Kursinformationen orientieren, die die Spotpreise je Gramm Feingold ausweisen. Die Differenz zwischen diesem Referenzwert und dem Angebot eines Käufers spiegelt dessen Kostenstruktur und Marge wider. Transparente Kommunikation über den Zeitpunkt der Kursfixierung, die Art der Legierung und etwaige Gebühren schafft Vertrauen. (jog/mc/hfu)


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