VP Bank: Besonderer Auftakt zur Hurrikansaison

Wieso sich ILS-Anleger zum Start in die Jahreszeit der Wirbelstürme freuen können. Fünf Fragen.
In wenigen Tagen beginnt die atlantische Hurrikansaison, die vom 1. Juni bis zum 30. November dauert. Basierend auf der aktuellen Meerestemperatur wird eine durchschnittliche Wirbelsturmaktivität erwartet. Anleger in Insurance-linked Securities (ILS) dürfen zum Saisonbeginn mit einer hohen Rendite und einer technisch bedingt positiven Performance rechnen. Dazu beantworten wir fünf Fragen.
- Wie hoch sind derzeit die Risikoprämien und die schadenfreie Rendite?
Wie bei allen Geldanlagen richtet sich die Prämie nach dem eingegangenen Risiko. Das Risiko von Cat-Bonds, also Wertschriften mit einem Bezug zu einem versicherten Ereignis, wird mit Wettermodellen berechnet. Aktuell geht man von Schäden von 2.24 % aus. Die Schäden sind aber nicht gleichmässig verteilt. Das bedeutet, dass sich über mehrere Jahre hintereinander ein Mehrfaches an Ausfällen ansammeln kann oder auch kein versichertes Ereignis eintritt. Der modellierte Ausfall ist also ein langjähriger, durchschnittlich zu erwartender Schaden.
Die Versicherungsprämie dafür liegt aktuell bei 6.54 %, was fast das Dreifache des erwarteten Schadens beträgt. Im Vergleich zu Unternehmensanleihen ist diese Entschädigung äusserst attraktiv. Aber auch im Vergleich zur eigenen Historie liegt die Prämie im oberen Bereich. Solange es zu keinen Schäden kommt, liegt das Kapital (engl. Collateral) verzinst im USD-Geldmarkt. Das wirft derzeit über 4 % ab, sodass die Rendite in einem schadenfreien Jahr bei knapp 11 % in USD liegt.
- Wieso ist in den nächsten Wochen mit einen Kurssprung zu rechnen?
Während reine Cat-Bonds nur bestimmte Elementarschäden abdecken, etwa Hurrikans in Florida, übernehmen Aggregat-Trigger-Cat-Bonds verschiedene Schadenursachen. Sie werden erst zur Kasse gebeten, wenn die kumulierte Schadensumme der verschiedenen Ereignisse innerhalb eines Jahrs eine gewisse Schwelle überschreitet. 2024 kam es zu zwei schweren Hurrikans, die zusammen unter der Trigger-Summe von reinen Cat-Bonds lagen. Die Brände in Los Angeles Anfang Jahr hatten ein Schadenvolumen wie ein Hurrikan und brachten mehrere Aggregatsstrukturen in die Nähe ihrer Trigger-Summe.
Experten erwarten infolge der Brände Schäden in der Grössenordnung von USD 25 Mrd., was nur alle 100 bis 150 Jahre zu erwarten ist. Die Schadensumme wird noch ermittelt, unklar ist insbesondere ein möglicher Regress auf die Elektrizitätswerke. Wegen des Risikos, ausgelöst zu werden, handelten einzelne Aggregat-Strukturen mit Abschlägen von 50 % bis 90 %. Anfang Juni erfolgt jedoch ein «Reset» der Schadenschwelle und die betroffenen Bonds handeln dann wieder zum vollen Kurs von 100 %. In diversifizierten ILS-Fonds machen solche Anteile zwar nur einen kleinen Teil aus, der Kurssprung dürfte aber in den meisten Fonds spürbar sein.
- Wie viel Rendite kann man von ILS erwarten?
Grosse Schäden gepaart mit Kursverlusten an den Anleihenmärkten im Jahr 2022 haben das Kapital von Erst- und Rückversicherern reduziert. Damit ist die Nachfrage nach der Auslagerung von Spitzenrisiken an den Kapitalmärkten gestiegen. Weil die Jahre 2023 und 2024 fast schadenfrei blieben, lag die durchschnittliche Performance von Cat-Bond-Fonds in USD zwischen 13.8 und 15.9% (währungsgesicherte Tranchen erzielten eine um die Zinsdifferenz tiefere Rendite).
Die Anleihenrenditen sind seither gesunken und von Jahren ohne Schäden sollte man nicht ausgehen. Zudem sind Fonds in der Regel defensiver ausgerichtet als der Gesamtmarkt. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren ist eine Performance von rund 8 % p.a. in USD realistisch. Allerdings kann jederzeit ein Grossereignis eintreten, welches diese Performance zunichtemacht. Die Anlageklasse eignet sich besonders für langfristig orientierte Investoren, welche die Diversifikationsvorteile nutzen möchten.
- Wann und wie entstehen Wirbelstürme, welche die grösste Risikoposition bei Insurance-linked Securities darstellen?
Die Hurrikansaison beginnt offiziell am 1. Juni, der Höhepunkt der Stürme ist aber üblicherweise in den Monaten September und Oktober. Allerdings gibt es immer Ausnahmen. So hat 2024 der Tropensturm «Beryl» Ende Juni mit der höchsten Gefahrenstufe das Festland erreicht, was ungewöhnlich früh ist. Die Ursache war eine deutlich erhöhte Meereswassertemperatur, was in diesem Jahr nicht der Fall ist.
Hohe Temperaturen im Meereswasser liefern die Energie für Stürme. Das verdunstende Wasser steigt als feuchte, warme Luft auf. Dadurch entsteht ein Unterdruck an der Meeresoberfläche, was weitere Luft ansaugt und zu riesigen Gewitterwolken führt. Durch die Erdrotation beginnt sich das System aus Wolken und Luftmassen zu drehen und es entsteht ein Wirbelsturm. Entscheidend für Tropenstürme sind die Wassertemperaturen im zentralen und östlichen Pazifik.
- Worin unterscheidet sich die Ausgangslage im Jahr 2025 vom Vorjahr?
Basierend auf den Wassertemperaturen entstehen Modelle für die Vorhersage der Stürme und der erwarteten Intensität. Die gesamte Sturmenergie einer Saison wird mit dem Accumulated Cyclone Energy (ACE) aggregiert. Der ACE-Index misst die Gesamtaktivität tropischer Wirbelstürme – einschliesslich Hurrikans und Tropenstürmen – unter Berücksichtigung sowohl ihrer Stärke als auch ihrer Lebensdauer.
Die beiden bekanntesten Prognoseinstitute Tropical Storm Risk (TSR) und die Colorado State University (CSU) gehen für diese Saison von einer durchschnittlichen Saison aus, was deutlich besser ist als im Vorjahr. Anfang 2024 waren die Wassertemperaturen klar über der Norm und fielen bis Ende Saison deutlich darunter. Die unterdurchschnittlichen Temperaturen im Januar und Februar haben sich mittlerweile normalisiert, aktuell liegen die Temperaturen im Normbereich.
Während die Prognosen vor Jahresfrist noch dystopisch aussahen (ACE über 200), sind die Vorhersagen für dieses Jahr (ACE 120-155) deutlich besser. Allerdings ist die Vorhersagekraft zu diesem Zeitpunkt noch gering. Zu erwähnen ist auch, dass ein einziger Hurricane am falschen Ort zu riesigen Schäden führen kann. Wenn es hingegen viele Stürme sind, die über dem Ozean bleiben oder auf Gebiet mit wenig Infrastruktur treffen, sind die Schäden hingegen gering. (VP Bank/mc/ps)