US-Arbeitsmarkt bleibt trotz steigender Arbeitslosigkeit robust

US-Arbeitsmarkt bleibt trotz steigender Arbeitslosigkeit robust

Washington – Der US-Arbeitsmarkt hat sich auch im August robust entwickelt. Zwar stieg die Arbeitslosigkeit überraschend an, allerdings von niedrigem Niveau aus. Experten führten die Entwicklung zudem auf eine grössere Teilnahme am Jobmarkt zurück – ein durchaus gewünschter Effekt in Zeiten grossen Arbeitskräftemangels. Die Beschäftigung stieg weiter, die Löhne wuchsen erneut deutlich. Unter dem Strich dürfte dies der US-Notenbank zu einer konsequenten Fortsetzung ihres Inflationskampfs reichen, meinen Analysten.

Die Arbeitslosigkeit in den USA ist nach Zahlen des Arbeitsministeriums vom Freitag wieder etwas gestiegen. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich von 3,5 auf 3,7 Prozent, während Analysten eine stabile Quote erwartet hatten. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 344 000 auf 6,0 Millionen. Beide Werte liegen etwas über dem Vor-Corona-Niveau vom Februar 2020, das im Juli erstmals wieder erreicht worden war.

Höhere Erwerbsquote
Die höhere Arbeitslosigkeit sei vor allem auf eine höhere Erwerbsquote zurückzuführen, erklärte Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Letztlich haben sich also wieder mehr Arbeitslose am Arbeitsmarkt gemeldet und auf die Suche nach einem Job begeben. Die Beschäftigungssituation sei gut, ebenso die Aussicht auf einen guten Verdienst, erklärte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Da zugleich die staatlichen Corona-Hilfen aufgezehrt sein, werde die Aufnahme einer Beschäftigung wieder attraktiver.

Höhere Beschäftigung
Die Beschäftigung stieg unterdessen weiter, wenn auch langsamer als in den Monaten zuvor. Ausserhalb der Landwirtschaft kamen 315 000 Stellen hinzu. Analysten hatten mit etwas weniger neuen Stellen gerechnet. Der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten wurde allerdings deutlich um insgesamt 107 000 Stellen nach unten korrigiert. Solche Revidierungen kommen in der US-Arbeitsmarktstatistik häufig vor, was schon oft Kritik an der verwendeten Methodik hervorgerufen hat.

Lohnwachstum verlangsamt
Das Lohnwachstum hat sich derweil etwas verlangsamt, bleibt im längeren Vergleich aber hoch. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent, nachdem sie im Monat zuvor um 0,5 Prozent zugelegt hatten. Gegenüber dem Vorjahresmonat legten die Stundenlöhne um 5,2 Prozent zu. Viele US-Firmen klagen seit längerer Zeit über einen erheblichen Mangel an Arbeitskräften, weshalb die Löhne deutlich steigen. Sie bleiben aber klar hinter der hohen Inflationsrate zurück.

Die Frage, ob die US-Notenbank Fed ihren Inflationskampf unvermindert fortsetzt, dürfte mit der wichtigen Konjunkturzahl beantwortet sein. «Eine neuerliche Zinsanhebung der US-Notenbank um 75 Basispunkte ist wahrscheinlich», erklärte VP Bank-Chefökonom Gitzel. In diesem Tempo hatte die Federal Reserve ihren Leitzins in den vergangenen beiden Sitzungen angehoben. «Der Lohnanstieg deutet darauf hin, dass der binnenwirtschaftliche Preisdruck nicht wesentlich nachlassen dürfte», ergänzte Helaba-Experte Umlauf. Daher dürfte die Fed an ihrem Plan festhalten, aggressiv gegen die hohe Inflationsrate vorzugehen.

An den Finanzmärkten wurde der Bericht freundlich aufgenommen. Die Aktienmärkte setzten ihre Erholung von den Verlusten an den Vortagen zunächst fort. An den Devisen- und Anleihemärkten sorgten die Arbeitsmarktzahlen nur kurzzeitig für deutlichere Bewegung. (awp/mc/pg)

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