Air Berlin sieht sich trotz tiefroter Zahlen auf Gewinnkurs

Air Berlin sieht sich trotz tiefroter Zahlen auf Gewinnkurs
Boeing 737-800 der Air Berlin. (Foto: airberlin)

Boeing 737-800 der Air Berlin. (Foto: airberlin)

Berlin – Deutschlands zweitgrösste Fluggesellschaft Air Berlin sieht sich trotz der Verluste zum Jahresstart auf Gewinnkurs. Für 2013 hat Vorstandschef Wolfgang Prock-Schauer weiterhin eine schwarze Null vor Zinsen und Steuern im Auge. 2014 soll auch unterm Strich ein Gewinn stehen. Grund zum Optimismus gebe das Sanierungsprogramm «Turbine», das sich aber erst ab dem dritten Quartal 2013 positiv auswirken werde.

«Wir müssen aus eigener Kraft das Überleben schaffen. Deshalb haben wir dieses Programm aufgesetzt», sagte der Manager, der die Führung des angeschlagenen Unternehmens Anfang des Jahres von Hartmut Mehdorn übernommen hatte. Zum Jahresstart flog der Lufthansa-Konkurrent aber erstmal wieder tiefer in die roten Zahlen. Auch wegen der Kosten für das laufende Sanierungsprogramm wuchs der Verlust im ersten Quartal unter dem Strich um ein Fünftel auf 196 Millionen Euro. Der saisontypische Verlust zehrte das Eigenkapital komplett auf: Es belief sich Ende März auf minus 53 Millionen Euro. Fluggesellschaften schreiben im Winter meist rote Zahlen. Ihre Gewinne fliegen sie vor allem in der Hauptreisezeit im Sommer ein.

Maschinen besser gefüllt
Während das Sitzplatzangebot von Januar bis März im Vergleich zum Vorjahresquartal um elf Prozent schrumpfte, ging der Umsatz lediglich um drei Prozent auf 792 Millionen Euro zurück. Dies verdankte Air Berlin, in Zürich die Nummer 2 hinter der Swiss und auch auf dem Flughafen Basel-Mulhouse präsent, unter anderem deutlich volleren Maschinen. Trotz dieses Erfolgs weitete sich der operative Verlust vor Steuern und Zinsen um mehr als ein Viertel auf 188 Millionen Euro aus. Millionenschwere Kosten für den eingeleiteten Stellenabbau lasteten auf dem Ergebnis.

Flotte wird weiter verkleinert
Air Berlin hatte wegen jahrelanger Verluste 2011 einen Schrumpfkurs eingeleitet und das Flugangebot zusammengestrichen. Die Flugzeugflotte wird bis Ende des Jahres um weitere sechs Jets auf 143 Maschinen verkleinert. Vor einem Jahr waren es noch 165. Das Sanierungsprogramm «Turbine» soll das operative Ergebnis im Gesamtjahr um 200 Millionen Euro verbessern. Bis zum Jahresende soll sich dadurch auch das Eigenkapital wieder erholen, wie Finanzchef Ulf Hüttmeyer ankündigte. Mittelfristig wolle Air Berlin eine Eigenkapitalquote von 15 bis 20 Prozent erreichen.

Jede zehnte Stelle fällt weg
Die angekündigten Stellenstreichungen sind den Angaben zufolge bereits in vollem Gange. Bis Ende Mai sollen 250 Vollzeitarbeitsplätze abgebaut sein. Insgesamt stehen bei Air Berlin 900 Arbeitsplätze auf der Streichliste, rund jede zehnte Stelle fällt damit weg. Piloten und Techniker können zum arabischen Air-Berlin-Partner Etihad wechseln, der die Fluglinie wiederholt mit Kapital und Krediten versorgt hat.

Gegenüber Teilöffnung des neuen Berliner Flughafens skeptisch
Zur möglichen Teileröffnung des neuen Berliner Flughafens äusserte sich Prock-Schauer skeptisch. Das Geschäftsmodell von Air Berlin sei, dass man von einem einzigen Flughafen aus operiere. «Wir wollen einen Wechsel machen, wenn der Flughafen wirklich gesichert funktioniert.» Deutschlands zweitgrösste Fluggesellschaft setzt bislang voll auf den Standort Tegel: Einem Unternehmenssprecher zufolge starten und landen pro Woche jeweils mehr als 800 Flieger auf dem alten Flughafen. Flughafenchef Hartmut Mehdorn, der bis Januar selbst Air Berlin anführte, hat eine Eröffnung des Hauptstadtflughafens in Etappen ins Gespräch gebracht. Das Milliarden-Bauprojekt verzögert sich wegen einer Reihe von Technikproblemen. (awp/mc/pg)

 

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