Eklat bei Olympus

Eklat bei Olympus

Michael Woodford, ehemaliger Olympus-Chef.

Tokio – Der japanische Kamera-Hersteller Olympus droht nach einem Eklat in der Firmenführung in eine Krise zu schlittern. Nachdem der kürzlich gefeuerte britische Chef Michael Woodford dem japanischen Management dubiose Firmenkäufe vorwarf, verlor die Aktie am Montag fast ein Viertel ihres Werts. Woodford behauptete in Interviews am Wochenende, er sei entlassen worden, nachdem er unangenehme Fragen über insgesamt milliardenschwere Zukäufe in den Jahren 2006 bis 2008 gestellt habe. Das Unternehmen betonte am Montag ausdrücklich, bei den Deals sei alles sauber abgelaufen.

Er sei im Sommer durch einen Zeitungsartikel auf die Geschäfte aufmerksam geworden, sagte Woodford dem «Wall Street Journal». Dort seien hohe Preise und Beraterhonorare bei den Deals angeprangert worden. So habe Olympus insgesamt 800 Millionen Dollar für drei relativ kleine japanische Firmen bezahlt: Einen Kosmetik- und Diätstoffe-Hersteller, einen Spezialisten für Recycling von medizinischen Abfällen sowie einen Produzenten von Lebensmittel-Behältern für Mikrowellen-Geräte. Ausserdem wurde der Preis von 1,92 Milliarden Dollar beim Kauf des britischen Medizininstrument-Herstellers Gyrus infrage gestellt, immerhin ein Aufschlag von 58 Prozent auf den damaligen Börsenwert. Medizintechnik ist inzwischen das zweite Standbein des vor allem für seine Kameras bekannten Unternehmens.

Rauswurf nach 10-minütiger VR-Sitzung
Er habe seit August Verwaltungsratschef Tsuyoshi Kikukawa Fragen zu den Deals gestellt, aber nur die Antwort erhalten, er müsse sich darum keine Sorgen machen, erzählte Woodford. Schliesslich haber er die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers eingeschaltet und auch sie hätten ungewöhnlich hohe Zahlungen an heute nicht erreichbare Finanzberater festgestellt, einer davon in der Steueroase Cayman Islands. Bewaffnet mit diesem Bericht habe er Kikukawa zum Rücktritt aufgefordert, sei stattdessen am Freitag aber selbst gefeuert worden. Die Verwaltungsratssitzung habe nur zehn Minuten gedauert, er sei nicht zu Wort gekommen. «Sie haben mir gesagt, ich soll einen Bus zum Flughafen nehmen», beschwerte sich der Manager, der 30 Jahre bei Olympus verbrachte, in der «Financial Times».

Olympus: Alles rechtmässig verlaufen
Das Unternehmen erklärte die Ablösung am Freitag damit, dass Woodford Differenzen mit dem restlichen Management-Team hinsichtlich der Strategie und ihrer Umsetzung gehabt habe. Dies habe den Entscheidungsprozess behindert. Am Montag hiess es zudem zu Woodfords Darstellung, alle Zukäufe seien rechtmässig verlaufen und korrekt abgerechnet worden. Den Anlegern schmeckte die Geschichte allerdings überhaupt nicht: Die Olympus-Aktie brach am Montag in Tokio um knapp 24 Prozent auf 1555 Yen ein. Schon am Freitag hatte das Papier deutlich nachgegeben, weil Woodford als Reformer galt, und die Verluste addieren sich bereits auf mehr als ein Drittel. (awp/mc/ps)

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