Deutschland: Wirtschaftsinstitute erwarten fast 3% Wachstum

Deutschland: Wirtschaftsinstitute erwarten fast 3% Wachstum

Die deutsche Wirtschaft zeigt Muskeln.

Berlin – Die deutsche Wirtschaft bleibt trotz der Atom-Katastrophe in Japan und der Krise im ölreichen Nordafrika auf starkem Wachstumskurs. Die führenden Forschungsinstitute trauen Deutschland in diesem Jahr ein Konjunkturplus von fast drei Prozent zu und wollen ihre Prognose deutlich anheben.

Die Experten, die am Donnerstag ihr Frühjahrsgutachten vorlegen, gingen von einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) «um deutlich über 2,5 Prozent aus», erfuhr die Nachrichtenagentur dpa in mit den Zahlen vertrauten Kreisen. Im Gespräch war eine Bandbreite von 2,7 bis 2,9 Prozent. Im Herbst hatten die Institute nur zwei Prozent erwartet. Der Boom auf dem Arbeitsmarkt hält an. Erwartet wird, dass im Jahresschnitt über 300.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Das Gutachten der Institute ist eine wichtige Grundlage für die neue Wachstumsprognose der Bundesregierung, die Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) am 14. April vorstellt. Auch die nächste Steuerschätzung im Mai hängt davon ab.

Lieferengpässe in Hightech-Branchen befürchtet
Brüderle sagte am Mittwoch, Deutschland leiste einen erheblichen Beitrag zur Wachstumsdynamik in ganz Europa. Der Aufschwung dürfe aber kein Grund sein, sich auszuruhen. «Wir wollen unseren Aufschwung dazu nutzen, unser langfristiges Wachstumspotenzial weiter zu stärken.» Bisher wurde die Weltwirtschaft von der Fukushima-Katastrophe und dem Aufstand im Öl- und Gas-Land Libyen nicht wesentlich beeinträchtigt. Experten fürchten aber, dass es wegen der Schäden in Japan in einigen Hightech-Branchen zu Lieferengpässen kommen könnte.

Deutsche Konjunktur in erfreulicher Verfassung
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sagte, die deutsche Konjunktur präsentiere sich in erfreulicher Verfassung. «Aber die Risiken haben zugenommen und ich sehe die grösste Gefahr darin, dass der Ölpreis doch deutlich angestiegen ist», sagte er im Deutschlandradio. «Und das bedeutet ja für die Wirtschaft einen Angebotsschock, das bedeutet auch für die Verbraucher, dass sie real weniger Geld in der Tasche haben.» Ein Anziehen der Inflationsspirale wegen gestiegener Energiepreise befürchtet der Ökonom nicht. «Wir haben in Deutschland eine Inflationsrate von 2,1 Prozent, das ist voll im grünen Bereich.»

Industrie erneut mit starkem Auftragszuwachs
Die deutsche Industrie hat im Februar erneut einen starken Auftragsschub erhalten. Im Monatsvergleich seien die Auftragseingänge bereinigt um 2,4 Prozent gestiegen, teilte das Wirtschaftsministerium in Berlin mit. Von dpa-AFX befragte Experten hatten mit einem deutlich geringeren Anstieg um 0,5 Prozent gerechnet. Darüber hinaus wurde der bereits starke Anstieg im Januar mit 3,1 Prozent nochmals 0,2 Punkte höher als bislang ausgewiesen. Im Jahresvergleich ergibt sich für Februar ein Auftragsplus von 20,1 Prozent. Wie im Vormonat haben erneut Grossaufträge die Bestelltätigkeit beflügelt. Das Ministerium verweist auf einen überdurchschnittlichen Anteil derartiger Aufträge am Gesamtvolumen. Insgesamt wertete das Ministerium die Zahlen klar positiv: Der Aufwärtstrend bei den Aufträgen setze sich fort, womit die Perspektiven für die Industrieproduktion günstig blieben.

Orderplus bei Investitionsgütern von 4,5 Prozent
Der starke Auftragszuwachs geht den Daten zufolge fast ausschliesslich auf die wichtigen Investitionsgüter zurück. Hier lag das Orderplus bei starken 4,5 Prozent. Demgegenüber gab die Nachfrage nach Vorleistungsgütern mit 0,3 Prozent leicht nach. Die Aufträge für Konsumgüter legten geringfügig um 0,1 Prozent zu. Die Gesamtnachfrage stieg im Inland um 2,6 Prozent, aus dem Ausland kamen 2,3 Prozent mehr Aufträge. Auch im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich (Januar/Februar zu November/Dezember) legten die Neuaufträge stark zu. In dieser Rechnung lag das Plus bei 2,4 Prozent. Impulse kamen vor allem aus dem Inland, wo die Nachfrage um 4,4 Prozent anzog. Die Auslandsnachfrage stieg lediglich um 0,8 Prozent. Auf Jahressicht legten die gesamten Bestellungen im Zweimonatsvergleich um 18,3 Prozent zu. (awp/mc/ps/upd/ss)

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