Während die USA konjunkturell bereits beschleunigen, gewinnt der Euro-Raum an Stabilität

Während die USA konjunkturell bereits beschleunigen, gewinnt der Euro-Raum an Stabilität

Marktausblick von Asoka Wöhrmann (Bild) und Randy Brown, Co-CIOs Asset Management.

Frankfurt am Main – Als sich das Gerücht den Weg bahnte, kam noch einmal Unruhe auf. Eine erneute Zwangsabgabe drohe den Sparern auf Zypern, so der Inhalt einer kursierenden SMS. Vereinzelt waren Menschenschlangen vor den Geldautomaten zu sehen, doch schnell kehrte auf der Mittelmeerinsel die Mischung aus Fatalismus und Ge­lassenheit zurück, die schon in anderen Teilen des europäischen Währungsraums jeden Hauch von Panik im Keim erstickt hatte. Befürchtungen, die Anleger in den Peripherieländern des Euro-Raums würden mit einem Bank Run auf das Bail-in in Zypern reagieren, stellten sich als grundlos heraus. Im Gegenteil: Der Rückgang der Target-II-Salden zeigt, dass die Kapitalflucht aus den wirtschaftlich schwachen Peripherieländern abgeebbt ist und sich teilweise sogar umgekehrt hat.

Der in den vergangenen Monaten zu beobachtende Anstieg der Bankeinlagen in den Periphe­rieländern Spanien, Griechenland und Portugal signalisiert ein wachsendes Ver­trauen der Anleger. Das sind Belege dafür, dass sich das systemische Risiko inner­halb der Euro-Zone deutlich reduziert hat. Achtung: Hohe Schulden im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt und die geringe Wettbewerbsfähigkeit stellen weiterhin Belastungsfaktoren für Italien, Spanien, Griechenland oder auch Frankreich dar.

Langsame Gesundung
Bildlich gesprochen ist der Euro-Raum dank der Liquiditätshilfen der EZB nicht mehr auf der Intensivstation. Trotz langsamer Gesundung befindet sich die Ge­meinschaft aber immer noch im Krankenhaus. Die Anfang des Jahres prognos­tizierte wirtschaftliche Stagnation dürfte unerreichbar werden, ein Rückgang des Bruttoinlandprodukts um 0,25 Prozent ist 2013 wahrscheinlich. Massgeblich zu der leichten Rezession dürfte Italien beitragen. Nach dem unklaren Wahlausgang und den Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung ist nun mit einem BIP-Minus von 1,5 Prozent zu rechnen (bisherige Schätzung: -0,5 Prozent). Besser die Lage in Deutschland: Die Wirtschaft dürfte weiterhin um 0,75 Prozent zulegen, und auch in Frankreich, der zweitgrössten Volkswirtschaft im Euro-Raum, dürfte das BIP 2013 wenigstens stagnieren.

Angesichts der Wachstumskrise ist es umso mehr Ziel der EZB, die die Peripherie quälende Kreditklemme zu lösen. Schliesslich wirkt sich der gestörte Transmissionsmechanismus weiterhin wachstumshemmend aus. Schon Anfang Dezember 2012 wies EZB-Direktor Asmussen in einer Rede darauf hin, dass die Zinshöhe für Kredite nicht nur durch die Solvenz, sondern in wesentlichen Teilen auch durch den Wohnort des Kreditnehmers bestimmt werde. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die EZB hier einen erneuten Vorstoß gegen die Fragmentierung des Kreditmarkts wagen dürfte.

Etwas mehr Wachstumsimpulse als aus Europa erhält die Weltwirtschaft dage­gen aus den USA. Wirtschaftlichen Auftrieb könnte der Privatkonsum verleihen. Der neue Flow-of-Funds-Bericht der FED überraschte damit, dass die privaten US-Haushalte jüngst ihre Verschuldung von 13,32 Billionen auf 13,45 Billionen Dollar ausgedehnt haben. Das war möglich, weil die Privathaushalte nach jahrelangem Schuldenabbau wieder finanziellen Spielraum gewonnen haben. Der erste nennenswerte Anstieg der Verschuldung seit dem dritten Quartal 2008 könnte auf ein Ende der sogenannten Bilanzrezession hindeuten. Die Belebung am Arbeitsmarkt sowie die gute Vermögensentwicklung durch steigen­de Hauspreise und Aktienkurse veranlasste die Haushalte wohl dazu, das Thema Schuldenabbau abzuhaken und mehr Geld auszugeben. Negativ: Die Ausgaben­kürzungen des Staates schwächen aktuell den Aufschwung am Arbeitsmarkt. Dem steht allerdings eine expansive Geldpolitik gegenüber, die der Realwirtschaft weiterhin Wachstumsimpulse gibt. Dadurch könnte sich das US-Wachstum in der zweiten Jahreshälfte beschleunigen.

Überraschende Ankündigung
Auch Japan hat der seit zwei Jahrzehnten anhaltenden Bilanzrezession im Land den Kampf angesagt und greift nun zu drastischen Mitteln. Die Bank of Japan verschiebt ihr operatives Hauptziel von der Overnight Call Rate in Richtung mo­netäre Basis und will bis Ende 2014 die Geldbasis verdoppeln. Das bedeutet, dass die Zentralbank umgerechnet rund 1,4 Billionen Dollar über den Aufkauf von Staatsanleihen, ETFs und J-Reits in Japans Wirtschaft pumpt. Mit der Bekannt­gabe dieser sehr weitgehenden geldpolitischen Massnahmen überraschte die ja­panische Zentralbank die Investoren. Es wird deutlich, dass das Ziel, die Inflation innerhalb von zwei Jahren auf zwei Prozent zu erhöhen, von Japans Zentralbank konsequent angestrebt wird. Die angekündigte Ausweitung der Geldbasis führte zu einer weiteren Abwertung des Yen. Damit ordnet sich die Zentralbank der Po­litik von Premierminister Shinzo Abe unter. Bei seinem Amtsantritt im Dezember 2012 hatte dieser ein Programm zur Stimulierung von Japans Wirtschaft ange­kündigt. Dieses setzt sich aus drei Säulen zusammen: Flexible Fiskalpolitik plus Stimulus für die Wirtschaft, expansive Geldpolitik der Notenbank und struktu­relle Reformen zur Stimulierung der Wirtschaft. Die Ausdehnung der staatlichen Ausgaben ist bereits beschlossen. Kontrovers wurde dagegen die künftige Geld­politik der Bank of Japan diskutiert. Die jüngste Ankündigung verdeutlicht den Investoren, dass Japans Zentralbank auf die Wünsche von Abe eingeht.

In der westlichen Welt bleibt Wachstum 2013 ein knappes Gut. Die Notenbanken sorgen mit niedrigen Leitzinsen und dem Aufkauf von Anleihen dafür, dass das nominale Zinsniveau niedrig und das reale Zinsniveau negativ bleiben. Die  aktu­ellen Investitionsströme verdeutlichen, dass die Anleger erst jetzt beginnen, das Thema finanzielle Repression in ihren Allokationsentscheidungen umzusetzen. Ein Blick auf frühere Phasen der sogenannten finanziellen Repression zeigt, dass nur die Anleger ihr Vermögen erhalten konnten, die auf riskantere Anlageklassen gesetzt und dabei einzelne Werte unter dem Gesichtspunkt guter Wachstumsper­spektiven ausgewählt haben. Mit Unternehmensanleihen aus den Schwellenlän­dern sowie europäischen Hochzinsanleihen können sich Investoren beispielswei­se vor einem Kaufkraftverlust ihrer Ersparnisse schützen. Peri­pherieanleihen dürften von einer weiteren Zinsangleichung im Euro-Raum profitieren. Aktien rücken in dem gegenwärtigen Umfeld ebenfalls mehr in den Fokus der Anleger. Ein Grund: Viele Titel bieten sogar eine Dividendenrendite, die über der Inflationsrate liegt. (Deutsche Asset & Wealth Management/mc/ps)

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