Zinserhöhung war für einige Fed-Mitglieder eine «enge Entscheidung»

Zinserhöhung war für einige Fed-Mitglieder eine «enge Entscheidung»
Stanley Fischer tritt als stellvertretender Vorsitzender der Fed ab.

Stanley Fischer, stellvertretender Vorsitzender der US-Notenbank.

Washington – Für einige Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss der US-Notenbank (Fed) war die erste Zinserhöhung seit der Finanzkrise eine «enge Entscheidung». Sie hätten sich vor allem um die aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation gesorgt, hiess es in dem am Mittwochabend veröffentlichten Protokoll (Minutes) zur Fed-Sitzung am 15. und 16. Dezember. Die übrigen Mitglieder sicherten den Zweiflern jedoch zu, die Entwicklung im Blick zu behalten.

Allerdings seien sich «fast alle» Mitglieder einig gewesen, dass die Bedingungen damals erfüllt waren, um eine Normalisierung der Geldpolitik einzuleiten. Kein Mitglied stimmte damals gegen die Zinserhöhung. Die Fed hatte auf der Sitzung die lang erwartete Zinswende eingeleitet. Erstmals seit der Finanzkrise wurde der Leitzins um 0,25 Prozentpunkte von der Nulllinie auf eine Spanne zwischen 0,25 und 0,50 Prozent angehoben.

Inflation noch immer merklich unter Zielwert
Es bestehe nach Einschätzung von einigen Mitgliedern aber die erhebliche Gefahr, dass die Notenbank ihr Inflationsziel nicht erreiche, heisst es in der Mitteilung. Dies könnte die Glaubwürdigkeit der Fed gefährden. Der Ausschuss ist jedoch zuversichtlich, dass sich die Inflation auf mittlere Sicht den Zielwert von zwei Prozent erreicht.

Fed-Chefin Janet Yellen hatte damals angekündigt, dass weitere Zinserhöhungen «voraussichtlich graduell» erfolgen werden. Durch das vorsichtige Vorgehen soll die Wirtschaft weiter unterstützt werden und die Inflation nach oben getrieben werden, heisst es im Protokoll. Das Tempo der Zinserhöhungen hänge vom wirtschaftlichen Ausblick ab. Die Arbeitslosigkeit war zuletzt deutlich gesunken. Allerdings befindet sich die Inflationsrate immer noch merklich unter dem Zielwert der Fed. Eindeutige Hinweise auf das Zinserhöhungstempo gab das Protokoll nicht.

Fischer: Straffungstempo zu langsam
Laut dem stellvertretende Notenbankchef Stanley Fischer könnte die Fed den Leitzins schneller anheben als an den Finanzmärkten erwartet. Es sei im Bereich des Möglichen, dass die Fed den Leitzins in diesem Jahr viermal anhebe, sagte Fischer dem US-Sender CNBC am Nachmittag. An den Finanzmärkten wird dagegen nur mit zwei Zinsanhebungen im laufenden Jahr um je 0,25 Punkte gerechnet. Fischer bezeichnete das erwartete Straffungstempo als zu langsam. Allerdings schränkte auch er ein, dass der tatsächliche Kurs der Fed von der konjunkturellen Entwicklung abhänge.

An den Finanzmärkten geriet der Dollar zum Euro nach der Veröffentlichung des Protokolls unter Druck. Der Eurokurs stieg auf ein Tageshoch von 1,0799 Dollar, nachdem er zuvor bei rund 1,0750 Dollar gehandelt worden war. Zuletzt fiel er etwas zurück und kostete 1,0780 Dollar. Die Aktienmärkte bauten hingegen ihre Verluste aus. (awp/mc/ps)

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