Gaddafi will kämpfen bis zum Tod

Gaddafi will kämpfen bis zum Tod

Wo versteckt sich Muammar al-Gaddafi?

Tripolis – Muammar al-Gaddafi steht vor dem Ende, aufgeben will der libysche Diktator aber nicht. Trotz der Erfolge der Rebellen setzen sich seine letzten Getreuen erbittert gegen den Untergang des Regimes zur Wehr. Die Übergangsregierung läutet dagegen schon eine neue Ära ein. Sie legte einen Zeitplan für das Libyen nach Gaddafi vor und kündigte Wahlen binnen acht Monaten an.

Nach der Erstürmung seines Hauptquartiers kündigte der Despot in der Nacht zum Mittwoch in einer Audiobotschaft einen Kampf «bis zum Märtyrertod oder Sieg» an. In Tripolis und anderen Orten Libyens lieferten sich Gaddafi-Truppen und Aufständische weiterhin Gefechte. Von Gaddafi fehlte immer noch jede Spur.

Kopfgeld auf Gaddafi ausgesetzt
Wegen der anhaltenden Kämpfe konnte der Übergangsrat bislang noch nicht von Bengasi nach Tripolis umziehen. Nach Informationen des Nachrichtensenders Al-Dschasira hat die Übergangsregierung ein Kopfgeld von 1,7 Millionen Dollar auf die Ergreifung von Gaddafi ausgesetzt – ob tot oder lebendig. Der Vorsitzende Mustafa Abdul Dschalil bekräftigte allerdings, er wolle, dass Gaddafi und seine Familie vor Gericht gestellt würden.

Ausländische Journalisten evakuiert
Die Anhänger des Despoten hielten Berichten arabischer Medien zufolge am Mittwoch noch in zwei Stadtvierteln von Tripolis die Stellung. In einem dieser Viertel liegt das Hotel Rixos, in dem Soldaten vorübergehend rund 35 ausländische Journalisten festhielten. Am späteren Mittwochnachmittag wurden die Medienvertreter mit Hilfe des Roten Kreuzes aus dem Hotel evakuiert.

Weitere Kämpfe in Gaddafis Hauptquartier
Auch im Inneren von Gaddafis Hauptquartier wurde laut BBC am Mittwoch noch gekämpft. Der innere Zirkel werde weiter von dessen Soldaten kontrolliert. Nahe des internationalen Flughafens in Tripolis und im südwestlichen Vorort Al-Hadaba al-Chadra gab es weitere Gefechte. Laut Al-Dschasira griffen Regierungstruppen in der Nacht auch die Rebellen-Hochburg Misrata mit Scud-Raketen an.

Gaddafis Heimatstadt als nächstes Ziel der Rebellen
Die Aufständischen rückten derweil weiter auf Gaddafis Heimatstadt Sirte vor. Um blutige Kämpfe zu vermeiden, liefen Verhandlungen zur friedlichen Übergabe, verlautete aus der Küstenstadt. Allein beim Kampf um Tripolis seien bisher 435 Menschen getötet und mehr als 2000 verletzt worden, sagte ein Mitarbeiter des Zentralkrankenhauses der Nachrichtenagentur dpa. Laut Hilfsorganisationen gibt es inzwischen grosse Engpässe bei der medizinischen Versorgung und dem Nachschub an Lebensmitteln.

Übergangsrat will Freigabe eingefrorener Gelder
Vertreter des nationalen Übergangsrates führten am Mittwoch Gespräche mit Vertretern der Europäischen Union, der USA und anderen Staaten über die Zukunft Libyens. Laut BBC baten sie zugleich um die Freigabe von 2,5 Milliarden Dollar eingefrorener Gelder des Gaddafi-Regimes. Der britische Aussenminister William Hague kündigte an, mit internationalen Partnern zu prüfen, wie das Vermögen am besten zum Wohle des libyschen Volkes eingesetzt werden könne. Die US-Regierung sicherte zu, noch in dieser Woche eine Milliarde Dollar freizugeben.

Wahlen innerhalb von acht Monaten
Die Übergangsregierung der Rebellen setzt auf einen raschen demokratischen Wandel. Nach ihrem Willen soll es innerhalb von acht Monaten nach dem Sturz Gaddafis Parlaments- und Präsidentenwahlen geben. «Wir wollen eine demokratische Regierung und eine gerechte Verfassung», sagte Dschalil der römischen Tageszeitung «La Repubblica» (Mittwoch). Er wolle keine Racheakte und Exekutionen, sondern dass Gaddafi der Prozess gemacht werde.

Gaddafi: «Märtyrertod oder Sieg»
Dieser gab sich trotz aller militärischen Rückschläge unbeugsam. In zwei Audiobotschaften rief der 69-Jährige die Bevölkerung zum Widerstand auf und kündigte an, er werde bis zum «Märtyrertod oder Sieg» kämpfen. Unklar blieb, ob er sich in der Hauptstadt Tripolis versteckt hält oder in den Süden des Landes geflüchtet ist. Ein Rebellensprecher sagte, die Frage sei nicht mehr, wo sich Gaddafi aufhalte, sondern nur noch, wann er festgenommen werde.

Medwedew sieht «Doppelherrschaft»
Trotz der Erfolge der Rebellen hat Gaddafi nach Ansicht von Kremlchef Dmitri Medwedew weiter Einfluss und militärische Macht. «Tatsächlich gibt es in dem Land eine Doppelherrschaft», sagte Medwedew nach einem Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il in der sibirischen Stadt Ulan Ude.

EU zu humanitärer Hilfe bereit
Die Europäische Union steht bereit, ab sofort humanitäre Hilfe für die Bevölkerung Libyens leisten. In den vergangenen Monaten seien erhebliche Lager von Hilfsgütern in dem von Rebellen kontrollierten Osten des Landes angelegt worden, erklärte die zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa in Brüssel. Diese könnten nun mit Hilfe der UN und Hilfsorganisationen verteilt werden. (awp/mc/pg)

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