BAG-Kuster: «Verdoppelung der Fallzahlen innerhalb einer Woche»

BAG-Kuster: «Verdoppelung der Fallzahlen innerhalb einer Woche»
Stefan Kuster, Leiter Übertragbare Krankheiten im Bundesamt für Gesundheit. (Screenshot)

Bern – Die Covid-Fallzahlen haben sich innerhalb einer Woche verdoppelt, wie Stefan Kuster, Leiter Übertragbare Krankheiten im Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Dienstag vor den Bundeshausmedien erklärte.

Der Anstieg werde sich nicht verlangsamen, bis die neuen Massnahmen greifen würden, sagte Kuster. Die Reproduktionszahl liege bei 1,6. Das bedeutet, dass zehn Personen 16 Personen anstecken. Die Schweiz habe damit heute doppelt so viele Fälle wie Italien. In den letzten Wochen sei ein Anstieg der Zahlen in allen Altersklassen beobachtet worden.

Die Fallzahlen dieser zweiten Welle könnten nicht mit der ersten Welle verglichen werden, sagte Kuster weiter. Es werde viel mehr getestet. Verglichen werden könnten dagegen die Zahl der Hospitalisierungen und die Todesfälle.

Deshalb müssten nun von allen die Regeln befolgt werden. «Wir alle sind gemeinsam gefordert, unnötige Kontakte zu vermeiden. Ganz auf Kontakte zu verzichten, dort wo es möglich ist. Wo es nicht möglich ist, gelten die geltenden Regeln.»

Als wichtige Unterstützung für das Contact Tracing rief Kuster erneut dazu auf, die Swiss Covid App herunterzuladen. Aktuell würden 2,52 Millionen Downloads und 1,4 Millionen Nutzer der App gezählt. 150 Personen hätten sich wegen der App testen lassen.

Bund prüft Kurz-Lockdown
Eine Möglichkeit, die derzeit in Betracht gezogen wird, ist ein kurzer, geplanter und zeitlich befristeter Lockdown von ein bis zwei Wochen. So ein sogenannter «Circuitbreaker» werde derzeit geprüft, sagt Kuster – wie alle anderen Massnahmen, die infrage kommen, um die Pandemie zu bekämpfen.

Das Bedürfnis, dass genauer kommuniziert werde, wann welche Massnahmen in Kraft treten könnten, sei verständlich. Eine solche Planung könne der Bund jedoch derzeit nicht leisten. «In der Praxis ist es sehr schwierig, auf die Dynamik der Fallzahlen zu reagieren. Vor vier Wochen hätten wir nicht gedacht, dass wir heute in dieser Situation sind», sagte Kuster. Deshalb habe man auch kein Stufenmodell entwickelt.

Weiter würden die Spitäler nun wahrscheinlich wieder damit beginnen, Operationen, die nicht absolut notwendig seien, zu verschieben, um Kapazitäten zu schaffen, sagte Kuster.

Das Virus sei sehr dominant. Es sei nicht so, dass heute gezielt getestet werde und deshalb die Fallzahlen anstiegen, sagte Kuster. Vielmehr gebe es sehr viele Fälle und viele Personen, die sich testen lassen sollten, würden sich nicht testen lassen. Es müsse von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden.

Aerosole spielen untergeordnete Rolle
Aerosole haben laut Kuster wahrscheinlich einen Anteil an der Übertragung, aber sie haben nicht eine sehr grosse Bedeutung. Aerosole seien viel kleiner als Tröpfchen und deshalb würden sie sich auch viel länger in der Luft aufhalten. Klassische Krankheiten, die durch Aerosole übertragen werden, seien Masern und Tuberkulose. «Wäre der Anteil von Aerosol-Ansteckungen im Bereich der Masern, hätten wir nie die erste Welle brechen können», sagte Kuster.

Positiv sei die Entwicklung bei den Schnelltests. Nun müsse entschieden werden, wer diese Tests machen könne und was mit den positiv Getesteten geschehe. Auch noch geregelt werden müsse, wer die Kurztests bezahle. All diese Fragen würden in den nächsten Wochen geklärt, sagte Kuster. (awp/mc/ps)

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