EY erwartet massiven Rückgang bei ausländischen Direktinvestitionen

EY erwartet massiven Rückgang bei ausländischen Direktinvestitionen
Fabian Denneborg, Partner und Head Mergers & Acquisitions von EY in der Schweiz. (Foto: EY)

Zürich – Europa konnte sich im vergangenen Jahr als attraktiver Investitionsstandort behaupten und insgesamt 6‘412 Investitionsprojekte von ausländischen Unternehmen anziehen. Das ist ein Prozent mehr als 2018 und der zweithöchste je gemessene Wert. Im Ländervergleich belegte Frankreich dank eines Zuwachses von 17 Prozent erstmals den Platz 1 – vor Grossbritannien und Deutschland. Die Schweiz verzeichnete ein starkes Wachstum von 20 Prozent und belegt mit 73 Projekten Rang 17 im Europa-Ranking (2018: Rang 21). Dies zeigt die jüngste Erhebung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zu den Investitionsprojekten ausländischer Unternehmen in der Schweiz und Europa.

US-Unternehmen investierten am meisten
Europaweit wurden die meisten neuen ausländischen Investitionsprojekte im vergangenen Jahr von US-Unternehmen angekündigt; deutsche Unternehmen waren erneut die zweitwichtigsten Investoren in Europa. Bemerkenswert ist der Anstieg chinesischer Investitionsprojekte von 23 Prozent, die 2018 um 26 Prozent eingebrochen waren. Schweizer Unternehmen haben im vergangenen Jahr 258 ausländische Investitionsprojekte angekündigt – das sind zwölf Prozent weniger als 2018. Die meisten davon entfielen auf Frankreich, Deutschland, Spanien und Grossbritannien.

Neue Prioritäten werden gesetzt
Angesichts der derzeitigen Marktunsicherheit, der immensen Kosten der Corona-Krise und ihrer dramatischen Auswirkungen auf viele Sektoren werden geplante Investitionsprojekte derzeit von vielen Unternehmen einer umfassenden Revision unterzogen. Schätzungen von EY zeigen allerdings, dass 65 Prozent der 2019 angekündigten Investitionsprojekte durch ausländische Investoren bereits realisiert wurden oder sich derzeit in der Umsetzung befinden. Aufgrund von Covid-19 ist im laufenden Jahr ein Rückgang der Zuflüsse an ausländischen Direktinvestitionen von 35 bis 50 Prozent zu rechnen, wobei dieser Rückgang je nach Land und Sektor sehr unterschiedlich ausfallen kann.

«Für die Länder Europas bedeutet dies, dass der Wettbewerb zwischen ihnen um Investitionen aus dem Ausland weiter zunehmen wird. Um erfolgreich zu sein, müssen sie bestmöglich auf die sich derzeit entwickelnden Herausforderungen der Corona-Pandemie vorbereitet sein – dabei geht es unter anderem um die Neugestaltung von Lieferketten, die Einführung von innovativen Technologien sowie das Beschreiten von neuen Wegen in der Bearbeitung der Kunden», kommentiert Fabian Denneborg, Partner und Head Mergers & Acquisitions von EY in der Schweiz.

Staaten werden stärker aktiv sein
Während die Privatwirtschaft derzeit nicht unbedingt notwendige Ausgaben weitgehend herunterfahre, gewinne der Staat als Akteur an Bedeutung, ergänzt Denneborg. Vorübergehend werde man ein stärkeres staatliches Engagement sehen – zumindest in den Ländern, deren Regierungen über die nötigen finanziellen Mittel verfügen. Zunächst gehe es dabei um staatliche Konjunkturhilfen, aber auch eine intensivierte Industriepolitik und staatliche Infrastrukturprogramme seien wahrscheinlich. Auch im Gesundheitssektor werde der Staat mittelfristig eine grössere Rolle spielen, um zu beobachtende Versorgungslücken in einem zukünftigen Pandemiefall zu verhindern, erwartet Denneborg.

Bringt die Corona-Krise eine Stärkung Osteuropas?
Die südeuropäischen Länder – insbesondere Spanien, Frankreich und Portugal – konnten in den vergangenen Jahren in der Gunst ausländischer Investoren besonders stark zulegen: Im Jahr 2019 stieg in Frankreich die Zahl der Projekte um 17 Prozent, in Spanien um 55 Prozent, in Portugal haben sich die Investitionen sogar mehr als verdoppelt. Auch Italien verzeichnete fünf Prozent mehr Investitionsprojekte und kletterte im Ranking von Rang 14 auf Rang 12.

Gerade diese Länder stünden aber nun vor starken Herausforderungen. Hingegen sei ein Erstarken Osteuropas zu erwarten, da die meisten Länder dieser Region die gesundheitlichen Folgen von Covid-19 bisher relativ gut meistern, über einen hohen Digitalisierungsgrad verfügen und das Niveau der Berufsausbildungen hoch sei.

Beitrag zur Stärkung der Vernetzung innerhalb Europas
Nicht nur die Schweiz und Europa, sondern die gesamte Welt steht angesichts der Corona-Pandemie vor grossen Herausforderungen. Um neue Impulse für die Stärkung der Schweiz und Europas zu gewinnen und die dafür notwendige noch stärkere Vernetzung von Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Gesellschaft und Next Generation zu fördern, engagiert sich EY in der Schweiz als Partner des Europa Forums Luzern. «Covid-19 hat uns gezeigt, wie wichtig die enge und konstruktive Zusammenarbeit zwischen einzelnen Staaten während einer grossen Krise ist, die alle betrifft. Wir sind überzeugt, mit unserem Engagement zu Gunsten des Europa Forums dazu einen wichtigen Beitrag leisten zu können», sagt André Bieri, Partner und Leiter KMU und Familienunternehmungen von EY in der Schweiz und Liechtenstein. (EY/mc)

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