Merkel und Sarkozy verlieren Geduld mit Athen

Merkel und Sarkozy verlieren Geduld mit Athen

Staatspräsident Nicolas Sarkozy, Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Paris / Berlin – Deutschland und Frankreich verlieren die Geduld mit Athen und schlagen zur Tilgung der griechischen Schulden ein Sonderkonto vor. Über dieses Sperrkonto, auf das die Regierung in Athen keinen Zugriff hätte, sollten Zinszahlungen des hoch verschuldeten Euro-Landes abgewickelt werden. Damit hätten Investoren die Sicherheit, dass sie regelmässig auch ihre Zinsen bekommen. Diesen Vorschlag unterbreiteten Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag in Paris.

In deutlichen Worten forderten Merkel und Sarkozy die griechische Regierung und alle Parteien in Athen auf, die zugesagten Reformen bedingungslos umzusetzen und Forderungen der «Troika»-Kontrolleure nach weiteren Einsparungen zu erfüllen. Ansonsten blieben zusätzliche Milliarden-Hilfen weiter blockiert. Ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone sei aber kein Thema, betonten Merkel und Sarkozy nach einem Treffen der Regierungen beider Länder.

«Zeit drängt»
«Die Zeit drängt, und deshalb muss schnell etwas geschehen», sagte die Kanzlerin. Für die gesamte Euro-Region stehe viel auf dem Spiel. Es könne keine Einigung geben, wenn die Vorschläge der «Troika» aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) nicht umgesetzt würden. «Sie liegen auf dem Tisch.» In den nächsten Tagen müsse es Fortschritte geben, mahnte Merkel mit Blick auf die Gespräche in Athen, die sich seit Wochen hinziehen. «Ich kann, ehrlich gesagt, auch gar nicht ganz verstehen, worin der Nutzen weiterer Tage liegen soll.»

«Problem Griechenlands ein für alle Mal regeln»
Auch Sarkozy meinte: «Das Problem Griechenlands muss ein für alle Mal geregelt werden.» Er ermahnte alle griechischen Parteien, die Zeichen der Zeit zu erkennen: «Unsere griechischen Freunde müssen jetzt zu ihrer Verantwortung stehen, indem sie die Reformen verabschieden, zu denen sie sich verpflichtet haben.» Griechenland sollte dem Beispiel von Italiens Regierungschef Mario Monti folgen. Dort gebe es «spektakuläre» Erfolge, sagte der französische Präsident. Weitere Hilfen würden nicht freigegeben, solange die Entscheidungen nicht getroffen und umgesetzt würden, stellte Sarkozy klar. «Wir waren noch nie so nah vor einer Einigung wie heute.» Ein Scheitern werde nicht ins Auge gefasst. Merkel ergänzte: «Wir wollen, dass Griechenland im Euro bleibt. Das ist unser beider Meinung.»

Zankapfel Lohnkürzungen
Die «Troika» erwartet von allen führenden griechischen Parteien klare Zusagen, dass sie Vorgaben wie weniger Mindestlohn und ein Wegfall zusätzlicher Monatsgehälter mittragen. Nur dann sollen neue Finanzhilfen gewährt werden. Ansonsten droht Athen die Staatspleite. Die Grundidee für das von Merkel und Sarkozy jetzt vorgeschlagene Extrakonto orientiert sich an einem Plan von Finanzminister Wolfgang Schäuble für nationale Tilgungsfonds der Euro-Länder zum Schuldenabbau. Demnach würde ein Teil der griechischen Einnahmen auf das Sonderkonto fliessen. Sie wären damit anderen Ausgabezwecken entzogen. Ziel dieses transparenten Verfahrens beim Schuldenabbau ist es auch, Zweifel der Märkte und Anleger zu zerstreuen.

Brüssel fordert rasches Handeln in Griechenland

Angesichts der zugespitzten Schuldenkrise in Griechenland ruft auch die EU-Kommission zu raschem Handeln auf. «Die Fristen sind bereits überschritten», sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn am Montag in Brüssel. Das geplante zweite Hilfsprogramm für Athen sei kompliziert, da die Banken und die Versicherungen in den Schuldenschnitt einbezogen seien. Alle Beteiligten arbeiteten intensiv daran, dass es eine Vereinbarung gebe. Ohne neue Hilfe droht Griechenland die Staatspleite.

«Ball im Feld der griechischen Behörden»
Die Kommission sieht in den Verhandlungen vor allem die Regierung von Premier Lucas Papademos gefordert: «Der Ball ist im Feld der griechischen Behörden», sagte der Sprecher. Er wiederholte frühere Vorwürfe der europäischen Partner, wonach das erste Hilfsprogramm von 110 Milliarden Euro von Athen nicht angemessen umgesetzt wurde. (awp/mc/upd/ps)

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