Deutsche Wirtschaft legt nach rasantem Start Verschnaufpause ein

Deutsche Wirtschaft legt nach rasantem Start Verschnaufpause ein
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Hamburger Hafen. (Foto: Marco2811 – Fotolia.com)

München / Wiesbaden – Die deutsche Wirtschaft blickt angesichts der Krise in der Ukraine und etlicher Unsicherheiten in manchen Wachstumsregionen ein wenig skeptischer auf die kommenden Monate. Die Stimmung in den Unternehmen trübte sich im Mai etwas ein. Fachleute hatten mit dem Dämpfer beim Ifo-Index für die bisher kaum gebremste Zuversicht in den Chefetagen schon im vergangenen Monat gerechnet. Doch im April hatte sich der Index zunächst noch einmal überraschend nach oben bewegt.

Nun fiel der Geschäftsklimaindex von 111,2 auf 110,4 Punkte, wie das Ifo Institut am Freitag in München mitteilte. Damit ist das Minus ein wenig deutlicher, als Volkswirte erwartet hatten. Für 2014 ist das Ergebnis bisher ein Tiefstwert, insgesamt hält sich der Index aber auf einem hohen Niveau. Allerdings gaben die beiden Teilwerte zur Lage und zu den Geschäftserwartungen für den gesamten Ifo-Index nach.

Geschäftslage etwas weniger gut eingestuft
So beurteilten die Firmen ihre Geschäftslage etwas weniger gut. «Die Unternehmen blicken zudem etwas weniger optimistisch auf den weiteren Geschäftsverlauf. Die deutsche Wirtschaft legt eine Verschnaufpause ein», sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Ein Grund dafür ist neben der Lage in der Ukraine auch der Erfolg im ersten Quartal, der die Unternehmen derzeit etwas vorsichtiger werden lässt. Denn in den Ifo-Werten spiegelt sich auch das milde Winterwetter wider, das etlichen Branchen ein starkes erstes Quartal beschert hatte.

Die deutsche Wirtschaft wuchs zwischen Januar und März so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. Angetrieben von steigenden Investitionen und der Kauflust der Verbraucher kletterte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2014 im Vergleich zum Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Im Schlussquartal 2013 war die Wirtschaft mit plus 0,4 Prozent nur halb so viel gewachsen.

Zweites Quartal im Verglich zum vorangegangenen schwächer erwartet
«Bei diesem kräftigen Wachstum zum Jahresbeginn spielte allerdings auch die extrem milde Witterung eine Rolle», betonten die Statistiker. So lagen die Bauinvestitionen um 3,6 Prozent über dem Niveau des Vorquartals. Damit hat die Bauwirtschaft wie erwartet stark vom Ausfall des Winters profitiert. Gemessen daran wird das zweite Jahresviertel schwächer ausfallen, was auf die Erwartungen drückt, die das Ifo Institut regelmässig erhebt.

«Das ist eine Mischung aus beidem», sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe. Zum einen herrsche weiter Unsicherheit über den Ausgang der Ukraine-Krise, zum anderen mache sich das schwächere zweite Quartal bemerkbar. Die sogenannte Frühjahrsbelebung fand im wesentlichen bereits im Winter statt. Grund zur Sorge gebe es nicht, denn unter anderem hätten sich die Exporterwartungen der Industrie erneut verbessert. In der Autoindustrie brummten die Geschäfte weiter.

Keine Trendwende
Das sieht auch der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, so. Der Rücksetzer beim Ifo-Index markiere keine Trendwende für die deutsche Wirtschaft. «Denn die heute Morgen veröffentlichten Details zum deutschen Bruttoinlandsprodukt zeigen, dass die Unternehmen hierzulande endlich mehr investieren», erklärte Krämer. Zwar gebe es weltweit Risiken, die Wirtschaft werde aber stärker wachsen als 2013.

Dafür sprechen auch die Summen, die die Unternehmen etwa für neue Maschinen ausgegeben haben. Im ersten Quartal wuchsen die Ausrüstungsinvestitionen kräftig um 3,3 Prozent. Dies legt nahe, dass die Betriebe ihre Sorgen vor den Krisenfolgen im Euroraum abgelegt haben und wieder an einen Aufschwung glauben. Auch der Ifo-Index, der seit Monaten über dem Niveau von 2013 liegt, deutet diesen Trend an.

Zuletzt hatte der wichtige Frühindikator im März einen geringen Rückgang verbucht. Davor gab es im Oktober 2013 ein leichtes Minus. Volkswirte sprechen erst nach drei Änderungen in Folge von einer möglichen Trendwende. Der Ifo-Index wird monatlich durch die Befragung von bundesweit rund 7000 Unternehmen ermittelt. (awp/mc/ps)

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