Britische Korruptionsjäger ermitteln gegen Airbus

Britische Korruptionsjäger ermitteln gegen Airbus
Tom Enders, CEO Airbus Group. (Bild: Airbus)

Tom Enders, CEO Airbus Group. (Bild: Airbus)

London – Ärger für Airbus : Die britische Anti-Korruptionsbehörde ermittelt bei dem europäischen Luftfahrtkonzern wegen Korruptionsvorwürfen. Möglicherweise hat das Unternehmen neue Kunden für seine Verkehrsflugzeuge mit unsauberen Praktiken gewonnen. Wie das Serious Fraud Office (SFO) am Sonntag mitteilte, geht es um «Betrug, Bestechung und Korruption». Airbus hatte sich nach eigenen Angaben im April selbst angezeigt. Es soll um Fehler bei Anträgen auf Finanzierungshilfen für seine Kunden gehen. Teilweise wurden solche Geschäfte zwischenzeitlich gestoppt.

An der Börse sorgten die Nachrichten für Verunsicherung. Die Airbus-Aktie verlor am Montag an der Pariser Börse bis zur Mittagszeit 0,59 Prozent an Wert und gehörte damit zu den Schlusslichtern im französischen Index CAC-40. Die Ermittlungen hätten derzeit wohl nur Auswirkungen auf die Reputation des Flugzeugbauers und weniger auf dessen Geschäfte, schrieb Analyst Christophe Menard von Kepler Cheuvreux. Für die Aktie sei die Nachricht dennoch schlecht.

Vermittler nicht gewarnt
Der Behörde zufolge traten die Unregelmässigkeiten im Zusammenhang mit Beratern einer «dritten Partei» auf. Die Ermittlungen seien bereits im Juli eingeleitet worden, hiess es. Weitere Details wollte die Behörde zunächst nicht nennen.

Auch Airbus hielt sich bedeckt. Das Unternehmen bietet vielen Fluggesellschaften Hilfe bei der Finanzierung ihrer Flugzeugbestellungen an, etwa wenn die Käufer die notwendigen Kredite gar nicht oder nur zu schlechteren Konditionen erhalten könnten. Teilweise kommen dabei staatliche Exportkreditbanken wie die britische Ukef zum Zug. Dem Vernehmen nach sollen in den Finanzierungsanträgen beteiligte Vermittler oder Berater nicht genannt worden sein.

Finanzierungshilfen ausgesetzt
Schon im April hatte die Airbus Group angekündigt, dass sie ihren Kunden manche Finanzierungsformen vorübergehend nicht mehr anbieten könne. Das Unternehmen zeigte sich jedoch zuversichtlich, sich mit den relevanten staatlichen Exportkredit-Agenturen aber so bald wie möglich zu einigen. Um wie viele Flugzeuge es geht und welche Kunden betroffen sind, wurde bisher nicht publik. Im Juli stellte das Management aber in Aussicht, dass die Finanzhilfen bis Jahresende wieder zur Verfügung stehen sollen.

Am Montag betonte der Konzern in dem Fall seine Kooperationsbereitschaft mit der Anti-Korruptionsbehörde. «Das ist etwas, was wir selbst aufgedeckt haben», sagte Sprecher Jeremy Greaves. Die Informationen, die den Ermittlungen zugrunde liegen, habe das Unternehmen bereits im April an die zuständigen Behörden gegeben. Es zeige, dass das Management entschlossen sei, die Vorfälle aufzuklären, da diese nicht den Unternehmensgrundsätzen entsprächen.

Milliardensummen
Bei Flugzeugkäufen geht es rasch um Milliardensummen. So kosten schon die kleineren, stark gefragten Mittelstreckenjets der Airbus-A320-Familie laut Preisliste schnell an die 100 Millionen US-Dollar. Für den weltgrössten Passagierjet A380 werden offiziell rund 433 Millionen Dollar fällig. Trotz der branchenüblichen hohen Rabatte tun sich viele Airlines mit der Finanzierung schwer.

Die Airbus Group ist der grösste europäische Flugzeug- und Rüstungskonzern. Im Geschäft mit Verkehrsflugzeugen liefert sich das Unternehmen seit vielen Jahren einen harten Konkurrenzkampf mit seinem Rivalen Boeing aus den USA. Bei den Flugzeugen mit mehr als 150 Sitzplätzen gibt es seit Ende der 1990er Jahre weltweit kaum noch andere relevante Anbieter. Im vergangenen Jahr kam die Airbus Group samt ihres Rüstungs- und Raumfahrtgeschäfts auf einen Umsatz von 64,5 Milliarden Euro und beschäftigte 136’600 Mitarbeiter. (awp/mc/upd/ps)

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