America Movil zieht Gebot für KPN zurück und schickt Aktie auf Talfahrt

America Movil zieht Gebot für KPN zurück und schickt Aktie auf Talfahrt
Carlos Slim Helú, mexikanischer telekommunikations-Unternehmer.

Interesse an KPN-Übernahme verloren: Carlos Slim.

Mexiko-City – Nachdem der Mobilfunkanbieter America Movil sein Gebot für den niederländischen Telekommunikationskonzern KPN zurückgezogen hat, herrscht Unklarheit über das weitere Vorgehen. Offen ist unter anderem, ob sich die vom Multimilliardär Carlos Slim kontrollierte Gesellschaft nun von ihrer aktuell 30-prozentigen KPN-Beteiligung trennen will. Aber auch ein neues Übernahmeangebot zu einem späteren Zeitpunkt ist nicht ausgeschlossen. KPN-Papiere sackten am Donnerstag zum Handelsstart in Amsterdam um knapp 10 Prozent auf 2,20 Euro ab.

America Movil hatte am Mittwoch das Angebot von 2,40 Euro je Anteilsschein zurückgezogen. Zuletzt hatte der Konzern bereits signalisiert, dass es eine höhere Offerte «unter keinen Umständen» geben werde. America Movil wollte seinen Anteil aufstocken und KPN kontrollieren. Die Mexikaner hatten insgesamt etwa 7,2 Milliarden Euro geboten. Die KPN-Stiftung, welche im Zuge der Privatisierung des niederländischen Telefonkonzerns entstand und die Interessen der Aktionäre verteidigen soll, hatte die Übernahme als feindlich eingestuft.

KPN in starker Position
Kreisen zufolge hatte KPN zuletzt einen höheren Preis als die 2,40 Euro je Aktie gefordert. Grund sei eine Steuergutschrift, die sich aus dem 3,7 Milliarden Euro schweren Buchverlust im Zusammenhang mit dem Verkauf der deutschen Tochter E-Plus an Telefonica Deutschland ergebe, hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg zu Monatsbeginn berichtet.

KPN ist in einer starken Position, da die KPN-Stiftung mit ihrem Anteil von knapp unter 50 Prozent Übernahmen verhindern kann. Dem Vernehmen nach forderten die Niederländer einen Preis von 2,65 Euro je Aktie. Damit hätte sich der Preis von 7,2 Milliarden auf 7,9 Milliarden Euro erhöht.

Regeln des Marktes nicht vollständig verstanden
Der Vorgang zeige, dass America Movil ausserhalb Lateinamerikas und besonders in Europa Schwierigkeiten habe, wertsteigernde Übernahmen zu tätigen, sagte Robin Bienenstock, Analystin bei Sanford C. Bernstein & Co. in London. «Sie kamen und haben ein Angebot für ein Unternehmen gemacht, ohne die Regeln des Marktes vollständig zu verstehen.»

Laut Bernstein könnte America Movil das Geld statt in KPN auch in den brasilianischen Markt investieren und für einen Anteil am Mobilfunker TIM bieten. Zuletzt hatte es bereits Gerüchte gegeben, dass die italienische TIM-Mutter Telekom Italia auf Drängen des spanischen Grossaktionärs Telefonica ihr Brasiliengeschäft verkaufen solle. (awp/mc/ps)

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