Inflation in der Eurzone klettert auf Rekordwert von 9,1 Prozent

Inflation in der Eurzone klettert auf Rekordwert von 9,1 Prozent
(Bild: Adobe Stock)

Luxemburg – Die Inflation in der Eurozone hat sich im August auf hohem Niveau weiter beschleunigt und abermals einen Rekordwert erreicht. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhten sich die Verbraucherpreise um 9,1 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch in Luxemburg laut einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten mit einem Anstieg um 9,0 Prozent gerechnet. Die August-Rate ist die höchste seit Einführung des Euro als Buchgeld 1999. Im Vormonat waren die Verbraucherpreise um 8,9 Prozent gestiegen.

Commerzbank-Experte Christoph Weil sieht noch keine Trendwende: «Die Inflationsrate hat noch immer nicht den Hochpunkt erreicht.» Allein das Auslaufen des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts in Deutschland dürften die Rate um mehr als 0,3 Prozentpunkte steigen lassen. «In den folgenden Monaten dürften weiter steigende Energiepreise die Inflationsrate sogar über 10 Prozent treiben.»

Starker Anstieg der Energiepreise
Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent. Im Juli hatte der Anstieg noch bei 0,1 Prozent gelegen. Getrieben wurde die Teuerung erneut durch den starken Anstieg der Energiepreise, die sich zum Vorjahresmonat um 38,3 Prozent erhöhten. Der Anstieg war allerdings ein wenig schwächer als im Vormonat. Dafür beschleunigte sich der Preisauftrieb bei Lebens- und Genussmitteln. Stärker stiegen auch die Preise von Industriegütern und Dienstleistungen.

Kerninflation bei 4,3 Prozent
Die Kerninflation, bei der besonders schwankungsanfällige Preise von Energie, Lebens- und Genussmitteln nicht berücksichtigt werden, stieg von 4,0 auf 4,3 Prozent. Die höchsten Inflationsraten im Währungsraum wiesen mit mehr als 20 Prozent erneut die drei baltischen Staaten auf. So stieg beispielsweise die Jahresinflationsrate in Estland auf 25,2 Prozent. In Deutschland betrug die nach europäischen Standards berechnete Inflationsrate 8,8 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Sie hatte im Juli den Leitzins nach längerem Abwarten erstmals seit elf Jahren angehoben. Für den September wird ein weiterer Zinsschritt erwartet. Noch ist unklar, wie stark er ausfallen wird.

Bundesbankpräsident fordert entschlossenes Handeln der EZB
«Es besteht das Risiko, dass die Phase hoher Inflation noch länger anhält und die aktuelle Teuerungswelle nur langsam abebbt», kommentierte Bundesbankpräsident Joachim Nagel die Daten. «Daher ist es dringend notwendig, dass der EZB-Rat bei seiner nächsten Sitzung entschlossen handelt, um die Inflation zu bekämpfen.» Er sehe die Gefahr, dass sich die Inflationserwartungen dauerhaft über dem Zielwert festsetzen. «Wir brauchen im September eine kräftige Zinsanhebung. Und in den folgenden Monaten ist mit weiteren Zinsschritten zu rechnen.»

«Die europäischen Währungshüter haben es versäumt, rechtzeitig den Hebel herumzulegen», kritisiert Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. «Nun hinken sie der Teuerungsentwicklung hinterher.» Es müsse ein klares Signal des Gegensteuerns kommen. «Die EZB sollte im September um 75 Basispunkte erhöhen.» (awp/mc/pg)

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