Fiat will Chrysler bis Ende 2011 übernehmen

Fiat will Chrysler bis Ende 2011 übernehmen
Sergio Marchionne, ehemaliger CEO Fiat Chrysler Automobiles und Ferrari.

Fiat- und Chrysler-CEO Sergio Marchionne.

Turin – Fiat macht ernst auf dem Weg zum globalen Autokonzern: Bis zum Ende dieses Jahres will der italienische Konzern die Mehrheit beim US-Autobauer Chrysler übernehmen. Bereits in den kommenden Monaten stockt Fiat seine Beteiligung an Chrysler von derzeit 30 Prozent auf 46 Prozent auf.

Fiat werde seinen Anteil an Chrysler für rund 1,27 Milliarden Dollar (rund 0,88 Mrd Euro) um weitere 16 Prozent erhöhen, sobald Chrysler seine Regierungsschulden zurückzahle, hiess es am Donnerstag aus der Konzernzentrale in Turin. Dies werde schon im Laufe des zweiten Quartals 2011 geschehen. Bis zum Jahresende dann will Fiat weitere fünf Prozent an Chrysler übernehmen und damit dann die Mehrheit halten.

Trennung nach neun gemeinsamen Jahren
Der Zusammenschluss zwischen Chrysler und Daimler war einst gescheitert. Daimler hatte sich 2007 nach neun gemeinsamen Jahren von Chrysler getrennt. Chrysler ist bei den Regierungen der USA und Kanadas derzeit noch mit sieben Milliarden Dollar verschuldet. Die Regierungen hatten den Autobauer 2009 gestützt und vor der Pleite bewahrt. Die Refinanzierung der Schulden war stets Voraussetzung für eine Übernahme gewesen.

Beteiligung sukzessive aufstocken
Marchionne hatte wiederholt erklärt, die Beteiligung an dem US-Autobauer sukzessive bis zur Übernahme der Mehrheit aufstocken zu wollen. Es stand jedoch bislang noch nicht fest, wann genau. Nun soll der Traum des Fiat-Chefs in Erfüllung gehen. Weltweit würden nur sechs Autokonzerne langfristig überleben, hatte der 58-Jährige Manager schon zu Beginn des Krisenjahres 2009 prophezeit. Eine Jahresproduktion von bis zu sechs Millionen Autos sei dafür nötig. Dieses Ziel will Marchionne zusammen mit Chrysler bis 2014 erreichen.

Gemeinsam stark
Derzeit kommen Fiat und Chrysler zusammen auf einen Jahresabsatz von mehr als drei Millionen Autos. Zum Vergleich: Weltmarktführer Toyota lag 2010 bei 8,42 Millionen Fahrzeugen, Europas grösster Autokonzern Volkswagen bei 7,14 Millionen. «Die heute angekündigte Operation wird uns zusammen mit einer planmässigen Steigerung von fünf Prozent bis zum Ende des Jahres zur Realisierung des Traums eines weltweiten Autoherstellers führen – modern, effizient und wettbewerbsfähig», sagte Marchionne. Er sprach von einem «fundamentalen Schritt» auf dem Weg zum globalen Automobilkonzern.

Chrysler soll wieder in Gewinnzone rutschen
Nur gemeinsam könnten die beiden Unternehmen im harten Wettbewerb mit Grössen wie Volkswagen, Toyota, General Motors oder dem südkoreanischen Gespann Hyundai /Kia bestehen, ist sich der Fiat-Chef sicher. Chrysler setzte im vergangenen Jahr 1,1 Millionen Wagen ab – ein Zuwachs von 17 Prozent gegenüber dem Krisenjahr 2009. Gleichzeitig gelang es dem für seinen Hang zu Pullovern bekannten Marchionne, die Verluste einzudämmen. Ab diesem Jahr soll Chrysler wieder in die Gewinnzone rutschen. Fiat verkaufte 2010 rund 2 Millionen Autos.

Fiat bestätigt Ausblick für 2011
Fiat hatte seinen Anteil an Chrysler bereits in der vergangenen Woche planmässig von 25 auf 30 Prozent aufgestockt. De facto kontrollieren die Italiener den Detroiter Autobauer bereits seit dem Neustart nach der Insolvenz vor anderthalb Jahren. Am Vortag hatte der Turiner Traditionskonzern nach einem positiven ersten Quartal seine Prognose für das laufende Jahr bekräftigt. Danach sollen die Erlöse 2011 um zwei bis drei Prozent auf rund 37 Milliarden Euro steigen. Beim Betriebsgewinn peilen die Italiener 0,9 bis 1,2 Milliarden Euro an. Es handelte sich um die ersten Quartalszahlen nach der Aufspaltung von Fiat in eine Autosparte und eine Industriesparte. (awp/mc/ss)

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