Tesco-Chef scheitert im Kampf gegen Discounter

Tesco-Chef scheitert im Kampf gegen Discounter

Cheshunt – Der britische Einzelhandelskonzern Tesco zieht angesichts des immer härteren Wettbewerbs mit Aldi, Lidl & Co die Reissleine und tauscht seinen Chef aus. Der bisherige Unilever-Manager Dave Lewis soll ab Oktober Philip Clarke an der Spitze des Unternehmens ersetzen, wie die Handelskette am Montag im englischen Cheshunt mitteilte. Die grösste britische Supermarktkette verliert angesichts des erfolgreichen Expansionskurses der deutschen Discounter in Grossbritannien massiv an Umsatz und Marktanteilen.

Nun warnte das Unternehmen auch noch vor enttäuschenden Zahlen: Das Geschäft laufe schwächer als noch Anfang Juni gedacht – Umsatz und Gewinn dürften im ersten Geschäftshalbjahr deshalb noch unter den eigenen Erwartungen liegen. Am Markt kam der Chefwechsel aber trotzdem gut an: Die Aktie von Tesco legte in London am frühen Vormittag fast zwei Prozent zu. Beim niederländisch-britischen Konsumgüterhersteller Unilever leitet Lewis bislang das Geschäft mit Pflegeprodukten. Clarke war seit November 1998 Vorstandsmitglied bei Tesco.

Bisherige Strategie ging nicht auf
Tesco versuchte zuletzt, Marktanteile durch hohe Investitionen in die eigenen Läden und durch Preissenkungen zu halten. Das kostet die Handelskette aber viel Geld, weswegen Clarke auch keine schnelle Besserung in Aussicht stellen konnte. Auch aktuell wagt das Management kaum eine konkrete Prognose. Das Gesamtjahr werde wesentlich davon beeinflusst, wie gut die Rabattaktionen beim Kunden ankämen – und was eventuell noch investiert werden müsse.

Der Neue soll das Ruder nun rumreissen. «Dave Lewis bringt seine reichhaltige Erfahrung im internationalen Einzelhandel und seine Expertise bei Veränderungsprozessen mit», sagte Tesco-Verwaltungsratschef Richard Broadbent. Lewis habe in seiner Karriere unter anderem auch bei Unilever schon mehrere Umbrüche hinbekommen, hiess es laut Mitteilung weiter.

Geduldsfaden bei Investoren offenbar gerissen
Nach den zuletzt trotz der Investitionen enttäuschenden Zahlen – Tesco hatte in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahrs den grössten Umsatzschwund seit fast vier Jahrzehnten verkünden müssen – riss bei grossen Investoren nun offenbar der Geduldsfaden. Sie trauten dem seit März 2011 amtierenden Chef nicht mehr zu, den Handelsriesen wieder aufs richtige Gleis zu setzen.

Der Chefsessel ist bei den Briten schon der zweite Führungsposten, der in diesem Monat neu besetzt wird. Vor rund zwei Wochen erst hatte Tesco den von Marks & Spencer kommenden Alan Stewart als Nachfolger für den ausscheidenden Finanzchef Laurie McIlwee präsentiert. (awp/mc/upd/ps)

 

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