Chinas Konjunkturschwäche belastet Japan

Chinas Konjunkturschwäche belastet Japan

Japans Wirtschaftsminister Akira Amari.

Tokio – Die Konjunkturabkühlung in China schlägt auf die japanische Wirtschaft durch: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt schrumpfte im zweiten Quartal um eine hochgerechnete Jahresrate von 1,6 Prozent, wie die Regierung in Tokio am Montag bekanntgab. Der Exportmotor kam ins Stottern, die Ausfuhren nach China sanken erstmals seit sechs Quartalen.

Zudem schwächelte der Privatkonsum. Ökonomen hatten allerdings mit einem noch deutlicheren BIP-Rückgang gerechnet. Anleger an der Börse in Tokio reagierten daher gelassen. Im Vorquartal hatte Japan Wirtschaft noch um eine Jahresrate von 4,5 Prozent zugelegt.

BIP schrumpft zum Vorquartal um 0,4%
Im Vergleich zum vorangegangenen Vierteljahr schrumpfte die Wirtschaft zwischen April und Juni um 0,4 Prozent. Der Privatkonsum, der zu rund 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung Japans beiträgt, schwächte sich um real 0,8 Prozent ab. Die Ausfuhren nach China sanken um 4,4 Prozent. Die schwache Nachfrage des Haupthandelspartners insbesondere aus der Automobilbranche mache den Exporten zu schaffen, erklärten Volkswirte der BayernLB.

Auch für das laufende Quartal haben Ökonomen in Tokio keine allzu grossen Wachstumserwartungen. Die Regierung ist dennoch weiter zuversichtlich, dass sich die Wirtschaft des Landes moderat erholen wird. Der Rückgang zwischen April und Juni sei auf «temporäre Faktoren» wie das nasse Wetter zurückzuführen, sagte der Minister für Wirtschafts- und Fiskalpolitik, Akira Amari. Er zeigte sich zuversichtlich, dass es im laufenden Quartal auch dank Rekordgewinnen der Firmen wieder bergauf gehen wird.

Die Aussichten für die wichtige Exportwirtschaft beurteilte Amari zwar «nicht optimistisch». Doch sei zu erwarten, dass die Regierung in Peking Massnahmen zur Ankurbelung der zweitgrössten Volkswirtschaft ergreifen werde.

«Abenomics»
Seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2012 versucht die konservative Regierung unter Ministerpräsident Shinzo Abe, das Land mit milliardenschweren Ausgabenprogrammen aus seiner jahrelangen Wachstumsflaute zu führen, die ihren Ursprung in der schweren Immobilienkrise Anfang der 1990er Jahre hat. Gestützt wird die Strategie, die unter dem Namen «Abenomics» bekannt wurde, durch eine extrem lockere Geldpolitik der japanischen Zentralbank.

Die Konjunkturerholung ist allerdings zerbrechlich. Das zeigte sich im vergangenen Jahr als Japan nach einer Anhebung der Verbrauchsteuererhöhung wieder in die Rezession rutschte. (awp/mc/upd/ps)

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