Kodak in der Krise – Aktuell keine Insolvenz-Absicht

Kodak in der Krise – Aktuell keine Insolvenz-Absicht

Kodak-CEO Antonio Perez.

New York – Der Fotopionier Kodak steckt in einer bedrohlichen Krise. Der mehr als 130 Jahre alte US-Konzern betonte zwar nach einem dramatischen Kurssturz der Aktie, keine Insolvenz anmelden zu wollen. Kodak dementierte aber nicht ausdrücklich einen Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg, wonach ein Antrag geprüft worden sei. Die Aktie schmolz nach dem Bloomberg-Bericht förmlich dahin: Zum Handelsschluss am Freitag verlor sie fast 54 Prozent auf 0,78 Dollar. Nach der Kodak-Stellungnahme erholte sich das Papier nachbörslich wieder um gut 35 Prozent.

«Kodak will allen seinen Verpflichtungen nachkommen und hat keine Absicht, einen Insolvenzantrag zu stellen», erklärte das Unternehmen. Kodak dementierte den Bericht über die Überlegungen zugleich nicht ausdrücklich: «Es ist nicht ungewöhnlich für ein Unternehmen im Wandel, alle Optionen zu prüfen und eine Vielfalt externer Berater zu engagieren.» Auch die Stellungnahme eines Sprechers im «Wall Street Journal» klang dank einer zeitlichen Einschränkung sehr vorsichtig: «So wie wir heute hier sitzen, hat das Unternehmen keine Absicht, Insolvenz anzumelden.» Auf direkte Nachfrage von Bloomberg weigerte er sich zu sagen, ob über einen Antrag gesprochen worden sei.

Bloomberg: Kodak prüft Insolvenzantrag
Bloomberg hatte unter Berufung auf drei informierte Personen geschrieben, Kodak prüfe einen Insolvenzantrag. Auslöser für die Überlegungen sei der laufende Verkauf seines Patent-Portfolios. Mögliche Käufer machten sich Sorgen, da ein Verkauf als betrügerisch eingestuft werden könne, falls Kodak tatsächlich insolvent sei, hiess es zur Begründung. Dann könnten Gläubiger mit dem Vorwurf klagen, dem Unternehmen seien Werte entzogen worden. Kodak bestätigte Informationen von Bloomberg und des «Wall Street Journal», dass unter den externen Beratern auch die Restrukturierungsexperten der Anwaltskanzlei Jones Day seien. Die Firma berät Unternehmen bei Insolvenzverfahren, aber auch zu anderen Wegen, ihre Finanzen zu verbessern.

Aktie im freien Fall
Die Sorgen um Kodak sind nicht neu. Schon am Montag war die Aktie um fast 27 Prozent gefallen, nachdem das Unternehmen angekündigt hatte, 160 Millionen Dollar aus einer Kreditlinie zu ziehen. Der Zeitpunkt eine Woche vor Quartalsabschluss hatte Anleger alarmiert: Es machte sich die Befürchtung breit, das Unternehmen habe schlicht nicht mehr genug Geld. Kodak wies dies zurück. Ein Sprecher begründete den Griff zum Kredit damit, dass zwei Drittel des Geschäfts im ersten Halbjahr im Ausland anfiel und Kodak beschlossen habe, das Geld nicht in die USA zu bringen – viele amerikanische Unternehmen halten das so aus steuerlichen Gründen.

Mühsamer Wandel mit ständigen roten Zahlen
Kodak war mit dem Übergang von der traditionellen zur digitalen Fotografie in Schwierigkeiten geraten. Konzernchef Antonio Perez versucht derzeit, das 131 Jahre alte Unternehmen als Druck-Spezialisten neu zu positionieren. Es ist ein mühsamer Wandel mit ständigen roten Zahlen. Um die Finanzen aufzubessern, griff Kodak in den vergangenen Jahren auch zu Patentklagen und bietet derzeit rund 1100 Patente zum Verkauf an. Darunter sind einige Grundsatz-Patente zur Digitalfotografie und zur Anzeige von Bildern.

Halbjahresverlust von 425 Millionen Dollar
Zuletzt hatte Kodak Ende Juni noch 957 Millionen Dollar auf der hohen Kante gehabt, allein im ersten Halbjahr verbuchte das Unternehmen einen Verlust von 425 Millionen Dollar. Bis Ende des Jahres sollen die Bargeldreserven mit Verkäufen unter anderem des Patent-Portfolios nach bisherigen Plänen auf 1,6 bis 1,7 Milliarden Dollar steigen. (awp/mc/ps)

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