Deutschland: Erzeugerpreise steigen so stark wie seit 70 Jahren nicht

Deutschland: Erzeugerpreise steigen so stark wie seit 70 Jahren nicht
(Adobe Stock)

Wiesbaden – Der Preisauftrieb in Deutschland wird immer stärker. Im Oktober stiegen die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, so stark wie seit 70 Jahren nicht mehr. Gegenüber dem Vorjahresmonat seien die Erzeugerpreise um 18,4 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mit. Das ist der stärkste Zuwachs seit November 1951. Auch gegenüber dem Vormonat legten die Produzentenpreise deutlich um 3,8 Prozent zu. Die Erwartungen von Analysten wurden klar übertroffen.

Starke Preissteigerungen gab es bei Energie, die 48,2 Prozent teurer war als vor einem Jahr. Allein gegenüber dem Vormonat stiegen die Energiepreise um gut 12 Prozent. Erdgas war 81,4 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, Strom kostete knapp 50 Prozent mehr. Neben Energie waren auch viele Vorleistungsgüter wie Metalle und Holz wesentlich teurer. Dies ist eine Folge zahlreicher Verspannungen im internationalen Warenhandel, die überwiegend auf die Corona-Pandemie zurückgehen.

Teuerung im Euroraum bei 4,1 Prozent
Die Erzeugerpreise sind eine von mehreren Komponenten, die auf die Verbraucherpreise einwirken. An den Lebenshaltungskosten wiederum richtet die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik aus. Zuletzt hat die Teuerung im Euroraum mit 4,1 Prozent deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB gelegen, in Deutschland lag die Rate noch höher. Die Notenbank hält den Preisauftrieb jedoch für eine übergangsweise Angelegenheit und erwartet, dass er sich im Laufe des kommenden Jahres zurückbildet. Diese Erwartung wird nach Einschätzung von Ökonomen aber zunehmend brüchig.

Die Inflation dürfte auch im kommenden Jahr ein beherrschendes Thema bleiben, erwartet Jens-Oliver Niklasch, Analyst von der Landesbank Baden-Württemberg. Angesichts der derzeitigen Preisdynamik sei kaum vorstellbar, dass die Inflation auf Verbraucherebene so schnell fallen werde wie die EZB erwarte. «Man kann davon ausgehen, dass die Unternehmen zumindest einen Teil der dadurch entstehenden Kosten an die Endverbraucher weitergeben werden.» (awp/mc/pg)

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