Deutsche Wirtschaft schrumpft

Deutsche Wirtschaft schrumpft
Containerhafen Hamburg. (Foto: niemannfrank / AdobeStock)

Wiesbaden – Internationale Handelskonflikte und die Abkühlung der Weltkonjunktur haben die exportorientierte deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal ausgebremst. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Zum Jahresanfang war Europas grösste Volkswirtschaft noch um 0,4 Prozent gewachsen.

Im Jahresvergleich legten die grösste europäische Volkswirtschaft Europas in den Monaten April bis Juni trotz der Handelsstreitigkeiten und einer abflauenden Weltwirtschaft dank stabiler Binnenkonjunktur bereinigt um 0,4 Prozent zu. In dieser Betrachtung wurden die Erwartungen von Analysten übertroffen. Diese hatten nur einen Zuwachs um 0,1 Prozent erwartet.

Aussenhandel bremst
Gebremst wurde die Entwicklung den Angaben zufolge vom Aussenhandel. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen sanken im Vergleich zum Vorquartal stärker als die Importe. Die privaten Konsumausgaben stiegen dagegen, die Unternehmen investierten mehr. Die Bauinvestitionen waren allerdings nach einem kräftigen Anstieg zum Jahresbeginn wegen des vergleichsweise milden Winters rückläufig.

Infografik: Wirtschaft schrumpft im 2. Quartal  | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Bevölkerung in Konsumlaune
Vor allem die Kauffreude der Verbraucher stützt Europas grösste Volkswirtschaft. Die Menschen sind angesichts niedriger Arbeitslosigkeit in Konsumlaune. Zudem wirft Sparen wegen der Zinsflaute kaum mehr etwas ab. Zuletzt wurden die Verbraucher nach Angaben der GfK-Konsumforscher beim Geldausgeben allerdings vorsichtiger. Meldungen über Personalabbau und die Einführung von Kurzarbeit liessen die Angst vor Jobverlust wachsen, sagte GfK-Konsumklimaexperte Rolf Bürkl jüngst.

Die Abkühlung der Weltwirtschaft, die Unsicherheiten wegen des Handelskonflikts zwischen den USA und China sowie die Unwägbarkeiten des Brexits belasten die deutsche Industrie. Hinzu kommt der Strukturwandel in der Autoindustrie durch die Elektromobilität.

«Deutschlands Konjunktur steht auf der Kippe»
Die für das dritte Quartal erhoffte Konjunkturerholung steht nach zuletzt eher schwachen Daten Ökonomen zufolge zunehmend in Frage. «Deutschlands Konjunktur steht auf der Kippe», sagte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung. Die Chancen für eine raschen Erholung der Wirtschaft und insbesondere der Industrie im zweiten Halbjahr seien deutlich gesunken.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht aktuell aber keine Notwendigkeit für Konjunkturpakete. Zwar gehe die Wirtschaft in eine «schwierigere Phase», hatte die CDU-Politikerin am Dienstag bei einem Leserforum der «Ostsee-Zeitung» gesagt. Merkel warnte aber davor, die wirtschaftliche Lage schlecht zu reden. «Wir werden situationsgerecht agieren.» Für das Gesamtjahr rechnete die Bundesregierung zuletzt mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent. Im vergangenen Jahr war das Bruttoinlandsprodukt insgesamt noch um 1,5 Prozent gestiegen. (awp/mc/pg)

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