Ölpreisverfall bringt Shell und Statoil unter Druck

Ölpreisverfall bringt Shell und Statoil unter Druck
Ben van Beurden, ehemnaliger Shell-CEO. (Foto: Shell)

Shell-CEO Ben van Beurden. (Foto: Shell)

London – Der Preisrutsch bei Öl dezimiert bei den grossen Ölkonzernen den Gewinn und zwingt sie weiter zum Sparen. Alle Ölmultis, die bislang ihre Bilanzen vorgelegt haben, kündigten dabei auch weitere Einschnitte an. Die britisch-niederländische Gesellschaft Royal Dutch Shell und die norwegische Statoil , die am Donnerstag ihre Zahlen veröffentlichten, bildeten keine Ausnahme. «Substanzielle Veränderungen» im Unternehmen seien angesichts der niedrigen Ölpreise unumgänglich, stellte Shell-Chef Ben van Beurden bei der Bilanzvorstellung klar.

Der Konzern ist gerade dabei, den Konkurrenten BG Group für Dutzende Milliarden zu schlucken. Durch den Zusammenschluss sollen bis Ende 2016 rund 10 000 Stellen wegfallen. Den Abbau hat Shell bereits Ende Januar zusammen mit weiteren Details zur geplanten Übernahme des Gasförderers angekündigt. Inzwischen ist Shell mit seinem Vorhaben fast am Ziel. Nach der Zustimmung der Aktionäre auf beiden Seiten ist der Vollzug laut van Beurden nur noch eine Frage von Wochen. BG soll Shell dabei helfen, die Dividendenzahlungen zu sichern und die Produktion zu erhöhen.

Shell-Gewinn bricht um 90% ein
Angesichts der niedrigen Ölpreise müssen sich die Konzerne etwas einfallen lassen. Derzeit pendeln die Preise um die Marke von 30 Dollar je Fass (159 Liter). Mitte 2014 wurde für ein Barrel der Ölsorte Brent noch mehr als 100 Dollar gezahlt. Entsprechend drastisch brach bei Shell im vergangenen Jahr auch der Gewinn ein. Unter dem Strich verdiente der Konzern nur noch 1,9 Milliarden US-Dollar und damit fast 90 Prozent weniger als im Vorjahr. Der von Analysten viel beachtete bereinigte Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten halbierte sich auf 10,7 Milliarden Dollar.

Auch bei Statoil sah es trübe aus. Die Norweger verdienten vor Sonderposten mit 19,5 Milliarden norwegische Kronen (2,05 Mrd Euro) ebenfalls nur noch halb soviel wie im Vorjahr. Inklusive der Sonderbelastungen verbuchte Statoil sogar einen einen dicken Verlust von 37,3 Milliarden Kronen. Im Vorjahr hatte an der gleichen Stelle noch ein Gewinn von 22 Milliarden Kronen in den Büchern gestanden. Die Investitionen in neue Projekte werden deshalb im laufenden Jahr weiter gedrosselt.

Kassenschonende Dividenvergütungen
Die Norweger wollen zudem künftig auf eine kassenschonende Form der Aktionärsvergütung zurückgreifen. Anteilseigner haben in den kommenden zwei Jahren die Wahl, ob sie ihre Dividende lieber in bar ausgezahlt haben wollen oder stattdessen Aktien zu einem günstigeren Preis erwerben möchten. Der norwegische Staat, der mit 67 Prozent zugleich grösster Aktionär von Statoil ist, will von der Aktienvariante Gebrauch machen – schon allein, um seinen Anteil nicht zu verwässern.

Shell bietet seinen Aktionären diese Form der Dividendenzahlung bereits an. Für 2016 stellt der Konzern eine mindestens stabile Gewinnausschüttung in Aussicht und nimmt dafür auch eine höhere Verschuldung in Kauf. Von der Ratingagentur Standard & Poor’s wurden sowohl Shell aber auch andere Konzerne bereits abgestuft. Auch BP liess am Dienstag trotz eines Rekordverlusts die Dividende unangetastet. «Wir wissen, wie wichtig diese für unsere Aktionäre ist», sagte BP-Chef Bob Dudley vor Analysten. Er würde dem Konzern dafür zur Not auch weitere Schulden in Milliardenhöhe aufhalsen. (awp/mc/upd/ps)

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