Zurich-CEO Martin Senn tritt zurück

Zurich-CEO Martin Senn tritt zurück

Martin Senn. (Foto: Zurich)

Zürich – Während Wochen ist darüber spekuliert worden, doch nun ist es Tatsache: Martin Senn tritt per sofort als CEO der Zurich Insurance Group zurück und verlässt die Gruppe auf Ende 2015. Verwaltungsratspräsident Tom de Swaan übernimmt die operative Leitung interimistisch, während ausserhalb des Unternehmens nach einem geeigneten Nachfolger gesucht wird. Der neue CEO soll die Zurich zurück auf die Erfolgsspur führen und in der ab 2017 geltenden Strategieperiode neue Impulse setzen.

«Nach zehn sehr intensiven Jahren bei Zurich habe ich in Absprache mit dem Verwaltungsrat entschieden, als CEO zurückzutreten und den Platz für frische Kräfte freizumachen», sagte Senn am Dienstag an einer kurzfristig einberufenen Telefonkonferenz. Senn war bei der Zurich zunächst als Chief Investment Officer tätig und hat in den vergangenen sechs Jahren als CEO geamtet.

Probleme in der Sachversicherung
Zuletzt hatte der Druck auf Senn jedoch spürbar zugenommen. Stein des Anstosses waren in erster Linie die Probleme in der Sachversicherungssparte General Insurance. Im dritten Quartal musste die Zurich im wichtigsten Geschäftsfeld die zu gering berechneten Reserven stark aufstocken. Die Rückstellungen sowie hohe Kosten aus den Explosionen am Hafen von Tianjin drückten schliesslich das Spartenergebnis in die Verlustzone und liessen den Gruppengewinn im dritten Quartal um rund 80% zurückfallen.

Die Probleme General Insurance sind nicht neu. Bereits 2012 hatte die Zurich in Deutschland nachreservieren müssen. Martin Senn ordnete in der Folge eine tiefgreifende Analyse sowohl des Sach- als auch des Lebengeschäfts an. Dabei sollten unrentable Einheiten entweder saniert, verkauft oder nicht mehr weiter betrieben werden. Vor diesem Hintergrund verkaufte die Zurich im letzten Jahr das Privatkundengeschäft in Russland oder lässt nun Teile des Sachgeschäfts im Nahen Osten oder Lebensversicherungen in Singapur auslaufen.

Gleichzeitig will die Zurich Kosten einsparen. Seit dem Investorentag im vergangenen Mai wurden für Deutschland (500 Stellen), Grossbritannien (400) oder das Global Team von General Insurance (200) Stellenabbau angekündigt. Gerüchteweise ist zudem seit heute die Rede davon, dass qualifizierte Jobs von Zürich nach Polen verlagert werden sollen.

Ziele bekräftigt
Senn glaubt an die Zukunft der Zurich: «Ich bin sicher, dass wir die richtigen Massnahmen getroffen haben, um unsere Ziele zu erreichen.» Der Rücktritt habe keinen Einfluss auf die strategische Ausrichtung oder die Finanzziele, hiess es weiter. Die Zurich strebt zum Beispiel nach wie vor eine Eigenkapitalrendite auf dem Betriebsgewinn (BOP) von 12 bis 14% an.

Und auch die Aktionären sollen weiterhin in den Genuss einer nachhaltig attraktiven Dividende kommen. Dagegen bleibt die Frage offen, was mit dem zur Verfügung stehenden Überschusskapital von rund 3 Mrd USD geschehen soll. «Wir werden unsere Pläne dazu an der Bilanzmedienkonferenz vom 9. Februar kommunizieren», sagte de Swaan. Das Geld soll primär in organisches Wachstum fliessen oder für Übernahmen eingesetzt werden. Ungenutztes Überschusskapital will die Zurich schliesslich an die Aktionäre zurückführen.

Die neue Strategieperiode ab 2017 soll der neue Chef mitprägen und umsetzen. Der Zeitpunkt seines Rücktritts sei vor allem aus diesem Grund noch in diesem Jahr gewählt worden, so Senn. Laut Tom de Swaan wird der Fokus bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger auf externe Kandidaten gelegt. Er selber wird sich danach wieder auf das Präsidium zurückziehen und sich an der kommenden GV für ein weiteres Amtsjahr zur Wahl stellen. (awp/mc/pg)

Zurich 

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