Russische Ukraine-Politik lässt Gazprom-Gewinn einbrechen

Russische Ukraine-Politik lässt Gazprom-Gewinn einbrechen

Gazprom-CEO Alexej Miller.

Moskau – Die Ukraine-Krise und die Rubel-Schwäche haben dem russischen Energieriesen Gazprom einen massiven Gewinneinbruch eingebracht – gedrosselte Gaslieferungen nach Europa streitet der Konzern weiterhin ab. Im ersten Quartal 2014 sei der nach internationaler Rechnungslegung (IFRS) bilanzierte Überschuss um 41 Prozent auf 223 Milliarden Rubel (4,64 Mrd Euro) gesunken, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Moskau mit.

Aus der EU kamen unterdessen erneut Vorwürfe gegen den vom Kreml gesteuerten Gasmonopolisten. Polen und die Slowakei beklagten einen Rückgang von Lieferungen. Gazprom betonte, nichts geändert zu haben.

Geringe Liefereinschränkungen
Ein Sprecher des grössten deutschen Energiekonzerns Eon , der in Russland stark engagiert ist, sprach von «aktuell geringen Liefereinschränkungen». Diese hätten aber keinen Einfluss auf die Versorgungssituation.

Eon-Chef Johannes Teyssen sieht die Gasversorgung in Deutschland nicht unmittelbar gefährdet. «Deswegen müssen wir uns in Deutschland noch lange keine Pullover stricken», sagte Teyssen der «Stuttgarter Zeitung» (Freitag). Eine Zuspitzung könne es nur geben, wenn auch die Ostseepipeline und die Leitungen durch Weissrussland und Polen betroffen wären.

Polen beklagt geringere Gaszufuhren
Der polnische Energiekonzern PGNiG hatte mitgeteilt, die Gaszufuhr habe am Mittwoch um 45 Prozent unter der mit Gazprom vereinbarten Menge gelegen. Seit Montag seien die Lieferungen um 20 bis 24 Prozent geringer gewesen. Betroffen seien alle drei Gasleitungen, durch die russisches Gas über Weissrussland und die Ukraine nach Polen fliesse, hiess es. Auch die Slowakei klagte am Donnerstag über zehnprozentige Lieferkürzungen durch Gazprom.

Gazprom-Sprecher Sergej Kuprijanow sagte dazu: «Zurzeit wird nach Polen genauso viel gepumpt wie an den vergangenen Tagen: 23 Millionen Kubikmeter.» Russlands Botschafter in Berlin, Wladimir Grinin, sagte, die Gaslieferungen an den Westen blieben ungeachtet der Ukraine-Krise stabil. Russland habe Gas nie als Waffe genutzt, erklärte der Diplomat im ARD-«Morgenmagazin».

Rubel-Schwäche
Der Konzern berichtete zu seiner Quartalsbilanz, ein weiterer Negativfaktor sei die Rubel-Schwäche gewesen. Allein die Kursverluste hätten sich auf 171,9 Milliarden Rubel belaufen. Der Umsatz stieg aber um 7 Prozent auf 1,559 Billionen Rubel. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen verringerte sich um 6 Prozent auf 51,8 Milliarden Rubel. Wegen unbezahlter Rechnungen in Milliardenhöhe pumpt Gazprom seit Mitte Juni kein Gas mehr an die Ukraine.

Die EU-Kommission will erneut im Gasstreit zwischen den Nachbarn vermitteln. Man habe beiden Seiten neue Dreiergespräche für den 20. September in Berlin vorgeschlagen, sagte die Sprecherin von EU-Energiekommissar Günther Oettinger in Brüssel. Ein Thema könnte dabei auch der Rückgang der Erdgaslieferungen aus Russland an Polen sein. Die EU-Kommission will die Gründe dafür klären. Das russische Energieministerium bestätigte den Termin zunächst nicht.

Strategie der EU
Oettinger kündigte eine Strategie zur europäischen Versorgungssicherheit an. «Wir brauchen eine Mittelfriststrategie, denn: Aus einer gewissen Importabhängigkeit darf niemals eine Erpressbarkeit entstehen», sagte er in einer Videobotschaft aus Brüssel vor dem Deutschen Energiekongress in München. Davor sei für den Winter eine kurzfristige Strategie geplant. Es gebe aber bereits mehr Speicher als noch vor einigen Jahren sowie Terminals für Flüssiggas (LNG). Die Möglichkeit des umgekehrten Gastransfers – von West nach Ost – sei ebenfalls aktiviert. (awp/mc/pg)

 

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