ZFS: Josef Ackermann als VR-Präsident gewählt

ZFS: Josef Ackermann als VR-Präsident gewählt

82% Zustimmung bei Wiederwahl in VR: Josef Ackermann, neuer Zurich-VRP.

Zürich – Josef Ackermann nimmt Platz auf dem Präsidentensessel der Zurich-Versicherung. Bei seiner Wiederwahl in den Verwaltungsrat sprachen sich relativ viele Aktionäre gegen ihn aus – der Noch-Chef der Deutschen Bank hat allerdings damit gerechnet. 82 Prozent der am Donnerstag an der Zurich-Generalversammlung (GV) im Zürcher Hallenstadion vertretenen Stimmen waren für Ackermann, der bis Mai noch Konzernchef der Deutschen Bank ist und seit zwei Jahren im Zurich-Verwaltungsrat sitzt. Gegen ihn votierten 14,1%.

Damit musste Ackermann das schlechteste Ergebnis aller zur Neu- oder Wiederwahl anstehenden Verwaltungsräte hinnehmen. Er selbst führt dies auf seinen Sitz im Vergütungsausschuss zurück, der über Managersaläre bestimmt: «Leider bekommt man da Gegenstimmen, das ist weltweit so», sagte er im Gespräch mit den Medien. Er sei auf ein solches Ergebnis vorbereitet gewesen.

Top-Banker beim Versicherer
Ackermanns Wahl zum Verwaltungsratspräsidenten erfolgte innerhalb des Kontrollgremiums direkt nach der GV. Der Bankmanager übernimmt das Präsidium eines Konzerns, der 60’000 Mitarbeiter, Standorte auf allen Kontinenten und seit Donnerstag einen neuen Namen hat: Die Aktionäre stimmten an der GV mit 99,4% dem neuen Konzernnamen «Zurich Insurance Group» zu. Die bisherige Bezeichnung Zurich Financial Services hat ausgedient. Mit der Umbenennung soll verdeutlicht werden, dass sich die 140 Jahre alte Gruppe nach Jahren als allgemeiner Finanzdienstleister wieder vor allem auf das Versicherungsgeschäft konzentriert.

Dass ein Top-Banker zu einem Unternehmen kommt, das sich dezidiert als Versicherer positioniert, ist für Ackermann kein Widerspruch. Die Themen bei Banken, Versicherern oder Industrieunternehmen seien ähnlich. Ackermann ist Verwaltungsrat in verschiedenen anderen Firmen, auch in der Industrie.

«Attraktive Branche»
«Die Versicherungen sind eine attraktive Branche», sagte er. Auch er müsse sich aber noch mehr ins Versicherungswesen einarbeiten. Versichern beinhalte einen anderen Grundauftrag als das Banking. Dafür stünden Versicherer weniger in der Kritik als Banken. Er werde sich als Präsident der Zurich zu Fragen des Finanzplatzes Schweiz äussern, sagte Ackermann, der sich als Chef der Deutschen Bank häufig zu Themen aus Wirtschaft und Politik äusserte. Aber generell werde es ruhiger: «Sie werden viel weniger von mir hören», sagte er. Ein Verwaltungsratspräsident müsse in der Öffentlichkeit anders agieren als ein Konzernchef.

Der 1948 in Mels SG geborene Ackermann war zu Beginn der 1990er Jahre Konzernchef der Schweizerischen Kreditanstalt SKA, der heutigen Credit Suisse (CS). Während die SKA zur CS umgebaut wurde, ging er zur Deutschen Bank in Frankfurt, wo er über das Investmentbanking 2002 zum Chef aufstieg. Seine Amtszeit in Frankfurt endet im Mai.

Weiter Engagement in Europa

Als einer der mächtigsten Banker Europas stand Ackermann auch häufig in der Kritik, vor allem im Gastland Deutschland: Seine konsequente Verteidigung der Finanzindustrie brachte ihm teils wütende Reaktionen aus der Öffentlichkeit und der Politik ein. Ackermann gilt zudem als Vertrauter der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. In der europäischen Schuldenkrise hat er sich für eine Einigung zwischen Banken und hochverschuldeten Staaten eingesetzt. Er wolle sich in Europa weiter engagieren, sagte er nach der GV im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Er habe viele Anfragen aus Deutschland und der EU, sich zur Zukunft der Eurozone einzubringen. «Mit meinen Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, möchte ich da auch weiterhin eine Rolle spielen», sagte Ackermann. Seine Rolle als Präsident der Zurich lasse sich gut mit diesem Engagement verbinden.

Dividende
Die Aktionäre stimmten zudem einer unveränderten Dividende von 17 CHF zu, welche aus den Reserven aus Kapitaleinlagen stammt und somit steuerfrei ausbezahlt wird. Auszahlungstermin ist der 5. April, die ZFS-Titel werden am 2. April ex-Dividende gehandelt. (awp/mc/ps)

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