Boeing erleidet 2020 Verlust von knapp 12 Mrd Dollar

Boeing erleidet 2020 Verlust von knapp 12 Mrd Dollar
Boeing 737 Max. (Foto: Boeing)

Chicago – Die Corona-Krise, das Debakel um den Krisenjet 737 Max und neue Verzögerungen beim Grossraumjet 777X haben dem US-Flugzeugbauer Boeing 2020 einen Rekordverlust eingebrockt. Unter dem Strich stand ein Minus von mehr als 11,9 Milliarden Dollar, wie der Airbus-Rivale am Mittwoch in Chicago mitteilte. Es ist das mit Abstand höchste Minus, das Boeing in seiner mehr als 100-jährigen Konzerngeschichte bislang verschmerzen musste. 2019 hatte es bereits einen Verlust von 636 Millionen gegeben.

Allein wegen der 777X legte Boeing zum Jahresende 6,5 Milliarden Dollar zurück. Unterm Strich verlor der Konzern allein in den drei Monaten bis Ende Dezember 8,4 Milliarden Dollar, vor einem Jahr hatte die Quartalsbilanz mit gut einer Milliarde im negativen Bereich gelegen. Verschmerzen musste der Hersteller auch noch Kosten für einen Vergleich mit dem US-Justizministerium wegen Betrugsvorwürfen beim 737-Max-Skandal. Boeings Umsatz fiel 2020 um 24 Prozent auf 58,2 Milliarden Dollar – der schwächste Wert seit rund 15 Jahren. Die Erlöse litten zusätzlich unter Problemen beim Langstreckenjet 787 «Dreamliner», dessen Auslieferung wegen Produktionsmängeln stockte.

«Wichtige Fortschritte»
Die Zahlen reflektierten die starken Belastungen für die Luftfahrt durch die Corona-Pandemie und das lange Flugverbot für den Unglücksflieger 737 Max, erklärte Boeing-Chef Dave Calhoun in einem Memo an die Mitarbeiter. Der Konzern habe jedoch wichtige Fortschritte dabei gemacht, die Sicherheitsprozesse zu verstärken, Vertrauen zurückzugewinnen und die Weichen für eine geschäftliche Erholung zu stellen. Bei Anlegern kamen die Zahlen indes nicht gut an, die Aktie reagierte vorbörslich mit deutlichen Kursabschlägen.

Erste 777X-Auslieferung wohl erst Ende 2023
Besonders die neuen Probleme und immensen Kosten beim modernisierten Grossraumjet 777X dürften am Markt für schlechte Stimmung gesorgt haben. So soll das erste Exemplar nun sogar erst Ende 2023 ausgeliefert werden. Boeing hatte die Neuauflage der 777, die dank neuer Triebwerke und verbesserter Aerodynamik deutlich weniger Kerosin verbrauchen soll, zuvor bereits mehrfach verschoben – zuletzt auf 2022. Als Gründe für die erneute Verzögerung nannte der Konzern unter anderem veränderte Voraussetzungen für die Zulassung des Jets und die veränderte Nachfrage infolge der Corona-Krise.

Auch europäische Flugaufsicht lässt 737 Max wieder in die Luft
Dabei gab es zuletzt eigentlich auch gute Nachrichten für den kriselnden US-Konzern. So erhielt Boeings Unglücksjet 737 Max im November nach mehr als anderthalbjährigem Flugverbot endlich wieder eine Starterlaubnis der US-Luftfahrtbehörde FAA. Am Mittwoch gab auch die europäische Flugaufsicht EASA grünes Licht für den im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten aus dem Verkehr gezogenen Jet. Die 737 Max ist Boeings meistverkauftes Modell und wichtigster Gewinnbringer. Seit die Maschinen in den USA wieder abheben dürfen, wurden laut Boeing bereits mehr als 40 Stück ausgeliefert.

Dass die 737 Max während der Startverbote nicht an die Kundschaft gebracht werden konnte, hat Boeing in den vergangenen beiden Jahren massiv belastet – bereits 2019 überholte Airbus den US-Konkurrenten als weltgrösster Flugzeugbauer. Nun darf der Problemflieger zwar wieder abheben, doch die Corona-Pandemie hat die Luftfahrtbranche in eine ihrer tiefsten Krisen gebracht. Das kostet Boeing viele Aufträge – nach Angaben des Unternehmens gab es 2020 unterm Strich gut 650 Stornierungen. Insgesamt wurden sogar mehr als 1000 Bestellungen aus dem Orderbuch gestrichen, weil viele Aufträge als unsicher gelten. (awp/mc/pg)

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